Samstag, 9. November 2019

The Sixth Annual European Philip K. Dick Film Festival

Im Kino
The Sixth Annual European Science Fiction Philip K. Dick Film Festival in Köln
Ich habe es tatsächlich geschafft auch in diesem Jahr wieder beim European Philip K. Dick Film Festival in Köln dabei zu sein. Und wie im letzten Jahr war es einmaliges Erlebnis … ja, das passt nicht wirklich, aber so fühlt es sich an. Sagen wir also, es war wieder sehr schön.
Das European Festival findet am anderen europäischen Spielort Lille in der Woche vor Köln statt, am 25. und 26. November, das Programm ist dort ein etwas anderes. In Lille war es seit 2013 die sechste Auflage dieses Festivals, in Köln seit 2016 die vierte. Dabei sind knapp die Hälfte der Filme aus Lille auch in Köln zu sehen. Das gilt so auch für das Mutterfestival in den USA, das dort seit 2012 in New York und verschiedenen andere Orten spielt – jedes Festival hat also durchaus sein eigenes Programm. Dabei geht es nicht (nur) um Verfilmungen der Stoffe von Philip K. Dick, sondern der Auftrag ist breiter:
The mission of the Philip K. Dick Film Festival is to promote original or adapted material inspired by the works of Philip K. Dick, Jorge Luis Borges, Italo Calvino, Robert Anton Wilson, Franz Kafka and others who have explored the metaphysical […]
Das klingt doch erst mal gut, Borges, Wilson und Kafka hört man öfter im Umfeld von Dick und gute Gesellschaft sind sie allemal, Calvino ist in Deutschland – oder zumindest für mich – doch eher special interest (aber ich würde mich über abweichende Lesermeinungen freuen).
Vom Ablauf hat sich für den Zuschauer in diesem Jahr gegenüber dem vorigen Jahr nichts geändert: An zwei Abenden, wieder einem Donnerstag und Freitag – also auch an Halloween, was für einige der Filme einen angemessenen Rahmen bildet – werden insgesamt 26 Kurzfilme gezeigt. Die Filme werden (mit wenigen Ausnahmen) im Englischen Original gezeigt.
Die Vorführung erfolgt in jeweils zwei Blöcken à 90 Minuten, die Filme sind zwischen fünf und 24 Minuten lang, in diesem Jahr vielleicht etwas länger als im letzten – bzw. es waren weniger sehr kurze dabei.
Vorgestellt wurden die Filme vom Festivalgründer Dan Abella persönlich, der auch in diesem Jahr wieder den Weg nach Köln gefunden hat und dessen Anwesenheit für das Event ein Highlight ist. In diesem Jahr waren wohl etwas mehr europäische Produktionen am Start.
Am ersten Abend wurden gab es neun Filme in Block 1 unter dem Motto Die Zukuft ist hier. Es begann mit Face Swap, einer wirklich frappierenden Idee und einem Auftritt von George Clooney … oder so? … und einem wirklich amüsanten Schlusspunkt.
School's Out von Alice Cooper, entstanden unter
Mitwirkung von Dennis Dunaway, der vier der neun Lieder
mitgeschrieben hat, dabei auch den titelgebenden
Es folgt Cold Cold Coffin, das etwas aus dem Rahmen fällt. Dieses aktuelle Musik-Video von Regisseur Brian Cichocki ist erst im Oktober erschienen. Es ist das Video zu einem Lied von Dennis Dunaway, dem langjährigen Bassisten von Alice Cooper. Der Song erinnert auch deutlich an Alice Cooper, aber Dunaway hat auch einige der (bekanntesten) Lieder der Gruppe mitgetextet, er darf also auch wie Alice Cooper klingen.
Und so tritt im Video in der weiblichen Hauptrolle auch Calico Cooper auf – ja genau, das ist die Tochter von Alice Cooper.
Natürlich passt ein Video im Stil von Dennis Dunaway und Alice Cooper perfekt zu Halloween und das Thema Kryonik zum Titel des ersten Blocks – Die Zukunft ist hier.
Das Video findet sich natürlich in ganzer Länge im Netz. 
Es gibt auch eine minimale Verbindung direkt von Dick zu Alice Cooper: In Valis wird Alice Cooper in einem Satz mit David Bowie und Frank Zappa als Mass aller Dinge in der Rockmusik genannt. Diese Erwähnung verdanken wir dem hier im Blog enthusiastisch vorgestellen Appendix Dick von Tommi Brem ohne den (mir) solche Zusammenhänge entgehen würden.
Nach Megan, das sich mir nicht erschlossen hat, das aber allein für den kurzen und selbstironischen Auftritt von Ralf Möller sehenswert war folgte I am the Doorway von Simon Pearce. Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Stephen King und hat den Philip K. Dick Festival Preis (in den USA) für Best Short gewonnen hat, sowie zahlreiche andere Preise (siehe Imdb). Es gibt auch schon andere Verfilmungen und damit hat er sich einen eigenen Wikipedia-Eintrag verdient. Und natürlich gibt es einen Trailer dazu. Dieser Film wird mir lange in Erinnerung bleiben und man muss kein Fan sein, um Stephen Kings die Fähigkeit spannende und intelligente Geschichten zu schreiben, die der Regisseur allerdings auch phantastisch umgesetzt hat.
Vier Blöcke, vier Karten: Was vom
Filmfestival in der Sammlung übrig bleibt
Auch der folgende mexikanische Beitrag Llora Conmigo passte zum Halloween-Motiv und war wahrlich gruselig. Nach dem belgischen Popular Tropes folgte dann der erst deutsche Beitrag. Antenna von Carsten Woike, ist schon etwas älter, von 2015, das ist aber durchaus eine Ausnahme, die meisten Filme sind aus diesem oder dem Vorjahr. Der Trailer zu diesem Filme findet sich u. a. bei Vimeo und gibt einen guten Eindruck über das Niveau dieses und der anderen gezeigten Kurzfilme. Mich hat der Film in meine Kindheit in den 80er Jahren versetzt, nur die
Windkraftanlagen am Horizont verraten, dass die zeitliche Zuordnung hier gar nicht gelingen soll, denn auch heute kann der Film nicht spielen wollen, denn keiner der (jungen) Protagonisten zeigt ein Handy. Diese Unbestimmtheit ist, sagt Woitke, gewollt und erzeugt eine feine Stimmung. Eindrucksvoll Felix De Buhr, der die Hauptrolle des Jungen, Kai, spielt. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für den deutschen Film, jenseits von Klamauk und Historie.
Und wenn schon Klamauk, dann koreanischen wie in The Great 60 Days von Teo-Woo Kim: Diese Fruchtfliege wird man nicht vergessen und das Kreuz des Papstes atmet den Geist eines wahren low budget Films.
Nach diesem ersten Block gab es die Möglichkeit mit dem anwesenden Carsten Woike über seinen Film zu sprechen und so konnte er über die 80er Jahre Filme erzählen, die ihn inspiriert haben. Und gerade diese Dinge sind es, die ein Filmfestival zu etwas wirklich Besonderen und Erinnerungswürdigen machen. Und da es davon noch mehr gibt, folgt nächste Woche ein Blogeintrag, schliesslich geht es auch noch um die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick, Beyond the Door.
Vielen Dank den Veranstaltern und allen Beitragenden für dieses schöne Festival!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen