Samstag, 5. Juli 2025

Ein echtes Mängelexemplar

Fünf Ausgaben von Suhrkamps "Ubik"
1., 2., ... 6. Auflage von Ubik - ja, ja, eine fehlt da, aber die würde auch nicht anders aussehen
Wenn man sammelt, wie der Autor dieses Blogs, dann muss man die Bücher, die man kauft, (meist) gar nicht lesen: Man kauft ja immer wieder die gleichen Texte. Bei einem neuen Exemplar liest man ggf. die Paratexte, Vorwort und Nachwort, sonst reicht schon ein Blick ins Impressum und auf den Titel, vielleicht noch auf die Widmung.
Wenn man die sechste Auflage von Philip K. Dicks Ubik von Suhrkamp kauft, dann reicht der Blick auf die Rückseite: der einzige Unterschied zwischen den Auflagen (naja, ausser der ersten) ist der Preis. Deshalb hat es lange gedauert, bis ich mit diesem Exemplar ein Problem entdeckt habe, eigentlich auch kein Problem, sondern eine Unregelmässigkeit: Das Nachwort fehlt. Und die letzten Kapitel. Der Text endet mitten im 16. Kapitel auf Seite 208 und springt zurück zum Anfang des 11. Kapitels auf Seite 145 und geht weiter bis zur Seite 176. Immerhin: 240 Seiten (davon die letzten 18 Verlagswerbung) sind da, so wie in den anderen Exemplaren.
Ubik, die 6. Auflage:
14,80, die erste Auflage hat
noch 7,00 gekostet - DM!
Es handelt sich um ein Produktionsproblem. Offenbar sind die Druckbögen durcheinander gekommen. Auf einem Druckbogen sind 16 Seiten: Seite 208 ist die letzte des 13. Druckbogens, dann folgen in diesem fehlerhaften Exemplar der 9. und 10. statt dem 14. und 15. Bogen.Ich bin recht sicher, dass nur wenige Exemplare betroffen sind, zumindest werden nur wenige in den Handel gekommen sein. So etwas passiert sehr, sehr selten. Ich habe das vorher mit nur einem anderen (nicht-Dick) Buch erlebt, da ging es nur um ein paar Seiten. Häufiger ist es eh, dass der Verlag ein paar Seiten vergisst, nicht in der Produktion sondern in der Druckvorlage.
Aber vielleicht leben irgendwo doch noch einige andere Exemplare mit diesem Problem: Ungelesen, vermutlich, meines war auch in bestem Zustand ... denn sonst sind solche Mängelexemplare (und hier trifft der Name einmal wirklich zu) vermutlich schnell endgültig entsorgt.
Exkurs: Braucht man jede Auflage in der Sammlung? Nee. Ausser man hat total die Kontrolle verloren. Und die erste Auflage und eine weitere sollte schon in der Sammlung sein, man beachte die Variation des Covers uns der ISBN zwischen der ersten und den folgenden Auflagen. Aber: das muss jeder Sammler selber wissen, Kontrollverlust eingeschlossen.
Das Buch ist aufgeklappt und auf Seite 208 folgt 145
Nach Seite 208 kommt 145? Bei Suhrkamp manchmal schon ...  
Nun ist ein Buch keine Briefmarke, solche ein Fehldruck macht mich (oder jeden, der ein ähnliches Exemplar hat) nicht reich. Vermutlich mindert es den nicht besonders hohen Wert sogar ... ausser man ist ein wirklich sehr, sehr intensiver Sammler. Daher ist's für mich ein Glücksfall, weil: lesen will ich's eh nicht mehr, dafür habe ich nötigenfalls genug Alternativen.

