Samstag, 19. März 2016

Young Authors' Club

Florita Cook, die Redakteurin des
Young Authors' Club der Berkeley
Gazette
Ein Sammler und Kenner von Philip K. Dicks Werk ist Frank Hollander. Er beschreibt ein wunderbares Sammelabenteuer in seinem Artikel Stalking the PKD Fiction Oddities: Part I (Yuba City High Times) in PKD Otaku #7 und hat in First of Five: The Mystery of Jeanette Marlin in PKD Otaku #26 auch schon nach Dicks erster Ehefrau geforscht (und das in PKD Otaku #34 ergänzt).
Kürzlich bin ich in PKD Otaku #32 auf die Rezension seines Buches gestossen, Young Authors' Club, The Wartime Adolescent Writings of Philip K. Dick. Das Buch ist schon von 2014, aber (für mich) bisher unsichtbar geblieben. Es gibt die ISBN 978-0-615-83902-8, das Buch ist im Selbstverlag erschienen. Der Vermerk Export Limited auf der Rückseite weisst auf eine schwierige Copyright-Situation hin. Vielleicht ist das Buch auch deshalb so tief unter dem Radar geblieben. [Nachtrag: Ein persönlicher Besuch in den USA war nötig, um das Buch in die Sammlung zu bringen. Enthalten sind die Geschichten und Gedichte sowie Kommentare von Aunt Flow zu den Veröffentlichungen.]
Erinnert hat mich das Buch aber an meine eigenen, länger zurückliegenden Bemühungen etwas über die allerersten literarischen Übungen von Dick herauszufinden. Rickman [Rickman89a] erwähnt sie und druckt auch zwei Geschichten ab [ebd., Seite 392-394], auch die anderen Biographen und Bibliographien erwähnen sie kurz.
Hat es doch noch in die Sammlung geschafft:
Frank Hollander: Young Authors' Club 
In den Jahren von 1942 bis 1944 war der junge Philip im Young Authors' Club der Lokalzeitung, der Berkeley Gazette aktiv. Die literarischen Übungen der Mitglieder des Clubs wurden veröffentlicht, bewertet, kommentiert – und mit credits belohnt, mit denen man später Bücher ertauschen konnte. Die verantwortliche Redakteurin für den Young Authors' Club war Florita Cook, die in ihrem Club nur Aunt Flo genannt wird.
Von Dick werden mutmasslich vierzehn Geschichten und zwei Gedichte veröffentlicht.
Wenn man die Liste der Veröffentlichungen betrachtet, fällt eine einjährige Lücke zwischen Oktober 1942 und Oktober 1943 auf. Dick war während dieser Zeit in einem Internat in Ojai bei Los Angeles, Tante Flo verabschiedet ihn deshalb auch in ihrem Kommentar zu seiner letzten Geschichte im Jahr 1942, Knight Fight, mit den Worten Continue to write … Das hat er wohl auch getan, in Ojai ist The Truth erschienen, eine Veröffentlichung mit kleinster Auflage, von der es laut [RickmanE89a] noch einzelne Exemplare gibt. Und er hat an seinem ersten Roman geschrieben, Return to Lilliput, das Manuskript ist verloren. In seiner Zeit in Ojai denkt er auch noch konkret an Aunt Flo, in einem undatierten Brief (Selected Letters 1938-1971, Seite 14) schreibt er: "Mail that poem and letter I wrote, to Aunt Flo. Then hunt around until you find that big envelope I keep my clippings from Aunt Flo’s column in. Please mail it to me."
Dicks Veröffentlichungen enden dann gänzlich nach einer Auseinandersetzung mit Cook um den letzten Text vom 22. September 1944, Program Notes on a Great Composer. Ihr Kommentar zu dem Text fällt recht negativ aus und es gibt auch nur vier (von fünf möglichen) Credits, hauptsächlich, weil sie nicht erkennt, dass der behandelte Komponist William Fredrich Motehaven fiktiv und der ganze Text eine Satire ist. Ihre Entschuldigung später, die ich leider nicht finden konnte, nützt nichts: Dick kommentiert sie mit den Worten Fooled her completely on this one – knew I would, she doesn’t know a satire from a hole in the ground … Last contribution, I think … [Fullerton]. Und dabei bleibt er dann (wohl) auch, obwohl Cook sich später öffentlich entschuldigt A thousand pardons … [ebenfalls Fullerton]; leider liess sich dieser Text in den Scans nicht finden.
To The High Castle – Philip K.
Dick: A Life 1928
1962 (1989)
von Gregg Rickman
Rickman diskutiert noch die Möglichkeit, dass Dick weitere Texte im Young Authors' Club unter dem Pseudonym Teddy veröffentlicht hat. Persönlich folge ich hier (wie Hollander) eher Sutin, der das ablehnt: Teddy ist nicht Philip.
Zum Abschluss möchte ich hier noch einige Quellen nennen, die Auskunft über den sehr frühen Philip K. Dick und seine ersten literarischen Aktivitäten geben. Dies sind drei Standardwerke:
  • Gregg Rickman: To the High Castle: Philip K. Dick: A Life 1928–1962, Long Beach, CA: Fragments West/The Valentine Press (1989) [Rickman89a]
  • Lawrence Sutin: Divine Invasions: A Life of Philip K. Dick, New York: Harmony Books (1989) und auf Deutsch: Philip K. Dick: Göttliche Überfälle, Frankfurter Verlagsanstalt (1994)
  • Lord RC (David Hyde): PINK BEAM: A Philip K. Dick Companion, Lulu Press (2006)
Speziell erwähnt werden muss noch eine Originalquelle, die aber auch anderweitig zitiert wird:
Pink Beam: A Philip K. Dick
Companion
(2007) von
Lord RC (David Hyde)
  • Philip K. Dick Manuscript Collection. CSU Fullerton. University Archives & Special Collections [Fullerton] – Inventory List; Box 23, 24 enthalten das Teenage Journal mit den newspaper clippings aus der Berkeley Gazette
Das bezieht sich auf einen Bestand, den Dick bei der Universität „gelassen“ hat. Nachdem der Trust dort, wie hier schon einmal erwähnt, einige Papiere zurückgeholt hat, fehlen die Berkeley Gazette Papiere, hier ist die aktuelle Bestandsliste, Box 23 und 24 sind nicht mehr vorhanden. Dick hatte Zeitungsausschnitte seiner Geschichten gesammelt und teilweise kommentiert und im Verzeichnis waren die Kommentare teilweise aufgeführt. Ich habe mir diese Liste vor längerer Zeit einmal lokal gesichert, selbst das Internet Archive bewahrt nicht jede Seite vor dem Verschwinden.
Die Berkeley Gazette, öfter auch Berkeley Daily Gazette genannt, hat ihr Erscheinen 1975 eingestellt. Sie findet sich aber online im Google News Archive. Die Scans dort sind lückenhaft, aber die meisten Geschichten von Dick liessen sich dort finden, die Links dazu sind auf einer separaten Seite bereitgestellt.

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