Samstag, 30. Januar 2021

In der Endzone

Thomas M. Disch ist einer der Namen, der im Umfeld von Philip K. Dick immer wieder fällt. Disch war etwas jünger als Dick und ist bekannt für seine Science Fiction, war aber in vielen anderen Formen und Genres aktiv.
In der Sammlung ist jetzt ein Gedichtband von „Tom Disch“, unter diesem Namen hat er seine Gedichte veröffentlicht: EndzoneLetzte Gedichte, herausgebracht vom Mitteldeutschen Verlag im Jahr 2018.
Endzone von Thomas M. Disch, enthält einen Brief von Philip K. Dick

Samstag, 23. Januar 2021

The Nation

Sehr zufällig und der Arbeit eines gewissenhaften Antiquars geschuldet, ist mir diese frühe Veröffentlichung von Philip K. Dick über den Weg gelaufen: Ein Leserbrief an 
Ein Leserbrief von Philip K. Dick:
Olivier and the Beggar
The Nation
, einem amerikanischen Wochenmagazin, in der Ausgabe vom 3. Oktober 1953.
Dick hat Einwände zu der einige Wochen vorher erschienen Kritik des Films The Beggar's Opera [Die Bettleroper, 1953] mit Laurence Olivier in der Besetzung. Für Oper und allgemein klassische Musik hat sich Dick lebenslang, von früher Jugend an, begeistert. Einen weiteren „Philip K. Dick“ als Leser einer links-liberalen Zeitschrift mit Interesse an dieser Art von Musik wird es in Berkeley 1953 nicht gegeben haben, daher meine feste Überzeugung, dass man hier auch von dem Philip K. Dick liest.
The Nation galt in den 50ern als „pro-kommunistisch“ und war aus einigen Bibliotheken verbannt, Dick hat das (natürlich) nicht davon abgehalten, es zu lesen. Dem Kritiker der Zeitschrift ist das Werk zu seicht, Dick findet das er die Oper in ihrer Tiefe nicht verstanden hat. Dem Journalisten einer (pro-)kommunistischen Publikation hätte der gesellschaftspolitische Aspekte der Bettleroper auch nicht entgehen dürfen, er ist also entweder schlecht geschult oder nicht linientreu. Als links-liberal gilt The Nation noch heute (und damit vermutlich einigen Amerikanern auch noch als kommunistisch).
Rätselhaft ist für mich, wie der Antiquar diesen Brief gefunden hat. Die Ausgabe unter dem Autoren Philip K. Dick anzubieten, ist schlüssig, Dick verkauft sich gut, aber woher hat er gewusst, dass diese Ausgabe einen Beitrag von Dick enthält? Ich bin auf jeden Fall dankbar für das Angebot, auch wenn ich die Ausgabe nicht gekauft habe – und die Ausgabe einer Wochenzeitschrift von 1953 wird nur sehr schwer noch einmal zu finden sein, ich war also wirklich sehr versucht, zuzuschlagen, musste aber Prioritäten setzen.

Samstag, 16. Januar 2021

Versenkt

Frust. Wie soll man es sonst erklären? Oder Langeweile? Als Sammler versucht man eine Leere zu füllen, heisst es, was natürlich nicht gelingen kann. Oder es war doch nur Frust, die Gesamtsituation halt. Oder eine ungesunde Kombination aus allem? Jetzt ist er da, mein Nacht-Frust-Kauf: ein ungewöhnliches Stück für die Sammlung – eine Sammelkarte! Was macht eine Sammelkarte in der Sammlung?
U.S.S. Panay Sinks as Crew Abandons Ship heisst das Bildchen, Nummer 54 von 288 aus der Serie Horrors of War. Verkauft mit einer Packung Kaufgummi werden die Karten Bubblegum Cards genannt. (In Deutschland gab es, mangels Kaugummi, Sammelkarten mit Zigarren und Zigaretten.)
Die Horrors of War Reihe ist von 1938 und gehören mit einer Auflage von 100 Millionen zu den beliebteren ihrer Art. Bunt und eindringlich zeigen sie die Schrecken des Krieges, überwiegend des Spanischen Bürgerkrieges, des Abessinienkriegs und des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges, in einer Ergänzung erscheint auch schon Hitler. Die dargestellten Kriege dauern zum Erscheinungsdatum noch an und müssen deshalb noch eindringlicher gewirkt haben. Erhalten hat man die Bilder mit Kaugummi, die Zielgruppe waren also wohl vorwiegend Kinder; ob Friedenserziehung so funktioniert, bleibt fraglich.
Diese spezielle Karte nun erzählt als letzte von vier vom Panay-Vorfall, der Versenkung eines amerikanischen Flusskanonenbootes auf den Jangtsekiang durch japanische Streitkräfte am 12. Dezember 1937. Es gab drei Tote. Laut den Gerichtsakten wurde das Schiff bei der Stadt Chizhou (Google Maps) versenkt, 100 km flussaufwärts von Nanking.
Horrors of War Sammelkarte U.S.S. Panay Sinks as Crew Abandons Ship von 1938

Samstag, 2. Januar 2021

Ausblick 2021

Was soll man sagen? Nach 2020 kann es ja nur besser werden. Für die Sammlung, für den Blog und überhaupt.
Für 2021 ist wenig Neues von und über Philip K. Dick angekündigt. In Deutschland geht es bei Fischer Klassik weiter
Hauptgewinn: Die Erde 
Hauptgewinn: die Erde 
kommt am 28. Juli, wenn es nicht, wie die letzten zwei Ausgaben von Fischer, ausfällt. Es ist Philip K. Dicks erster veröffentlichter Roman, im Original Solar Lottery und ein besonderer Roman bei Fischer, weil es der erste ist, der nicht aus der Philip K. Dick Edition von Heyne übernommen ist.
„Reguläre“ englische Ausgaben sind gar nicht angekündigt, möglicherweise kommt dort auch nichts, auch im vergangenen Jahr war es ja recht ruhig.
Im Segment der zukünftigen Raritäten gibt es aber ordentlich Bewegung: Suntup Editions will im Frühjahr A Scanner Darkly in drei Ausgaben ausliefern, bestellen kann man sie schon nicht mehr. Die lettered edition ist dabei die bisher teuerste Ausgabe eines Buches von Philip K. Dick bei Erscheinen: 2.150 US-Dollar (und leider schon ausverkauft).
Weiterhin gibt es Gerüchte zu drei Sammler-Ausgaben beim Kleinverlag Centipede Press, vermutlich teuer und ebenfalls schnell ausverkauft.
Wir werden die Bücher von Suntup Editions und Centipede Press zügig zu sehr hohen Preisen im Handel sehen. Wer also entsprechende Möglichkeiten hat, braucht sich nicht zu grämen, wenn man sie verpasst (hat).
International kann ich nur sehen, dass Minotauro in Spanien noch zwei Bände angekündigt hat, aber insgesamt wird im Süden weniger angekündigt, man kann also erwarten, dass auch in Italien und Frankreich ein paar Bände erscheinen.
Für das Vereinigte Königreich ist die Frage, welchen Effekt der „Brexit“ haben wird. Das Paketporto ändert sich nach Grossbritannien, mir ist unklar wie sehr für die Gegenrichtung. Und bei den Einfuhrabgaben sind wir wohl da, wo wir auch für die USA sind. Das ist bei mässigen Beträgen nicht schlimm bzw. viel, aber es drohen persönliche Besuche beim Zollamt, die man unbedingt vermeiden will. Abwarten … .
Und vielleicht gibt es wieder ein paar Veranstaltungen, die man persönlich besuchen kann, auch wenn das Philip K. Dick Filmfest in Köln sicher gefährdet ist (viel Glück, Filmclub 813!). Und das aufgeführte Spiel Shell Game von Anna Kpok, das mir im Ringlokschuppen Ruhr in Mühlheim entgangen ist, wird vielleicht doch (wie geplant) andernorts noch einmal gespielt.
Und was habe ich mir für Blog und Sammlung im nächsten Jahr vorgenommen? Wenig, eigentlich. In der Sammlung würde ich gerne das Thema Übersetzungen abschliessen, soweit möglich: Mazedonien sicher und vermutlich Georgien werden wohl offen bleiben, aber die beiden Lücken in Skandinavien werden sich sicher schliessen lassen. Ansonsten möchte ich weiter nach Aussergewöhnlichem jagen und es vorstellen. Andererseits möchte ich mich auch mehr dem Bestand zuwenden und dabei einige schlechte Exemplare ersetzen – ich besitze tatsächlich noch einige Remittenden in der Sammlung, die leicht auszutauschen sein sollten. Und über den Bestand (gerade den deutschen) lohnt es sich vielleicht auch hier zu berichten. Der Blog bleibt sicher aktiv, mindestens monatlich, eher öfter, wie im vorigen Jahr.