Samstag, 7. Juni 2025

Morning Patrol

Ein schöner, aber für diesen Blog nur am Rande erwähnenswerter Fang, ist mir kürzlich in der Bucht ins Netz gegangen: die Presseinformation zum Film Morning Patrol des griechischen Filmemachers Nikos Nikolaidis. Der Film ist von 1987, der griechische Titel ist Πρωινή περίπολος und es handelt sich offenbar um einen Festival-Film, der wohl nur bei diversen Filmfestivals gelaufen ist.
Πρωινή περίπολος
Die Startsequenz von Morning Patrol

Samstag, 10. Mai 2025

Eine Postkarte aus Ojai

Im September 1942 muss der 13-Jährige Philip K. Dick Berkeley verlassen. Seine Mutter Dorothy hat ihn in ein Internat geschickt, in die California Preparatory School in Ojai (ausgesprochen: O-hei). Dort wird er sein achtes Schuljahr verbringen, zunächst überwiegend unglücklich.
Ojai Valley liegt 350 Meilen südlich von Berkeley, in den Bergen, nördlich von Los Angeles. 1847 hatten die Bewohner beschlossen, die dort neu geplante Stadt Nordhoff zu nennen, nach dem Reisejournalisten Charles Nordhoff, der – angeblich – Ojai Valley in einem seiner Artikel positiv erwähnt hatte. In dieser Realität konnte jener namensgebende Artikel nie gefunden werden und Nordhoff hat die Gegend wohl erst besucht, nachdem die Stadt mit seinem Namen gegründet war.
1903 wird das Foothills Hotel gebaut, eines der renommierten Hotels der Gegend für Reisende, die auch durch Nordhoffs schwärmende Berichte über das südliche Kalifornien in grosser Zahl angezogen werden. Aber schon früh, ab etwa 1894, wächst der Wunsch, die Stadt umzubenennen und 1917 passiert dies auch – möglicherweise angefeuert durch die Ressentiments einem deutschen Namen gegenüber: man war 1917 im Krieg mit dem deutschen Kaiser. Ähnliche Namensänderungen passierten aus diesem Grund andernorts in den USA. Vielleicht waren aber auch nur die Zweifel an Nordhoffs Wirken genug gewachsen.
Ein grosses, weisses Gebäude mit viel Grün drumherum
Das Hauptgebäude der California Preparatory School. Dick hat aber mutmasslich nicht in diesem  Hauptgebäude gewohnt, sondern eher in einem der zugehörigen Häuser bzw. cottages

Samstag, 19. April 2025

Ein ausgesprochen guter Griff

Zu den frühesten Spuren, die Philip K. Dick jenseits seiner Publikationen – die erste  in Deutschland 1958 – hinterlassen hat, gehören Rezensionen in Fanzines. In meinem - bestimmt unvollständigem – Katalog ist die früheste Rezension von 1962. Erschienen ist sie im weiss-waligen Fanzine Anabis 3, geschrieben von Manfred Alex zum englischen Original The Man Who Japed.
Dokumentiert findet sich das in der Bibliographie deutschsprachiger SF-Stories, einer wichtigen Quelle für dererlei Recherche. Rezensiert wurde der Roman offenbar in der Erstausgabe von Ace von 1956 – ein Ace Double mit E. C. Tubbs The Space-Born. Nun ja: einer von Dicks schwächeren Romanen (aber immer noch besser als Schachfigur im Zeitspiel!) wird als mutmasslich erster in Deutschland untersucht. Immerhin hat Dick bei Ace ein hübsches Umschlagbild von Ed Emshwiller bekommen. Die deutsche Übersetzung ist erst 1981 bei Moewig erschienen und ein Single geblieben: weitere deutsche Ausgaben gab es nicht.
Da diese frühe Ausgabe von Anabis in der Sammlung fehlt, wissen wir nicht, was Alex zu sagen hatte; interessant wäre es (und wir liefern es hier nach, wenn die Rezension die Sammlung doch noch, in welcher Form auch immer, erreicht: Hinweise der Leser sind ausdrücklich erbeten!).
Ein schönes Fanzine
Munich Round Up Nr. 73 vom November 1964
(das Bild wurde leicht digital retouchiert)

Donnerstag, 27. März 2025

10 Jahre Blog

Was soll man drumherum reden: Gestern vor zehn Jahren ging es los, mit Valis. In Internet-Jahren ist dieser Blog also schon im Rentenalter. Und um es vorwegzunehmen: Es wird trotzdem weitergehen.
Ein Geburtstagsbild mit einigen Büchern
Zum 10-Jährigen von DickköpfigSammeln