Samstag, 30. November 2019

Gesundheit!

Am 27. November ist Der galaktische Topfheiler von Philip K. Dick offiziell (laut Katalog) beim S. Fischer Verlag erschienen. Mein Buchhändler hatte ihn schon zwei Tage vorher. Und das Impressum vermeldet Dezember 2019. Das macht die Buchhaltung nicht einfacher, aber ähnlich ist es bei allen Ausgaben von Fischer - immerhin steht ein Monat im Impressum.
Die aktuelle Ausgabe von Der galaktische Topfheiler von Philip K. Dick bei Fischer

Samstag, 23. November 2019

The End. Eine Replikantenoper

Theater Bremen
Bremen. Hier wird Geschichte geschrieben, wenn auch nur in einer kleinen Ecke des Philip K. Dick Universums. Am 26.09.2019 hatte The End. Eine Replikantenoper Uraufführung, im Kleinen Haus. Leider konnte ich nicht dabei sein. Am vergangenen Freitag war nun die inzwischen siebte Aufführung, die auch ich besuchen konnte. Und trotz der etwas aufwändigen Anfahrt – das Nationaltheater Mannheim wäre ein bequemerer Ort gewesen – hat es sich (natürlich) gelohnt bei diesem fast einmaligen Ereignis, auf jeden Fall aber kaum zu wiederholenden Erlebnis dabei zu sein.
Diese Oper ist untypisch – wir sehen fünf Darsteller auf der Bühne im Nieselregen, die vor dem sich in der Feuchtigkeit auflösenden Hintergrund aus weissem Zellstoff stehen. Es ist das Jahr 2350 (oder so), die Menschen sind untergegangen und nun kommt auch für die fünf Replikanten auf der Bühne das Ende, The End. Auf der Bühne stehen – von rechts nach links – fünf Replikanten, die Rick Deckard (gespielt von Alexander Swoboda), Rachel Rosen (Annemaaike Bakker), KD6-3.7 (Nadine Geyersbach), Roy Batty (Matthieu Svetchine) und Dr. Eldon Tyrell (Justus Ritter) repräsentieren. Und natürlich repräsentieren diese Replikanten die genannten nur, sie spielen sie nicht, denn diese Replikanten erzählen von der fernen Vergangenheit, wie sie sich in den beiden Blade Runner Filmen abgespielt hat (oder wenigstens fast so). Und wenn man diese Filme kennt, weiss man, dass zumindest Batty, Rachel und Tyrell tot sind und Tyrell ziemlich sicher ein Mensch war.

