Samstag, 18. Dezember 2021

Ein Rückblick 2021

Vorgestern, am 16. Dezember, wäre Philip K. Dick 93 Jahre alt geworden. Und damit geht auch ein Rekordjahr zu Ende, nicht für den Blog, aber für die Sammlung.
Gut 35 neue Bücher und Hefte in der Sammlung sind eher eine geringe Ausbeute. Aber das Budget hat einen neuen Rekord aufgestellt. Die Luxusausgaben von Folio und Suntup haben massgeblich zu diesem Rekord beigetragen. Und die Übersetzungen aus Georgien und Mazedonien waren zwar vergleichsweise günstig, aber immer noch deutlich teurer als die Taschenbücher aus Britannien in den Vorjahren.
Eine Auswahl der neuen Exemplare in der Sammlung
Die Neuanschaffungen des Jahres in Auswahl
Das bringt uns natürlich zum Brexit, der auch in diesem Blogeintrag erwähnt werden muss. Das Porto ist gestiegen, hat sich aber eingependelt. Die Anzahl der Anbieter ist gesunken. Gerade in der Bucht sind viele, meist private Anbieter, die gar nicht mehr nach Deutschland versenden. Leider ist einiges so gar nicht mehr erhältlich. Über Einfuhrumsatzsteuer und damit zusammenhängende Gebühren oder Besuche beim Zoll muss man gar nicht reden, das nimmt man als Sammler jetzt eben auch für die komische Insel in Kauf. Ausser den Luxusausgaben und viel zu vielen gemeinfreien

Samstag, 4. Dezember 2021

Und zum Elften

The Mann in the High Castle von Penguin Books,
drei Auflagen mit einer ISBN: 978-0-141-18667-2
Es ist nur ein kleiner Fortschritt in der Sammlung, aber kürzlich hat mich eine Ausgabe der 053. Auflage von The Man in the High Castle von Penguin erreicht. Bemerkenswert ist diese Auflage wegen der (leicht) abweichenden Gestaltung des Buchumschlags: Der Name des Autoren ist einzeilig, auf der Fahne sind weniger Sterne zu sehen.

Samstag, 20. November 2021

Der König ist tot, es lebe die Königin!

Philip K. Dicks Roman Blade Runner, ursprünglich erschienen unter dem Titel Do Androids Dream of Electric Sheep?, sind eine Widmung, drei Verszeilen eines Gedichts von William Butler Yeats sowie eine Zeitungsmeldung vorangestellt. Diese drei kurzen Textteile sind leicht überlesen, hinter jedem verbirgt sich aber eine umfassendere Geschichte. Die Widmung an seine Schwiegermutter wurde in diesem Blog schon kurz behandelt und etwas umfassender im vorigen Blogeintrag die Verbindung zu Yeats betrachtet.
Auch die Meldung von Reuters aber hat ihre Geschichten.
Auckland

A TURTLE WHICH EXPLORER CAPTAIN COOK GAVE TO THE KING OF TONGA IN 1777 DIED YESTERDAY. IT WAS NEARLY 200 YEARS OLD.

THE ANIMAL, CALLED TUʻIMALILA, DIED AT THE ROYAL PALACE GROUND IN THE TONGAN CAPITAL OF NUKUʻALOFA.

THE PEOPLE OF TONGA REGARDED THE ANIMAL AS A CHIEF AND SPECIAL KEEPERS WERE APPOINTED TO LOOK AFTER IT. IT WAS BLINDED IN A BUSH FIRE A FEW YEARS AGO.

TONGA RADIO SAID TU’IMALILA’S CARCASS WOULD BE SENT TO THE AUCKLAND MUSEUM IN NEW ZEALAND.


Reuters, 1966
Tatsächlich ist im Mai 1966 Tu'i Malila, eine sehr alte, blinde Schildkröte, die lange am Hof des Königs von Tonga gehalten wurde, verstorben. Die Tradition überliefert, das es sich bei dem männlichen Tier um ein Geschenk des berühmten britischen Seefahrers und Entdeckers James Cook handelt, das dieser dem damaligen Herrscher 1777 während seiner dritten Südseereise geschenkt hat. Nach ihrem Tod ist die Schildkröte nach Neuseeland zum Auckland Institute and Museum geschickt und dort untersucht und konserviert worden.
Eine Schildkröte und "Blade Runner"
Nicht Tu'i Malila, sondern ein kleinerer Verwandter
Man darf annehmen, dass die Meldung real ist und nicht vom Autor erfunden. Der Inhalt der Meldung ist plausibel und entspricht dem damaligen Kenntnisstand, dazu mehr unten. Das Buch wurde 1968 veröffentlich, geschrieben hat Dick das Buch 1966: Man kann sich gut vorstellen, wie er die Meldung bei der Lektüre aus der Zeitung ausgerissen und auf den Stapel der fertigen Manuskriptseiten gelegt hat. Und wie sonst hätte Dick von diesem Ereignis – oder überhaupt der Existenz dieses Tieres – und den genannten Details erfahren sollen, um es dann als (fiktive) Zeitungsmeldung zu verarbeiten? Nicht gänzlich auszuschliessen ist aber, dass Dick die Meldung literarisch bearbeitet hat. Es bleibt also eine Übung die Originalmeldung im Archiv von Reuters zu recherchieren.

Samstag, 13. November 2021

Der Gesang des glücklichen Schäfers

Die neueste Ausgabe des Blade Runners aus dem vorigen Blogeintrag hat mich noch einmal den Blick auf das Motto dieses Romans werfen lassen. Das Motto ist hier ein literarisches Zitat als vorangestellter (kurzer) Leitgedanken für den Roman. 
Die Verse stammen aus dem im Buch ungenannten Gedicht The Song of the Happy Shepherd von William Butler Yeats. Es steht zwischen Widmung und der Meldung von Reuters und qualifiziert als ein solches Motto:
And still I dream he treads the lawn,
Walking ghostly in the dew,
Pierced by my glad singing through
So steht es nach der Widmung in Do Androids Dream of Electric Sheep? und so steht es zunächst auch in deutschen Übersetzungen. Erst in der aktuellen Neuübersetzung von Manfred Allié sind auch diese Verse übersetzt:
Und immer noch seh ich im Traum
Ihn geisterhaft durchs Taugras springen,
Erfüllt von meinem heitren Singen.
Die Gedichte von W. B. Yeats
Es bleibt etwas unklar, wer diese Übersetzung verfertigt hat. Denn ein Blick in Die Gedichte, die Neuübersetzung von Yeats Lyrik, erschienen bei Luchterhand (2005), zeigt, dass Mirko Bonné, Übersetzer des ersten Buches, Scheidewege, die dieses Gedicht enthalten, diese Worte gewählt hat. Bei Bonné heisst das Gedicht Der Gesang des glücklichen Schäfers. Man muss annehmen, dass Allié hier diese Übersetzung übernommen hat; ein Hinweis dazu fehlt in allen drei Ausgaben der Allié-Übersetzung.
In den Worten und Werken von Philip K. Dick gibt es zahlreiche Bezüge zu Yeats, dabei mehrfach zu diesem Gedicht. Im kurz nach Blade Runner geschriebenen Der galaktische Topfheiler [Galactic Pot-Healer, 1969] zitiert ein taxifahrender Roboter es. Im wiederum kurz danach geschriebenen Die Mehrbegabten [Our Friend from Frolix 8, 1970] wird es ohne Nennung des Titels erwähnt; und da das Gedicht „vor [Bob] Dylan“ ist, interessiert es die junge Freundin des Protagonisten im Roman nicht – man mag vermuten, dass Dick hier eigene Erfahrungen verarbeitet, seine Frau Nancy war zu dieser Zeit Anfang zwanzig (und letztlich war Dylan mit seiner Lyrik ja wohl auch nicht schlechter, seinen Nobelpreis hat er 2017 erhalten).
Zu einem Höhepunkt kommen die Bezüge zu Yeats in Dicks letzten Werken, der (sogenannten) Valis-Trilogie: Der zweite Band, Die Göttliche Invasion, zitiert den glücklichen Schäfer und Die Wiedergeburt des Timothy Archer zitiert dann genau die drei Verse aus dem Blade Runner

Samstag, 6. November 2021

Blade Runner (Teil 14)

Schon 2019 sind die Soulmates erschienen. Zehn Bände Männerliteratur aus den Männerwelten: Es geht um Androiden, Milliardäre, Boxer, Senatorensöhne, Bergmänner, Armenärzte, Polarforscher; Helden. Männer eben. Aber halt, es ist natürlich „Männerliteratur“, denn Männer gibt es nicht mehr, nur noch „Männer“. Und so war der Aufschrei auch gross – zehn Bücher und keines von einer Frau dabei!
Band 1 der Soulmates: Blade Runner von Philip K. Dick

Samstag, 9. Oktober 2021

Schicke Schlitten

Die Handelswege nach Grossbritannien haben sich doch deutlich verschlechtert und insbesondere verteuert und so lohnt es sich um so mehr auch mal auf dem deutschen Markt nach britischen Ausgaben zu angeln. Und so sind bei mir kürzlich zwei Mainstream Romane von Philip K. Dick eingetroffen, die ich in tatsächlich in Deutschland finden konnte. Der Fang von englischen Büchern in Deutschland ist allerdings selten, nur den üblichen Bestsellern begegnen man bei der Suche regelmässig.
Die beiden Bücher stammen aus einer kleinen Reihe, die zwischen 1986 bzw. 1987 und 1991 bei Paladin Books herausgekommen ist, einem der vielen Imprints von Granada Publishing. Andere Imprints von Granada waren, das sei hier kurz erwähnt, Grafton und Panther, auch dort ist seinerzeit einiges von Dick erschienen.
Drei Bände von Paladin: Confessions of a Crap Artist (1989),
In Milton Lumky Territory (1987) und Mary and the Giant (1989)

Samstag, 25. September 2021

Foglio

Ein kurzer Artikel über Philip K. Dick
Ein auf den ersten Blick unscheinbares Stück hat den Weg in die Sammlung gefunden: Es ist die Ausgabe der Kulturzeitschrift Foglio vom Winter 1998. Sie enthält den Artikel Philosophische Planspiele auf Terra. Die Welten des amerikanischen Science-fiction-Autors Philip K. Dick von Frank Tönsmann.

Samstag, 11. September 2021

Mazedonisch

Nachdem ich die (vorerst) vorletzte „echte“ Lücke in der Unterabteilung „Sprachen“ in der Sammlung unerwartet schliessen konnte, über jene georgische Ausgabe habe ich kürzlich berichtet, habe ich einen erneuten Versuch unternommen, die unauffindbare mazedonische Ausgabe doch noch zu erbeuten.
Wie nicht anders zu erwarten, liess sich das gesuchte Buch nicht finden. The Minority Report, das Buch zum Film, 2005 auf Mazedonisch unter dem Titel МАЛЦИНСКИ ИЗВЕШТАЈ erschienen, bleibt unauffindbar. Der interessierte Leser mag (noch einmal?) den vorigen Blogeintrag zum Minderheitenbericht lesen.
Zwei Romane von Philip K. Dick auf Mazedonisch
Träumen Roboter von elektrischen Schafen? und Das Orakel vom Berge

Samstag, 28. August 2021

Minderheitsinteresse

Zwei von drei gebundenen Ausgaben
Minority Report von Gollancz, gebunden:
1. Auflage (links) und 3. Auflage (rechts)
Sammeln ist eben harte Arbeit und nicht nur oder auch meistens kein Spass. Und so soll hier einmal exemplarisch ein unattraktives Thema beleuchtet sein, das mich doch einige Zeit beschäftigt hat: Die diversen (englischen) Ausgaben von Minority Report.
Im Jahr 2002 ist der Film Minority Report in die Kinos gekommen. Der Film basiert auf der Kurzgeschichte The Minority Report von Philip K. Dick. Begleitend zum Film erschien eine Auswahl von neun Kurzgeschichten von Dick, die natürlich The Minority Report enthielt, aber auch das ebenfalls verfilmte We Can Remember it for You Wholesale (als Total Recall), Imposter (unter gleichem Titel) und Second Variety (verfilmt als Screamers). Diese Sammlung ist nur in Grossbritannien erschienen. In den USA erschien ein Hardcover von Pantheon, das nur The Minority Report enthält.

Samstag, 14. August 2021

Edition 30 - Dr. Bob hilft!

Früher war die regelmässige Fahrt in die Bucht ein aufregendes Abenteuer oder zumindest ein gutes Erlebnis, es gab frische Angebote und viel Neues. Heute fährt man fast nur noch durch den herumtreibenden Zivilisationsmüll und die veraltete Technik macht nicht nostalgisch, sondern missmutig.
Edition 30 der Berliner Festspiele mit Robert Crumbs Die religiöse Erleuchtung des Philip K. Dick

Samstag, 31. Juli 2021

Hauptgewinn!

Mal wieder was von Fischer! Nicht wirklich eine Überraschung, weil seit Oktober des vergangenen Jahres angekündigt, aber trotzdem schön. Philip K. Dicks Roman Hauptgewinn: die Erde ist es, natürlich in der Reihe Fischer Klassik. Angekündigt und auch erschienen am 28. Juli, laut Impressum „August 2021“.
Ein Roman von Philip K. Dick, im Original "Solar Lottery"
Das Neueste vom S. Fischer Verlag: Hauptgewinn: die Erde 

Samstag, 24. Juli 2021

Roboterethik und Philip K. Dick

Mal was anderes. Eine Veranstaltung zu Philip K. Dick – oder zumindest mit „Philip K. Dick“ im Titel – will man sich dann doch nicht entgehen lassen, zumal CO2-freundlich erreichbar. Und natürlich, weil hier die Hochkultur tagt. Ist der titelgebende Autor hier eine Fahne, unter der man segelt? Das würde wenigstens dafür sprechen würde, das „Dick“ jetzt ein Marke ist, die hier zieht (aber das wussten wir schon vorher). Oder wird wirklich über den Mann gesprochen – oder zumindest seine Literatur oder doch wenigstens über seine Ideen? Streng literarische Kompetenz war nicht zu entdecken – dafür würde ich mir doch mal den Science Fiction-affinen Denis Scheck wünschen (und schliesslich arbeitet der doch in Scobels Partnersender).
Die Veranstaltung hiess Roboter-Ethik: Manfred Zapatka liest Philip K. Dick. Janina Loh und Gert Scobel diskutieren. Und so war es auch.
Auf der Bühne ... Janina Loh, Gerd Scobel, Manfred Zapatka
Janina Loh, Gert Scobel, Manfred Zapatka (von links)
Dieser Philip K. Dick-Abend begann pünktlich im Morgengrauen. Das 15. Mannheimer Literaturfest LESEN.HÖREN hatte sich, aus wohl bekannten Gründen, vom Februar in den Juli verschoben und so war auch aus dem Abend ein Morgen geworden. 
Nach kurzer Vorstellung durch den Veranstalter betraten die drei Protagonisten die Bühne, Scobel mit ungewohnten Bart. Nach wenigstens einer halben Gedenkminute des Schweigens für die Opfer der Flutkatastrophe, hat Scobel zu Zapatka übergeleitet. Der findet Dick, den er vorher nicht kannte, nach dieser Lektüre nun interessant; das ist keine Begeisterung, aber immerhin interessant. Zapatka liest dann aus einem Essay von Dick, Wie man eine Welt erbaut, die nicht nach zwei Tagen wieder auseinanderfällt, im Original How to Build a Universe That Doesn't Fall Apart Two Days Later.

Samstag, 3. Juli 2021

ფილიპ კ. დიკი

Nachdem ich im Ausblick für das Jahr eine georgische Ausgabe noch ausgeschlossen habe, ist sie jetzt doch irgendwie angekommen. Warte auf das letzte Jahr heisst der Roman auf Deutsch, die georgische Übersetzung ist ახლა კი გასულ წელს დაველოდოთ, erschienen beim Verlag Books in Batumi im Jahr 2020.
Philip K. Dick auf Georgisch
Warte auf das letzte Jahr auf Georgisch

Samstag, 19. Juni 2021

Rekorde

2.150 US-Dollar. Das ist ein neuer Rekord im Philip-K.-Dick-Sammlerland. Und selbst dafür konnte man die Luxusausgabe von A Scanner Darkly beim Verlag nicht kaufen - nur treue Kunden waren kaufberechtigt. Und so musste ich mein Geld behalten …
Mit A Scanner Darkly erreicht uns, nach den Complete Stories von Folio, die zweite teure Sammlerausgabe des Jahres. Dieses Ausgabe ist vom US-amerikanischen Kleinverlag Suntup Editions. Suntup wurde 2016 gegründet und ist auf derartige Luxusausgaben von Bücher aus dem Bereich der Phantastik spezialisiert. 
Dies ist das erste Buch von Dick von diesem Verleger, sonst gehören noch H. G. Wells, Ray Bradbury, Stephen King und William Gibson zum Verlagsprogramm, ebenso wie der von Dick hochgeschätzte Robert A. Heinlein (allerdings schätze Dick die Person, weniger das Werk).
Die oben erwähnte lettered edition mit Rekordpreis kommt in einer Auflage von 26 Exemplaren im (echten) Lederrücken, mit marmorierten Vorsatzblättern und in einer Schlagkassette; unklar bleibt mir der beworbene „European cloth“, ist aber sicher auch eine tolle Sache.
Ein teures Stück von Philip K. Dick
Artist's gift edition - aber kein Geschenk: A Scanner Darkly, Suntup (2021)

Samstag, 5. Juni 2021

Groschenhefte

Die Spur zu Gestirne, Gleiter, Galaxien wies mir Narziss, das muss ich zugeben. Gefunden habe ich dieses Buch nämlich bei der Suche nach diesem Blog.
Gestirne, Gleiter, Galaxien
Ein Beitrag aus diesem Blog über erste Veröffentlichungen von Philip K. Dick in Deutschland wird dort als eine (von vielen) Quellen genannt. Das ist natürlich sehr schmeichelhaft und schon allein deshalb hier eine Erwähnung wert. Nach ausführlicherer Beschäftigung mit diesem schönen Buch von Jochen Bärtle gibt es aber andere – und vielleicht bessere – Gründe, dieses Buch zur Hand zu nehmen. Das Buch handelt die verschiedenen (Heft-)Romanserien von 1953 bis „heute“ ab, wobei die Hochzeiten der Hefte in den 70ern endeten und es mit der Relevanz vorbei war – die Science Fiction „gehörte“ dann dem Buchhandel. Explizit ausgelassen wird Perry Rhodan, dessen Schatten hier aber doch unvermeidlich ist: Auch Autoren müssen essen und sehr viele deutsche Autoren haben irgendwann irgendwie auch bei dort mitgewirkt – allen voran Uwe Anton. Ich kann damit leben, so richtig honorieren kann ich es nicht. Vorurteile!
In einigen der im Buch geschilderten Serien sind auch Kurzgeschichten und Romane von Dick erschienen, nicht nur die ersten Romane in der Reihe Abenteuer im Weltenraum, wie oben beschrieben, auch Kurzgeschichten in der Utopia-Reihe, hier im Blog und später bei Terra und in den diversen Sub-Serien, auch das wird in diesem Blog behandelt. Abgehandelt werden auch frühe Taschenbuchreihen, wie Playboy Science Fiction von Moewig, die quasi die Heftserien beerben und den Übergang in den Buchhandel einleiten.

Samstag, 29. Mai 2021

Hindi in Milton Keynes

मिस्टर स्पेसशिप heisst die erste Überraschung des Jahres. Mit Herr Raumschiff übersetzt der Google Übersetzer das, Walter Grossbein wählt den Titel Mr. Raumschiff im ersten Band der Sämtlichen ErzählungenUnd jenseits  das Wobb. Es geht um die (wohl) erste Übersetzung eines Kurzgeschichte, oder überhaupt eines Werks, von Philip K. Dick nach Hindi.
Philip K. Dick auf Hindi
मिस्टर स्पेसशिप oder Mr. Raumschiff
Hindi ist, neben Englisch, indische Amtssprache. Mit 600 Millionen Sprechern ist sie eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt, nach (natürlich) Chinesisch und Englisch.
Dicks Werke waren und sind in Indien trotzdem vermutlich recht zugänglich, Englisch ist als Zweitsprache recht verbreitet und Interessierte hatten vermutlich relativ einfach Zugriff auf die englischen Originaltexte.
Nun ist eine Übersetzung erschienen, wenn auch keine wirklich schöne – und erschienen ist sie wohl nicht in Indien, sondern in England. Dort dürfte es aber in der indischen Gemeinschaft eine grosse potentielle Leserschaft geben.
Die Ausgabe ist bei Amazons print-on-demand erschienen und die Kurzgeschichte ist gemeinfrei, es gibt viele englischsprachige Ausgaben dieser Art, die gänzlich uninteressant sind. Die Übersetzung nach Hindi hebt dieses Buch aber in die Kategorie interessanter Bücher, zumal es wohl auch die erste Übersetzung überhaupt ist (es ist aber ausserordentlich schwer auszuschliessen, dass es nicht eine unselbstständige Publikation einer Übersetzung einer Kurzgeschichte in Hindi gibt). 

Samstag, 15. Mai 2021

Blade Runner 2019 oder Was hat das mit Beuys zu tun?

Wenn man jemanden erklären muss, wer Philip K. Dick ist, dann sagt man, wenn man es sich selbst und seinem Gesprächspartner nicht schwer machen will, „das ist der Autor von Blade Runner“. Das stimmt natürlich nur halb, aber es erfüllt seinen Zweck.
Der Status von Blade Runner hat Ridley Scotts Film, der 1982 in die Kinos kam, lange davor bewahrt, fortgesetzt zu werden. Erst 2017 ging es mit Blade Runner 2049 von Regisseur Denis Villeneuve weiter – und das war durchaus gelungen, wie ich fand, wenn auch wieder wenig erfolgreich. Dieses Mal wollte man aber das Franchise entwickeln und zumindest die Comics dazu (wenn auch nicht die angedachten weiteren Fortsetzungen, Serien usw.) haben es in die Realität geschafft.
Panini Comics - Blade Runner 2019
Die ersten beiden deutschen Ausgaben von Blade Runner 2019
Die ersten zwei deutschen Ausgaben heissen Los Angeles und Off-World  Jenseits der Erde, der dritte Band mit dem Titel Wieder zu Hause ist bei Panini Comics noch nicht angekündigt (Update: angekündigt für den 28.09.2021). Eine französische und italienische Übersetzung im gleichen Format sind ebenfalls herausgekommen.

Samstag, 10. April 2021

Killing Machine

The Killing Machine und andere
Geschichten
, Hatje Cantz (2007)
Die Kurzgeschichten von Philip K. Dick sind, nicht nur im Deutschen, überwiegend in einschlägigen Publikationen erschienen. Die Mehrzahl der rund 130 Kurzgeschichten ist, für den Leser dieses Blogs vermutlich: bekanntlich, zuerst in den bunten Science Fiction Pulp-Magazinen der 50er Jahre erschienen, dann in einschlägigen Anthologien und schliesslich in Kurzgeschichtensammlungen entsprechender Verlage und Reihen. Das gilt auch für die deutschen Übersetzungen, Heyne hat sich hier lange hervorgetan.
Die Affinität vieler Künstler ausserhalb des Genres zu Philip K. Dick führt dann aber gelegentlich dazu, dass Dick in ungewöhnlichen Publikationen erscheint. Ein Beispiel einer deutschen Publikation ist The Killing Machine und andere Geschichten 19952007. Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, eine für bibliographische Fragen meist unbestreitbare Autorität, nennt dieses Werk eine „Konferenzschrift“. Äusserlich kommt es wie ein gewöhnliches Kunstbuch daher, inhaltlich ist es der Katalog der gleichnamigen Ausstellung des kanadischen Künstlerpaares Janet Cardiff und George Bures Miller.
Diese Buch enthält neben Essays der Ausstellungskuratoren auch Kurzgeschichten von u. a. Jorge Luis Borges, Franz Kafka und eben Philip K. Dick. Und diese Geschichten haben die Künstler selbst ausgewählt: Dick der Künstler für Künstler.

Samstag, 27. März 2021

Scheinbar echt

Über Paul Williams muss man in diesem Blog eigentlich nicht viel sagen. Wer sich etwas mehr mit Philip K. Dick beschäftigt, begegnet ihm ziemlich bald. Paul Williams hat Dick nicht alleine gross gemacht, aber er ist wohl alleine derjenige, der am meisten zu Dicks Ruhm beigetragen hat – wenn man die Verfilmungen ausser acht lässt, die aber eine andere Art von Bekanntheit gebracht haben, meine ich.
Burgling the Most Brilliant Sci-Fi Mind on Earth —
It Is Earth, Isn’t It?
von Paul Williams im Rolling Stone
Die zwei Eckpfeiler von Williams Wirken sind die Veröffentlichung eines sehr einflussreichen Artikels im Rolling Stone Magazin, Burgling the Most Brilliant Sci-Fi Mind on Earth — It Is Earth, Isn’t It?, vom 6. November 1975 und die zehn Jahre nach Dicks Tod, die er seinen literarischen Nachlass verwaltet hat. Das bekannteste Ergebnis dieser letzten Zeit ist wohl die Philip K. Dick Society Newsletter. Es erschienen zusätzlich auch zahlreiche Erstausgaben, so sechs der Mainstream Romane, bei diversen Verlagen, u. a. Arbor House, wo sich David Hartwell sehr um Dicks Werk bemühte.

Samstag, 6. Februar 2021

Weggeflogen

Manchmal hat man ja auch Glück und rechtzeitig zugegriffen. 
The Owl in Daylight von Tessa Dick mit
dem späteren roten Umschlagbild
Ich halte nicht viel von Selbstpublikationen, es gibt zahllose gemeinfreie Ausgaben, die bei Amazons CreateSpace (so hiess es früher) oder ähnlichem herausgekommen sind und auch einiges von Menschen, die sich berufen fühlen, über Philip K. Dick zu schreiben – oder zumindest seinen Namen zu verwenden, um ihr Geschriebenes zu verkaufen. Aber es gibt für mich ein paar Ausnahmen, wenn nämlich ausgewiesene Kenner von Dick schreiben. Und seine Familie kann man sicher diesen Kreis zurechnen.
Ich hatte bereits vor längerer Zeit über die literarischen Beiträge von Dicks Ehefrauen geschrieben. Anne R. Dick, um deren bemerkenswerte Biographie es damals hauptsächlich ging, ist 2017 verstorben. Tessa B. Dick, die letzte Ehefrau, hatte seinerzeit eine Handvoll Veröffentlichungen bei CreateSpace, seither sind drei weitere Büchlein dazugekommen. Vor kurzem war erst das etwas trockene More on the Exegesis of Philip K. Dick, einer Art Vorversion eines geplanten umfassenderen Werkes.
Erwähnenswert für den Sammler ist aber The Owl in Daylight von 2009. Der Titel dieses Buchs von Tessa Dick ist der Titel eines Buches, an dem Philip K. Dick vor seinem Tod gearbeitet hat. Es gibt einigen Bemerkungen in Briefen und gut dokumentierten mündlichen Aussagen dazu, die aber nicht klar erkennen lassen, worum es gehen sollte. Dick hat offenbar in seiner ihm üblichen Art mit Gedanken gespielt und diese im Gespräch ausprobiert. Es gibt aber kein Manuskript und man kann vermuten, dass das Buch, das herausgekommen wäre, anders ausgesehen hätte, als man es aus seinen Äusserungen vorher hätte vermuten können; so haben seine Freunde das bei vorigen Arbeiten erlebt.

Samstag, 30. Januar 2021

In der Endzone

Thomas M. Disch ist einer der Namen, der im Umfeld von Philip K. Dick immer wieder fällt. Disch war etwas jünger als Dick und ist bekannt für seine Science Fiction, war aber in vielen anderen Formen und Genres aktiv.
In der Sammlung ist jetzt ein Gedichtband von „Tom Disch“, unter diesem Namen hat er seine Gedichte veröffentlicht: EndzoneLetzte Gedichte, herausgebracht vom Mitteldeutschen Verlag im Jahr 2018.
Endzone von Thomas M. Disch, enthält einen Brief von Philip K. Dick

Samstag, 23. Januar 2021

The Nation

Sehr zufällig und der Arbeit eines gewissenhaften Antiquars geschuldet, ist mir diese frühe Veröffentlichung von Philip K. Dick über den Weg gelaufen: Ein Leserbrief an 
Ein Leserbrief von Philip K. Dick:
Olivier and the Beggar
The Nation
, einem amerikanischen Wochenmagazin, in der Ausgabe vom 3. Oktober 1953.
Dick hat Einwände zu der einige Wochen vorher erschienen Kritik des Films The Beggar's Opera [Die Bettleroper, 1953] mit Laurence Olivier in der Besetzung. Für Oper und allgemein klassische Musik hat sich Dick lebenslang, von früher Jugend an, begeistert. Einen weiteren „Philip K. Dick“ als Leser einer links-liberalen Zeitschrift mit Interesse an dieser Art von Musik wird es in Berkeley 1953 nicht gegeben haben, daher meine feste Überzeugung, dass man hier auch von dem Philip K. Dick liest.
The Nation galt in den 50ern als „pro-kommunistisch“ und war aus einigen Bibliotheken verbannt, Dick hat das (natürlich) nicht davon abgehalten, es zu lesen. Dem Kritiker der Zeitschrift ist das Werk zu seicht, Dick findet das er die Oper in ihrer Tiefe nicht verstanden hat. Dem Journalisten einer (pro-)kommunistischen Publikation hätte der gesellschaftspolitische Aspekte der Bettleroper auch nicht entgehen dürfen, er ist also entweder schlecht geschult oder nicht linientreu. Als links-liberal gilt The Nation noch heute (und damit vermutlich einigen Amerikanern auch noch als kommunistisch).
Rätselhaft ist für mich, wie der Antiquar diesen Brief gefunden hat. Die Ausgabe unter dem Autoren Philip K. Dick anzubieten, ist schlüssig, Dick verkauft sich gut, aber woher hat er gewusst, dass diese Ausgabe einen Beitrag von Dick enthält? Ich bin auf jeden Fall dankbar für das Angebot, auch wenn ich die Ausgabe nicht gekauft habe – und die Ausgabe einer Wochenzeitschrift von 1953 wird nur sehr schwer noch einmal zu finden sein, ich war also wirklich sehr versucht, zuzuschlagen, musste aber Prioritäten setzen.

Samstag, 16. Januar 2021

Versenkt

Frust. Wie soll man es sonst erklären? Oder Langeweile? Als Sammler versucht man eine Leere zu füllen, heisst es, was natürlich nicht gelingen kann. Oder es war doch nur Frust, die Gesamtsituation halt. Oder eine ungesunde Kombination aus allem? Jetzt ist er da, mein Nacht-Frust-Kauf: ein ungewöhnliches Stück für die Sammlung – eine Sammelkarte! Was macht eine Sammelkarte in der Sammlung?
U.S.S. Panay Sinks as Crew Abandons Ship heisst das Bildchen, Nummer 54 von 288 aus der Serie Horrors of War. Verkauft mit einer Packung Kaufgummi werden die Karten Bubblegum Cards genannt. (In Deutschland gab es, mangels Kaugummi, Sammelkarten mit Zigarren und Zigaretten.)
Die Horrors of War Reihe ist von 1938 und gehören mit einer Auflage von 100 Millionen zu den beliebteren ihrer Art. Bunt und eindringlich zeigen sie die Schrecken des Krieges, überwiegend des Spanischen Bürgerkrieges, des Abessinienkriegs und des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges, in einer Ergänzung erscheint auch schon Hitler. Die dargestellten Kriege dauern zum Erscheinungsdatum noch an und müssen deshalb noch eindringlicher gewirkt haben. Erhalten hat man die Bilder mit Kaugummi, die Zielgruppe waren also wohl vorwiegend Kinder; ob Friedenserziehung so funktioniert, bleibt fraglich.
Diese spezielle Karte nun erzählt als letzte von vier vom Panay-Vorfall, der Versenkung eines amerikanischen Flusskanonenbootes auf den Jangtsekiang durch japanische Streitkräfte am 12. Dezember 1937. Es gab drei Tote. Laut den Gerichtsakten wurde das Schiff bei der Stadt Chizhou (Google Maps) versenkt, 100 km flussaufwärts von Nanking.
Horrors of War Sammelkarte U.S.S. Panay Sinks as Crew Abandons Ship von 1938

Samstag, 2. Januar 2021

Ausblick 2021

Was soll man sagen? Nach 2020 kann es ja nur besser werden. Für die Sammlung, für den Blog und überhaupt.
Für 2021 ist wenig Neues von und über Philip K. Dick angekündigt. In Deutschland geht es bei Fischer Klassik weiter
Hauptgewinn: Die Erde 
Hauptgewinn: die Erde 
kommt am 28. Juli, wenn es nicht, wie die letzten zwei Ausgaben von Fischer, ausfällt. Es ist Philip K. Dicks erster veröffentlichter Roman, im Original Solar Lottery und ein besonderer Roman bei Fischer, weil es der erste ist, der nicht aus der Philip K. Dick Edition von Heyne übernommen ist.
„Reguläre“ englische Ausgaben sind gar nicht angekündigt, möglicherweise kommt dort auch nichts, auch im vergangenen Jahr war es ja recht ruhig.
Im Segment der zukünftigen Raritäten gibt es aber ordentlich Bewegung: Suntup Editions will im Frühjahr A Scanner Darkly in drei Ausgaben ausliefern, bestellen kann man sie schon nicht mehr. Die lettered edition ist dabei die bisher teuerste Ausgabe eines Buches von Philip K. Dick bei Erscheinen: 2.150 US-Dollar (und leider schon ausverkauft).
Weiterhin gibt es Gerüchte zu drei Sammler-Ausgaben beim Kleinverlag Centipede Press, vermutlich teuer und ebenfalls schnell ausverkauft.
Wir werden die Bücher von Suntup Editions und Centipede Press zügig zu sehr hohen Preisen im Handel sehen. Wer also entsprechende Möglichkeiten hat, braucht sich nicht zu grämen, wenn man sie verpasst (hat).
International kann ich nur sehen, dass Minotauro in Spanien noch zwei Bände angekündigt hat, aber insgesamt wird im Süden weniger angekündigt, man kann also erwarten, dass auch in Italien und Frankreich ein paar Bände erscheinen.
Für das Vereinigte Königreich ist die Frage, welchen Effekt der „Brexit“ haben wird. Das Paketporto ändert sich nach Grossbritannien, mir ist unklar wie sehr für die Gegenrichtung. Und bei den Einfuhrabgaben sind wir wohl da, wo wir auch für die USA sind. Das ist bei mässigen Beträgen nicht schlimm bzw. viel, aber es drohen persönliche Besuche beim Zollamt, die man unbedingt vermeiden will. Abwarten … .
Und vielleicht gibt es wieder ein paar Veranstaltungen, die man persönlich besuchen kann, auch wenn das Philip K. Dick Filmfest in Köln sicher gefährdet ist (viel Glück, Filmclub 813!). Und das aufgeführte Spiel Shell Game von Anna Kpok, das mir im Ringlokschuppen Ruhr in Mühlheim entgangen ist, wird vielleicht doch (wie geplant) andernorts noch einmal gespielt.
Und was habe ich mir für Blog und Sammlung im nächsten Jahr vorgenommen? Wenig, eigentlich. In der Sammlung würde ich gerne das Thema Übersetzungen abschliessen, soweit möglich: Mazedonien sicher und vermutlich Georgien werden wohl offen bleiben, aber die beiden Lücken in Skandinavien werden sich sicher schliessen lassen. Ansonsten möchte ich weiter nach Aussergewöhnlichem jagen und es vorstellen. Andererseits möchte ich mich auch mehr dem Bestand zuwenden und dabei einige schlechte Exemplare ersetzen – ich besitze tatsächlich noch einige Remittenden in der Sammlung, die leicht auszutauschen sein sollten. Und über den Bestand (gerade den deutschen) lohnt es sich vielleicht auch hier zu berichten. Der Blog bleibt sicher aktiv, mindestens monatlich, eher öfter, wie im vorigen Jahr.