Samstag, 6. Oktober 2018

The Man in the High Castle 2018 (Season 3)

Gestern, am 5. Oktober, ist bei Amazon die dritte Staffel vom The Man in the High Castle mit zehn neuen Folgen angelaufen. Erwähnenswert ist es, dass es eine dritte Staffel gibt und das sich schon die Ankündigung des Datums der Veröffentlichung sehr lange hingezogen hat. Die Fans mussten lange warten. Eine besondere Bemerkung verdient auch die Tatsache, dass bereits vor der Veröffentlichung auch schon die vierte Staffel angekündigt wurde. Tatsächlich ist jetzt auch gleich die deutsche synchronisierte Version verfügbar, deutsche und internationale Fassung starten also erstmalig bei dieser Serie gleichzeitig. Das verdanken wir vermutlich der langen Anlaufzeit.
Das Orakel vom Berge in einer französischen Ausgabe von 2013
Le Maître du Haut Château, die französische Übersetzung von The Man in the High Castle,
in der Ausgabe von J'ai Lu aus dem Jahr 2013
Mit Philip K. Dick und seinem Roman Das Orakel vom Berge hat die Serie nicht mehr sehr viel zu tun. Sie hilft aber sicher der Popularität von Dick – und natürlich dabei, dass viele neue Ausgaben von The Man in the High Castle in vielen Sprachen herauskommen.
The Man in the High Castle  Das Orakel
vom Berge
, Fischer (2017)
Der Roman ist immer noch nur der am zweit meisten übersetzte Roman von Dick mit den zweit meisten Ausgaben – mit 28 Sprachen (zusätzlich zu Deutsch und Englisch) und knapp 140 Ausgaben. Aber natürlich ist Do Androids Dream of Electric Sheep? bzw. Blade Runner die Nummer eins mit 30 Sprachen und 170 Ausgaben.
Wenig überraschend hat der Roman im Ausland, wo man bezüglich nationalsozialistischer Ikonographie weniger sensibel ist, oft entsprechende Motive für die Umschlagbilder der Romane gewählt, seien es Hakenkreuze oder Hitlers. Die deutschen Ausgaben haben das weitestgehend vermieden, die aktuelle Fischer Ausgabe zeigt den Reichsadler, vermeidet aber das Hakenkreuz, das der zeitgenössische Reichsadler sonst üblicherweise im Eichenkranz trägt. So wird das in Deutschland auch anderweitig, z. B. im Modellbau gehandhabt, das ist eine gute Übung und vermeidet auch gesetzliche Schwierigkeiten.
Deutsche Ausgabe von Philip K. Dicks The Man in the High Castle
Das Orakel vom Berge, Heyne (2000, hier
in der 4. Auflage von 2004 mit neuem Logo);
man konnte sich den Hitler nicht sparen
Die Heyne Ausgabe von 2000 mag beim Umschlagbild nicht ganz auf einen direkten Bezug zum Dritten Reich bzw. dessen Personal verzichten. Das kann man unterschiedlich bewerten. Ansonsten handelt es sich aber sicher um die schönsten deutsche Ausgabe des Romans. Der Band aus der Reihe Meisterwerke der Science Fiction hat ausser einem klugen Vorwort von Kim Stanley Robinson auch einen Anhang mit einer knappen Vorbemerkung von Uwe Anton und zwei Stücke von Dick selbst, nämlich Biographisches Material zu Hawthorne Abendsen und Die beiden vollständigen Kapitel einer geplanten Fortsetzung zu Das Orakel vom Berge. Das gibt es (auf Deutsch) so nur in dieser Ausgabe.
Dick selbst hat sich später offenbar so geäussert, dass er die Fortsetzung des Romans nicht habe schreiben können, weil ihn die Schilderung der schrecklichen Verbrechen der Nationalsozialisten, mit denen er sich sehr eindringlich beschäftigt hatte, zu sehr mitgenommen haben, um einen weiteren Roman darüber zu schreiben. Das ist sicher nicht der schlechteste Grund. Und die Serie kommt auch ohne weitere literarische Vorlage aus – und kann trotzdem unterhaltsam bleiben. Solange Dicks literarisches Erbe gut bewahrt ist, wird ihm eine Serie bei Amazon nicht schaden und vielleicht sogar seine Popularität weiter fördern.
Mehr zum Orakel vom Berge gibt es hier im Blog, z. B. hier. Einen Überblick über alle deutschen Beiträge in Film, Funk und Fernsehen, gibt es hier auch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen