Samstag, 4. August 2018

Heyne, unvergessen, unvermeidlich

Erst kürzlich, bei der Durchsicht älterer Blogeinträge, ist mir aufgefallen, dass ich den für Philip K. Dick, wohl für die Science Fiction insgesamt wichtigsten deutschen Verlag überhaupt, bisher ausgelassen habe: den Heyne Verlag.
Der Heyne Verlag wurde knapp 70 Jahre nach seiner Gründung und Selbstständigkeit 2001 zuerst von Axel Springer übernommen und ist nach einer weiteren Übernahme heute Teil der Random House Verlagsgruppe. Random House hat 2001 auch den Luchterhand Literaturverlag übernommen hat, der auch einen (kleinen) Beitrag (2 Bücher) zur Sammlung beigetragen hat.
Die erste Ausgabe eines Romans von Dick bei Heyne ist Träumen Roboter von elektrischen Schafen? von 1971, noch in Lizenz vom Marion von Schröder Verlag, die leider letzte Ausgabe von Dick ist der Sammelband Blade Runner, Ubik, Marsianischer Zeitsturz von 2009, letzteres ist eines von zwei Büchern, die derzeit auch noch beim Verlag erhältlich ist.
Dazwischen sind über 80 Einträge im Katalog, so viele wie von keinem anderen deutschen Verlag. Allerdings ist da nicht nur die Primärliteratur, Romane, Sammlungen und Reader und Anthologien, die einzelne Kurzgeschichten enthalten, sondern auch Sekundärliteratur und anderes bis hin zu Kuriosa. Darunter sind einige Erstveröffentlichungen und ein paar Singles, die nur einmal herausgekommen sind.
Herauszuheben ist das 1990 von Uwe Anton herausgegebene Willkommen in der Wirklichkeit: Die Alpträume des Philip K. Dick.  Es ist das einzige Buch in meinem Katalog, dessen deutsche Ausgabe es ins Englische geschafft hat, unter dem Titel Welcome to Reality: The Nightmares of Philip K. Dick. Das beinhaltet Kurzgeschichten mit eher sperrigen Titeln wie Philip K. Dick Is Dead and Living Happily in Wuppertal von Ronald M. Hahn, im Original natürlich Philip K. Dick ist tot und lebt glücklich und zufrieden in Wuppertal-Vohwinkel.
Dieses Buch ist für eine Sammlung absolut relevant, obwohl es nur eine Kurzgeschichte von Dick enthält, weil es eine einmalige Sammlung von recursive bzw. Meta-SF zu Philip K. Dick ist. Und deshalb ist es wohl auch zur Übersetzung gekommen. Man darf vermuten, dass der Herausgeber beim Entstehen dieser Sammlung eine herausragende Rolle gespielt hat.
Philip K. Dick herausgegeben von Uwe Anton
Die zwei bemerkenswertesten Ausgaben von Dick beim Heyne Verlag,
beide herausgegeben von Uwe Anton: Willkommen in der Wirklichkeit
und der Reader Kosmische Puppen und andere Lebensformen
Erwähnen kann man auch noch die Anthologie Kosmische Puppen und andere Lebensformen von 1986, die bisher einzige deutsche Ausgabe von Cosmic Puppets. Dicks Novelle ist ergänzt um eine Auswahl von Kurzgeschichten und – wichtiger – einigen Essays von und über Dick, die wir sonst wohl nicht auf Deutsch gesehen haben. Dabei ist auch Dicks If You Find This World Bad, You Should See Some of the Others, auf Deutsch Wenn Sie glauben, diese Welt sei schlecht, sollten Sie einmal ein paar andere sehen. Auf Englisch ist dies erst 1991 in der PKDS Newsletter und 1995 in den Selected Writings erschienen.
Insgesamt spiegelt die Relevanz von Heyne für Philip K. Dick die Bedeutung von Heyne für die Science Fiction in Deutschland insgesamt dar, insbesondere um die goldenen 80er Jahre herum. Jenseits von den Aktivitäten von Uwe Anton ist nicht wirklich ein Plan zu sehen, den gibt es erst mit der Philip K. Dick Werk Edition.
Was es für den Sammler bei Heyne leicht macht (auch wenn man das als Sammler vielleicht gar nicht immer will) ist es, dass die Ausgaben bei Heyne alle sehr sorgfältig ausgezeichnet sind. Saubere ISBNs, die Auflage ist im Impressum angegeben, es gibt aber zwischen den Auflagen sonst keine Abweichungen, es gibt (zumindest im Umfeld von Dick) fast keine versteckten Abweichungen, Heyne ist einfach zu sammeln.
Praktisch alles von Heyne zu Philip K. Dick ist verfügbar und auch bezahlbar – und das gilt auch über die Werke von Dick hinaus, zumindest im Bereich der Science Fiction. Selbst die frühesten Science Fiction Ausgaben sind sehr bezahlbar erhältlich. Heyne stellt hier keine hohen Ansprüche an Sammler, nur auf die Erhaltung und die in den 80er und 90er häufigen Remittenden-Stempel sollte man achten.
Alles von und zu Philip K. Dick bei Heyne, inklusive dem Inhalt des von Uwe Anton herausgegebenen Readers findet sich auf dieser Seite im Blog.

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