Samstag, 16. November 2019

Und noch mehr Philip K. Dick Film Festival

Nach meinem Beitrag in der vorigen Woche verdienen noch einige weitere Filme des European Philip K. Dick Film Festivals einer Erwähnung – nach meiner gänzlich subjektiven Wertung.
Am Donnerstag, dem ersten Tag, folgten in Block 2: Fleisch und Maschine elf Filme. Der argentinische Kurzfilm Tatu beeindruckt mit animierten Robotern, aber das einsame Mädchen in der Großstadt in I Don't Want to be Alone ist nicht nur enorm bildstark sondern auch emotionaler - und zitiert Blade Runner ganz direkt in der ersten Szene.
Und auch in diesem zweiten Block gab es einen deutschen Beitrag, Zoe von Leif Brunnie über dessen Entstehung man auch direkt beim Filmemmacher nachlesen kann. Ein Zero-Budget-Film mit einem PKD-Thema. Und ein Film, den ich gerne weitersehen wollte … Der Abend geht dann spät zu Ende, nach Arbeit und Anfahrt vielleicht ein bisschen zu spät.
Nach einem kulturvollen Tag in Köln gänzlich ohne Philip K. Dick, einem Feiertag, an dem die Antiquarite leider geschlossen hatten, hiess dann am Freitag Abend der erste Block Jenseits von Verstand und Glauben.
Der erste Film des Abends war The Nine Billion Names of God, der auf einer Kurzgeschichte (auch wenn es im Abspann based on the book steht, ist es doch eine Kurzgeschichte) vom grossen Arthur C. Clarke von 1954 beruht (zum Trailer). Der deutsche Titel ist Die neun Milliarden Namen Gottes, erstmalig bei Ullstein (1959) in der Anthologie Nur ein Marsweib und andere Science Fiction-Stories erschienen. Für mich war dieser Film mit seinen grossartigen Bildern – der Himalaya, ein buddhistisches Kloster, Mönche in orangenen Roben und dem Stil der 50er Jahre – unbedingt eines der Highlights des Festivals. Auch wenn die diese typische Kurzgeschichte der 50er Jahre eine (etwas vorhersehbare) Pointe hatte.
Gedreht in Köln ist Eva  A CRISPR Story von Regisseur Puneet Bharill, der auch (wie in der No- und Low-Budget-Szene üblich) das Drehbuch geschrieben hat (und vermutlich sonst allerlei besorgt hat, was nötig war). Die Story greift das Thema Genmanipulation auf, die namensgebende CRISPR/Cas-Methode ist ein relativ neues, sehr mächtiges Werkzeug in diesem Umfeld und es wird (ohne Übertreibung: vermutlich die Welt verändern. Der wissenschaftliche Sachverstand der Macher beflügelt den Film und die schwierige Thematik braucht sicher mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft.
Das Programm des Philip K. Dick Science Fiction Film
Festivals in Köln für 2019  das Motiv ist dem Kurzfilm
Mise En Abyme entnommen und zeigt einen Sammler,
allerdings nicht von Büchern sondern anderndings; das
Programm ist natürlich in die Sammlung gekommen
Dem hoch professionellen und optisch perfekten Mise En Abyme über einen Sammler (von Schmetterlingen) ist auch das Motiv der Film Festivals entnommen, das ist kein Zufall. Auf Vimeo kann man nicht nur den Trailer finden, sondern, neben Storyboard, making of und Interview mit dem Hauptdarsteller, auch einen Beitrag des italienischen Regisseurs Edoardo Smerilli. Smerilli hat das Drehbuch selbst geschrieben und er nennt Dick und sein Werk als Inspiration – und zeigt es auch. Eigentlich ist dieser Kurzfilm ein Beitrag für den zweiten Block des Tages, den Dick-Block. Den Sammler lässt der Film ein wenig unruhig zurück.
Ausser einigen grossen Namen bei den Autoren – King, Clarke, Dick – finden sich auch einige sehr bekannte Schauspieler. In Who is Martin Danzig? von Michael Baker spielen Walter Koenig und Kevin Page. Koenig ist bekannt oder eigentlich berühmt für seine Rolle als Pavel Chekov in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise und den zugehörigen Kinofilmen. Page ist bekannt für Auftritte in diversen Serien, in Deutschland sind davon wohl die Sitcom Seinfeld und die SF-Serie Babylon 5 am bekanntesten. Ein besinnliches Ende dieses Blocks.
Vor der Pause, dem break with the directors, kann Autor und Regisseur Puneet Bharill, der mit seiner Hauptdarstellerin Isabel Sáez Martínez und vielen Freunden und weiteren Mitwirkenden gekommen ist, noch über seinen Film, seine Absichten und das making of erzählen. Interessanterweise ist der Film zentral ausgewählt und nicht als lokaler Beitrag des Kölner Festivals hinzugenommen.
Der zweite Block am Freitag mit dem Titel Kult, Verschwörung und Paranoia hatte die wohl direktesten Verbindungen zu Dick. Der erste der sechs Filme ist auch die einzigen Verfilmung eines Stoffes von Dick selbst, Beyond the Door. Analog zu The Pipers von Ammar Quteineh, der im vergangenen Jahr gezeigt wurde, basiert auch dieser Film auf einer der Kurzgeschichten von Dick, die in den USA in die Public Domain gefallen sind (Details dazu gibt kann man hier nachlesen) und somit auch für Projekte mit einem kleinen Budget erreichbar. Denn man kann annehmen, dass der Trust seine Stoffe teuer verkaufen will (oder muss?) und sie solche einem kleinen Independent Projekt kaum günstig überlassen würde. Der Film weicht von der Geschichte ab und formuliert und interpretiert sie neu, Ehebruch ist schliesslich heute kein so existenzielles Problem mehr wie in den 50er Jahren, die zentrale Idee bleibt dabei auch erhalten.
Dicks Erzählung Beyond the Door ist als Jenseits der Tür übersetzt und – wie Pfeifer im Wald – auf Deutsch nur in den Sämtlichen Erzählungen erschienen. Auch auf Englisch ist sie nach der Erstpublikation in Fantastic Universe (Januar 1954) erst in den Collected Stories erneut erschienen, auch die Encyclopedia Dickiana hat wenig dazu zu sagen.
Der folgende Film Sereget bringt uns wieder direkt zum Horror des Halloween-Abends zurück. Ein Haus in der Nacht, eine schwangere Frau und Aliens von der wirklich unfreundlichen Sorte sind dafür das richtige Rezept. Vermutlich wirklich grossartig, aber für mich geht so etwas nur an Halloween. Und mein Eindruck ist auch, dass in diesem Jahr etwas mehr Grusel-Motive im Programm waren, vermutlich lag das auch am Datum. Der folgende französische Film Diversion war ein weiteres Highlight des Abends. Ganz ohne special effects aus dem Computer erzählt er eine phantastische Geschichte mit Horror-Elementen, aber Humor und letztlich einem Science Fiction Ende und bleibt dabei ganz französisch. Ein Film der in Erinnerung bleiben wird.
Das folgende Simulations – hier geht es zum Trailer – ist wieder ein originäres Motiv von Philip K. Dick, das auch optische Anleihen bei Die totale Erinnerung – Total Recall nimmt, allerdings hätte Dick die Geschichte wohl etwas einfacher strukturiert: Es war ein bisschen zu viele Ideen für einen kurzen Film.
Auch 2019 war das Philip K. Dick Science Fiction Film Festival wieder ein grosses Erlebnis im PKD Terminkalender. Der persönliche Kontakt mit Filmemachern und Veranstaltern ist faszinierend, insbesondere für den Sammler Papierernens, der mit Film eher wenig zu tun hat und eher passiv und unkundig konsumiert – was ich jetzt, auch im Blog, ein wenig ändern möchte. Nicht nur die Verfilmung von Blade Runner ist einen zweiten Blick wert.

Nachtrag

Die Sieger des Festivals sind nun auch verkündet:
  • BEST SCI-FI SHORT: TOMORROW MIGHT BE THE DAY
  • BEST HORROR SHORT: CHROMOPHOBIA
  • BEST SHORT DOCUMENTARY: HUNTING FOR HUXLEY
  • BEST PHILIP K DICK SHORT: THE NEXT 60 DAYS
  • BEST AUDIENCE AWARD: THE 9 BILLION NAMES OF GOD
  • BEST NEW MEDiA MICROSHORT: I CAN

Samstag, 9. November 2019

The Sixth Annual European Philip K. Dick Film Festival

Im Kino
The Sixth Annual European Science Fiction Philip K. Dick Film Festival in Köln
Ich habe es tatsächlich geschafft auch in diesem Jahr wieder beim European Philip K. Dick Film Festival in Köln dabei zu sein. Und wie im letzten Jahr war es einmaliges Erlebnis … ja, das passt nicht wirklich, aber so fühlt es sich an. Sagen wir also, es war wieder sehr schön.
Das European Festival findet am anderen europäischen Spielort Lille in der Woche vor Köln statt, am 25. und 26. November, das Programm ist dort ein etwas anderes. In Lille war es seit 2013 die sechste Auflage dieses Festivals, in Köln seit 2016 die vierte. Dabei sind knapp die Hälfte der Filme aus Lille auch in Köln zu sehen. Das gilt so auch für das Mutterfestival in den USA, das dort seit 2012 in New York und verschiedenen andere Orten spielt – jedes Festival hat also durchaus sein eigenes Programm. Dabei geht es nicht (nur) um Verfilmungen der Stoffe von Philip K. Dick, sondern der Auftrag ist breiter: