Natürlich wieder gänzlich zufällig bin ich beim Fang auf The Pipers getroffen, einen Graphic Novel nach der Kurzgeschichte Piper in the Woods von Philip K. Dick.
Überraschend war diese Sichtung – mit anschliessendem Fang – weil das Buch als Kickstarter erschienen ist. Von einem Kickstarter erwartet man eine gewisse Werbung, die mich nicht erreicht hat - und ich bin sicher viel zum Thema Philip K. Dick unterwegs. Nun ja.
Diese Graphic Novel ist ein wunderschöner Hardcover-Band mit 92 Seiten in full color. Erstellt und illustriert haben ihn Paul Du Coudray und Elizabeth Haidle, ihre Zeichnungen wirken für mein (ausserordentlich ungeschultes Auge) eher getuscht als aquarelliert, aber in der digitalen Gegenwart ist es wohl weder das eine noch das andere.
Der Text des Kurzgeschichte ist nur sehr behutsam angepasst worden, trotzdem ist er erstaunlich aktuell. Erwähnt sei dazu nur kurz, weil eigentlich irrelevant, dass der männliche Garrison Chief Lawrence Watts im Comic eine Frau ist, Laura Watts. Das sagt vielleicht einiges über den Zeitgeist aus, man kann aber auch darüber nachdenken, warum diese offenbar schwarze Frau über den Einsatz der Peitsche zur Mitarbeitermotivation redet. Im Buch ist Watts ein freundlicher Vater-Typ, kein Sklaventreiber.
Inhaltlich geht es um das Thema Leistungsdruck und Selbstoptimierung, also durchaus aktuelle Themen. Bei Dick reagieren die Protagonisten mit einer Flucht nach innen. Das einzige phantastische Element, das für die Geschichte wirklich notwendig ist, ist der gemeinsame Auslöser dieser Flucht, die Pfeifer – und die existieren gar nicht. Ein Autor, der nicht auf eine Veröffentlichung in einem Pulp-Magazin angewiesen gewesen wäre, hätte diese Kurzgeschichte also auch vollkommen unphantastisch, ausserhalb des SF-Ghettos schreiben können. Dick hätte das vielleicht auch gewollt, hat er zu dieser Zeit doch noch einem Durchbruch im Mainstream geträumt. Der graphischen Umsetzung ist übrigens das gal ... with the bossom zum Opfer gefallen, eine Miniatur in Dicks Werken, die wir öfter treffen.
Eine kurze Analyse der Kurzgeschichte kann man auch andernorts nachlesen.
Eine besondere Rolle spielt diese Kurzgeschichte für mich, weil ich 2018 eine Verfilmung 2018 auf dem Philip K. Dick Filmfestival gesehen habe. Es zeigt sich, dass gewisse Geschichten eine besondere Anziehung als Vorlagen für anderer Medien.
Die Erstveröffentlichung der Kurzgeschichte war 1953 in der Februar-Ausgabe des SF Magazins Imagination, einem typisches pulp magazine seiner Zeit, in dessen späteren Ausgaben zahlreiche weitere Arbeiten von Dick zu finden sind. Beigefügt war der Kurzgeschichte eine kurze, von Dick selbst geschriebene Biographie, die sich im PKDWeb findet. Wie viele andere Geschichten von Dick aus diesem Zeitraum gehören auch die Pipers in the Wood in zu den in der letzten Wochen gezeigten gemeinfreien Ausgaben. Daher gibt es fast 30 – weitestgehend überflüssige - Ausgaben dubioser Kleinverlage oder gleich im Selbstverlag. Diese wunderbare Graphic Novel wäre aber vermutlich anders nicht möglich gewesen.
Aber auch diese Buch musste finanziert werden. Es hatten sich dazu bei Kickstarter 726 Interessenten gefunden, die mit ihren fast 17,000 US-Dollar das Buch quasi subskribiert haben – gefordert waren übrigens nur 4,800 Dollar. Das Projekt lief auch bei Indiegogo, dort gab es aber scheinbar nur eine Handvoll Interessenten.
Das zurückhaltende Umschlagbild von The Pipers |
Diese Graphic Novel ist ein wunderschöner Hardcover-Band mit 92 Seiten in full color. Erstellt und illustriert haben ihn Paul Du Coudray und Elizabeth Haidle, ihre Zeichnungen wirken für mein (ausserordentlich ungeschultes Auge) eher getuscht als aquarelliert, aber in der digitalen Gegenwart ist es wohl weder das eine noch das andere.
Der Text des Kurzgeschichte ist nur sehr behutsam angepasst worden, trotzdem ist er erstaunlich aktuell. Erwähnt sei dazu nur kurz, weil eigentlich irrelevant, dass der männliche Garrison Chief Lawrence Watts im Comic eine Frau ist, Laura Watts. Das sagt vielleicht einiges über den Zeitgeist aus, man kann aber auch darüber nachdenken, warum diese offenbar schwarze Frau über den Einsatz der Peitsche zur Mitarbeitermotivation redet. Im Buch ist Watts ein freundlicher Vater-Typ, kein Sklaventreiber.
Inhaltlich geht es um das Thema Leistungsdruck und Selbstoptimierung, also durchaus aktuelle Themen. Bei Dick reagieren die Protagonisten mit einer Flucht nach innen. Das einzige phantastische Element, das für die Geschichte wirklich notwendig ist, ist der gemeinsame Auslöser dieser Flucht, die Pfeifer – und die existieren gar nicht. Ein Autor, der nicht auf eine Veröffentlichung in einem Pulp-Magazin angewiesen gewesen wäre, hätte diese Kurzgeschichte also auch vollkommen unphantastisch, ausserhalb des SF-Ghettos schreiben können. Dick hätte das vielleicht auch gewollt, hat er zu dieser Zeit doch noch einem Durchbruch im Mainstream geträumt. Der graphischen Umsetzung ist übrigens das gal ... with the bossom zum Opfer gefallen, eine Miniatur in Dicks Werken, die wir öfter treffen.
Eine kurze Analyse der Kurzgeschichte kann man auch andernorts nachlesen.
Kein Rauchverbot in The Pipers, wie auch im Orignal aus den 50er Jahren |
Die Erstveröffentlichung der Kurzgeschichte war 1953 in der Februar-Ausgabe des SF Magazins Imagination, einem typisches pulp magazine seiner Zeit, in dessen späteren Ausgaben zahlreiche weitere Arbeiten von Dick zu finden sind. Beigefügt war der Kurzgeschichte eine kurze, von Dick selbst geschriebene Biographie, die sich im PKDWeb findet. Wie viele andere Geschichten von Dick aus diesem Zeitraum gehören auch die Pipers in the Wood in zu den in der letzten Wochen gezeigten gemeinfreien Ausgaben. Daher gibt es fast 30 – weitestgehend überflüssige - Ausgaben dubioser Kleinverlage oder gleich im Selbstverlag. Diese wunderbare Graphic Novel wäre aber vermutlich anders nicht möglich gewesen.
Aber auch diese Buch musste finanziert werden. Es hatten sich dazu bei Kickstarter 726 Interessenten gefunden, die mit ihren fast 17,000 US-Dollar das Buch quasi subskribiert haben – gefordert waren übrigens nur 4,800 Dollar. Das Projekt lief auch bei Indiegogo, dort gab es aber scheinbar nur eine Handvoll Interessenten.
Für jeweils 24,00 Dollar hat man ein Buch mit einigen digitalen Zugaben bekommen, für mehr Geld gab es mehr Bücher und überwiegend digital Zugaben, aber auch hübsche Jumbo Postcards. Und für noch mehr Geld konnte man sein Future You Portrait auf dem Vorsatzpapier des Buches verewigen lassen. Gedruckte Bücher wurden über Kickstarter dann letztlich 467 verkauft. Ausgeführt wurde die Produktion von Mascott Press, wo man den Comic noch immer kaufen kann (die Versandkosten muss man erfragen). Ich schätze daher eine Auflage von 500–700 Exemplaren.
Zum Thema Pleiten, Pech und Pannen sei erwähnt, dass im Impressum die Web-Adresse www.mascott.press steht, die es nicht gibt (der Verlag ist unter mascott.studio zu finden) und die nur im Impressum des Buches angegebene ISBN 987-1-7339010-3-1 ist ungültig, offenbar hat es an der 2. und 3. Stelle einen Zahldreher gegeben, wir erwarten "978-". Und auch die Kickstarter Updates erzählen von correcting cover errors. Das muss nicht dran liegen, dass in China gedruckt wurde, wir kennen aus vielen Ländern gravierende Fehler sogar auf dem Umschlag.
Hinweisen sollte man beim Thema Kickstarter (und ähnlichen Plattformen) noch auf das nicht ganz unerhebliche Risiko am Ende nichts zu bekommen. Eher aus Inkompetenz denn aus bösem Willen übernimmt sich so mancher Enthusiast und unterschätzt die Komplexität seines Projektes. Jeder Backer muss also mit einem Totalausfall rechnen. Dafür hat er aber auch die Chance nicht nur ein besonderes Stück zu erhalten, sondern vielleicht auch sein Thema unterstützt und damit vorangebracht zu haben.
Nachlesen kann man die Originalveröffentlichung von Piper in the Woods bei den PhilipKDickFans. Einen Überblick über alle Comics von, nach und über Philip K. Dick gibt es hier im Blog.
Zum Thema Pleiten, Pech und Pannen sei erwähnt, dass im Impressum die Web-Adresse www.mascott.press steht, die es nicht gibt (der Verlag ist unter mascott.studio zu finden) und die nur im Impressum des Buches angegebene ISBN 987-1-7339010-3-1 ist ungültig, offenbar hat es an der 2. und 3. Stelle einen Zahldreher gegeben, wir erwarten "978-". Und auch die Kickstarter Updates erzählen von correcting cover errors. Das muss nicht dran liegen, dass in China gedruckt wurde, wir kennen aus vielen Ländern gravierende Fehler sogar auf dem Umschlag.
Hinweisen sollte man beim Thema Kickstarter (und ähnlichen Plattformen) noch auf das nicht ganz unerhebliche Risiko am Ende nichts zu bekommen. Eher aus Inkompetenz denn aus bösem Willen übernimmt sich so mancher Enthusiast und unterschätzt die Komplexität seines Projektes. Jeder Backer muss also mit einem Totalausfall rechnen. Dafür hat er aber auch die Chance nicht nur ein besonderes Stück zu erhalten, sondern vielleicht auch sein Thema unterstützt und damit vorangebracht zu haben.
Nachlesen kann man die Originalveröffentlichung von Piper in the Woods bei den PhilipKDickFans. Einen Überblick über alle Comics von, nach und über Philip K. Dick gibt es hier im Blog.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen