Samstag, 7. Juni 2025

Morning Patrol

Ein schöner, aber für diesen Blog nur am Rande erwähnenswerter Fang, ist mir kürzlich in der Bucht ins Netz gegangen: die Presseinformation zum Film Morning Patrol des griechischen Filmemachers Nikos Nikolaidis. Der Film ist von 1987, der griechische Titel ist Πρωινή περίπολος und es handelt sich offenbar um einen Festival-Film, der wohl nur bei diversen Filmfestivals gelaufen ist.
Πρωινή περίπολος
Die Startsequenz von Morning Patrol
Der erste  Hinweis, dass dieser Film etwas mit dem Thema dieses Blogs zu tun haben könnte, fand sich (recht zufällig) auf Wikipedia (das – trotz all seiner Mängel – hoffentlich die aktuellen Angriffe gut übersteht), dort kann man lesen:
Opening Credits mit der Nennung von Philip K. Dick, Raymond Chandler und anderen
Philip K. Dick in den Opening Credits
The film's dialogue contains excerpts taken from published works authored by Daphne du Maurier, Philip K. Dick, Raymond Chandler, and Herman Raucher.
Das macht neugierig, zumindest ein bisschen. Und die Neugier reicht weit genug, einen Blick in die Presseinformation zu werfen, die vielleicht ein bisschen mehr dazu sagen kann; im Internetz hat sich dazu nichts verfangen.
Der Film kommt in Griechisch mit englischen Untertiteln. An dieser Stelle kommt der nicht unerwartete Anklang an Blade Runner, der sich teilweise sogar in der Musik wiederfindet, so scheint es mir. Aber natürlich: Raymond Chandler ist auch hier erwähnt, im Film laufen Filme aus dem Film Noir auf Fernsehern und in Kinos (die hier als Fallen dienen! was sagt uns der Autor hier?). Nikolaidis mag diesen Stil. Und er zeigt uns sowieso mehr Stimmungen und Bilder, weniger eine stringente Handlung.
Ich habe mich hier auch – im Guten wie im weniger Guten – an Andrei Tarkowski erinnert gefühlt, wohl nicht zufällig: ein langsamer, rätselhafter Film, eine Reise (wie in Stalker) zu einem mehr als unklaren Ziel. Kurz gesagt: dies ist Arthouse der allerobersten Stufe, gewiss kein (kommerzieller) Mainstream.
Front und Rückseite der Pressemitteilung
Die Pressemitteilung mit individualisierter Mitteilung: wir werden wohl nie erfahren, in welchem Gloriette Morning Patrol mal in Deutschland gelaufen ist
Die Frage, die hier nach dem ersten Ansehen offen bleibt, ist das ursprüngliche Interesse an diesem Film: wo ist hier Philip K. Dick? Ich konnte im Text, in den Untertiteln, keinen Dick entdecken. Das ist mein Fehler, ich bin mir sicher, irgendwo steckt da auch Dick drin, aber es sind sicher keine längeren Passagen ... und wenn es sich um Texte aus der Exegesis oder einem Essay handelt – gar aus der Metz-Rede – dann muss ich das noch einmal im Original nachlesen. Irgendwann. Für diesen Moment konnte das Rätsel nicht gelöst werden.
In jedem Fall hielt sich für diesen Zuschauer der PKD-Vibe insgesamt in Grenzen: es gibt viele Filme, die mehr phildickianisch sind als dieser, auch wenn er wohl Originaltext von Dick enthält. Und auch der erworbene Pressetext erwähnt Dick, aber ohne weitere Details. Zwei Zitate von Chandler dagegen sind konkret genannt.
Relevant ist dieser Film im Kontext von Philip K. Dick trotzdem: Irgendwo sind Zitate aus seinem Werk und wir sehen sehr explizit dokumentiert den Einfluss auf das Werk anderer Kreativer.
Der Regisseur, oder besser: Filmemacher, Nikos Nikolaidis gilt in seiner Arbeit als Experimentalfilmer, Morning Patrol ist in seiner Art also wohl typisch für seine Arbeit, soweit man das für diese Art von Film überhaupt sagen kann. Nikolaidis ist 2007 gestorben.
Philip K. Dick ist in Griechenland ausführlich, aber nicht komplett publiziert, dieser Blogeintrag berichtete schon darüber.
Zwei Bilder aus dem Film mit viel Text dazu
Pressemitteilung mit Raymond Chandler Zitaten
Offenbar wurde die DVD lokal im Internet vertrieben; dort gibt es sie nicht mehr. Ein günstiger Download (für 10 Euro) ist noch verfügbar – dieser Sammler mag derartige Objekte (Downloads) nicht in seiner Sammlung, eine DVD wäre deutlich besser. Aber wenn es nicht anders geht ...
Vermutlich findet sich für den interessierten Leser dieses Blogs auch eine schlechte Kopie des Films in den Untiefen des Netzes, 
Diese Presseinformation ist vermutlich noch schwerer zu finden als eine DVD des Films – tatsächlich war das eine Motivation das seltene Stück zu erstehen. Bei solche seltenen Stücken muss man auch über die kleinen Mängel bei der Erhaltung hinwegsehen. Und der Preis war auch mehr als vertretbar.
Hier im Blog gibt es eine Seite, die alles von, zu, mit und über Philip K. Dick in Film, Funk und Fernsehen sammelt.

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