Samstag, 5. März 2016

In einem anderen Land. Oder: Risiko

In Milton Lumky Territory,
Gollancz (1985)
Beim Aufbau einer Sammlung hat man am Anfang verschiedene Möglichkeiten vorzugehen. Wenn die finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind, ist es eine Möglichkeit sich zunächst einen Überblick über Preise zu verschaffen und dann über die Zeit gute Angebote zu kaufen. Man kauft also, was günstig ist, nicht unbedingt spezielle Ausgaben. Am Schluss bleiben dann immer noch Lücken, die man entweder teuer füllen muss – oder man wartet halt, bis sich doch noch ein Schnäppchen zeigt. Bei Philip K. Dick bleiben die Lücken sicher bis zum Schluss bei den gesuchten Ausgaben der Edition Phantasia, wo Schnäppchen selten sind. Das Mädchen mit den dunklen Haaren und Auf der Suche nach Valis muss man kaufen, wenn sie angeboten werden – und man bereit ist, das Geld zu bezahlen. Auf ein günstiges Angebot sollte man nicht warten.
Bei den englischen Ausgaben stehe ich sicher am Anfang der Sammlung. Ein Schwerpunkt sollten dieses Jahr Ausgaben von Gollancz sein und bei einer Suche ist mir eine günstige Erstausgabe von 1985 von In Milton Lumky Territory in die Suche gelaufen – praktisch zu weniger als dem halben üblichen Marktpreis und geringen Versandkosten. Diese Ausgabe ist das erste einer kleinen Reihe von drei Bänden, in denen Gollancz die Mainstream Romane von Dick herausbringt. Das auf Deutsch noch nicht erschienene Humpty Dumpty in Oakland kommt 1986 als Erstausgabe heraus und Mary and the Giant 1988 nur ein Jahr nach der amerikanischen Erstausgabe.
Zwei Mainstream Romane von Philip K. Dick
Humpty Dumpty in Oakland (1986) und
Mary and the Giant (1988) von Gollancz
The Broken Bubble erscheint 1989 ebenfalls im Jahr nach der amerikanischen Erstausgabe, setzt sich aber von den vorigen drei Bänden durch eine veränderte Gestaltung des Schutzumschlages ab. Und gerade diese drei Umschlagbilder finde ich sehr gelungen.
Der Anbieter von In Milton Lumky Territory war günstig, allerdings einer dieser im angelsächsischen Raum verbreiteten Charity Organisationen, am besten bekannt ist wohl Better World Books und Oxfam, die damit werben, dass sie nicht kommerziell arbeiten, sondern dass der Gewinn ihrer Verkäufe einem guten Zweck zugute kommt. Das Problem hier ist, dass diese Anbieter meist auf Masse und nicht auf Qualität setzen und ausserdem häufig genug den Ausschuss bekommen, Bücher eben, die sonst niemand wollte. Dieses Problem haben auch die Anbieter wie in Deutschland z. B. Medimops, die beim Ankauf sehr, sehr (wirklich: sehr!) wenig bezahlen und das Geschäft mit der Masse machen. Es gibt dann meist auch keine Originalbilder der Bücher und die Beschreibung bezüglich des Zustands ist bestenfalls knapp, eigentlich aber nur „gut“ – und das stimmt eben häufig genug nicht. Die angelsächsischen Anbieter haben meist einen abschreckenden Standardtext, der auf mögliche „EX-LIB“, Stempel und Anstreichungen hinweist – der Sammler ist also gewarnt.
The Broken Bubble, Gollancz (1989)
Man kann bei solchen Anbietern gut kaufen, wenn man günstige Leseexemplare möchte, aber kaum als Sammler. Bei dieser Ausgabe habe ich es aber – mal wieder – ob des günstigen Preises riskiert und bin belohnt worden. Ich wäre auch mit einer schlechteren Ausgabe glücklich geworden, aber dieses Exemplar hatte nur einen hässliche Reparatur des Schutzumschlages auf der Rückseite, die sich komplett und rückstandsfrei entfernen liess (ein Thema, dass einen eigenen Blogeintrag verdient). Geblieben ist ein kleiner Riss hinten im Schutzumschlag, das ist für dieses Buch durchaus zu verschmerzen.
Die deutsche Ausgabe von In Milton Lumky Territory ist übrigens bei Edition Phantasia unter dem Titel In Milton Lumky Land erschienen und in der Regel auch selten zu finden. Ein teurer Verkauf bei ebay kürzlich scheint aber einige Ausgaben in das Licht diverser Marktplätze gezogen zu haben und so kann man jetzt unter teuren und absurd teuren (oder auch überteuerten) Ausgaben wählen. In Milton Lumky Land taucht aber gelegentlich auf – obwohl es mit 250 Exemplaren eine genauso grosse Auflage hat wie Das Mädchen mit den dunklen Haaren, das praktisch nie zu finden ist.

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