Samstag, 6. April 2019

Was kostet ein Elefant?

In diesem Blog habe ich bisher den Elefanten, der im Zimmer direkt neben unserer Sammlung steht, weitestgehend vermieden: Die Preise und das Geld. In den Zeiten des Internets ist das Sammeln viel mehr als vorher eine Sache des Geldes, da man fast alles sofort kaufen kann.
Früher musste man über alles froh sein, dass man bei der mühsamen Suche in Antiquariaten und gedruckten Katalogen finden konnte. Man hat die Werbung in Zeitschriften und Büchern auswerten müssen und Postkarten verschickt, teilweise quasi blanko bestellt und dann mal geguckt, was man bekommen hat. Heute findet man bei den gängigen Plattformen eben fast alles. Einerseits ist das gut, weil bequem. Andererseits wird das Sammeln dadurch auch viel weniger spannend. Für den grössten Teil der Sammlung heisst es also nicht mehr, ob man etwas bekommt, sondern nur noch günstige Preise zu bekommen.
Das Mädchen mit den dunklen Haaren von 1994, eine der wenigen seltenen und teuren deutschen
Ausgaben von Philip K. Dick, die man nicht sofort kaufen kann  hier im Bild, weil es so schön ist
Für die Preisbildung ist die Transparenz im Internet sicher hilfreich, aber auch nicht gänzlich zuverlässig. Antiquariate bieten ihre Bücher meist einmal an und ändern den Preis nicht mehr, andere orientieren sich an solchen Preisen und dadurch bleiben manche Bücher teuer, obwohl sie häufig angeboten werden. Bei ganz teuren Büchern dreht sich das auch um: Obwohl in kleinen Auflagen veröffentlicht, werden sie von hohen Preisen ans Licht gelockt – und so sind viele der teuren Ausgaben meist problemlos erhältlich (das gilt allerdings eher für die englischen Ausgaben, da es deutsche Ausgaben dieser Kategorie praktisch nicht gibt). Und natürlich schwanken die Preise auch mal stark – mal gibt es ein günstiges Angebot, mal führt die Neuausgabe einer seltenen Ausgabe dazu, dass das Interesse an den alten Ausgaben nachlässt. Bei den deutschen Ausgaben war das gut bei den Sämtlichen Erzählungen zu beobachten. Die zehn Ausgaben von Haffmans waren meist im hohen zweistelligen Bereich, bis die fünfbändige Ausgabe bei Zweitausendeins erschienen ist. Und diese wieder wurde nach ihrem Ausverkauf für bis 300 Euro gehandelt – bis die zweite (und dann dritte) Auflage erschienen ist. Preise sind also nicht konstant.
Und teilweise werden Exemplare zu absurden Preisen angeboten – warum einige Anbieter drei- und vierstellige Beträge für simple Taschenbücher wollen, die es in grosser Zahl für sehr wenig Geld gibt, ist unklar. Vielleicht geht es um Dinge am Rande der Legalität (Steuer, Geldwäsche), vielleicht ist es einfach nur Dummheit oder ein technischer Defekt.
Explizit hinweise möchte ich kurz auf die oft billigste Art Bücher zu kaufen. Es gibt in Deutschland einige sogenannte Re-Commerce-Anbieter, die für sehr wenig Geld Bücher und anderes über das Internet ankaufen – für Paperbacks sind das meist Beträge von wenigen Cent. Eigentlich eine schöne Idee. Problematisch ist das, weil das die Preise kaputt macht und ich denke, dass echte Antiquariate darunter leiden. Und wir brauchen die professionellen Anbieter, weil die Qualität der Re-Commerce-Anbieter so schlecht ist, dass die dort verkaufte Ware nach meiner Erfahrung meist nicht sammelbar ist. Anfänglich habe ich beim hässlichen Hund gekauft, nach schlechten Erfahrungen dann trotzdem einige weitere Male nicht widerstehen wollen … die Qualität ist halt (fast?) immer schlecht. Schutzumschläge fehlen sehr oft, viele Exemplare haben offenbar als Malbuch gedient, Namenseinträge muss man gar nicht erst erwähnen … der Sammler wird nicht froh. Selbst die günstigsten Angebote überzeugen nur mit dem niedrigen Preis, wirklich freuen kann man sich beim Erhalt dann doch nicht. Den deutschen Re-Commerce-Anbietern habe ich gänzlich abgeschworen.
Zum Schluss, weil offensichtlich, sei erwähnt, dass die Erhaltung eben einen erheblichen Einfluss auf den Preis hat. Das gilt für die teuren (englisch) Ausgaben mehr als für einfache Taschenbücher. Speziell Ex-Lib Ausgaben (in Deutschland eher selten), also solche, die ihr Leben in einer Bibliothek beginnen mussten, haben einen erheblich geringeren Wert. Auch Details wie Auflage und Sonderausgaben (Book Club Edition) spielen bei höherpreisigen  Ausgaben eine grosse Rolle. Bei den meisten deutschen Taschenbuchausgaben muss man nur Remittenden vermeiden, die meist gestempelt, manchmal nur mit einem Stift markiert sind. Und den einen Euro mehr ausgeben, um arg zerlesen Exemplare zu vermeiden.
Der deutschen Sammler ausländischer Ausgaben muss dann noch die Portomauer überwinden. Aus dem Vereinigten Königreich ist das Porto in der Regel erträglich, aus den USA ist es das nur manchmal. Viele Anbieter optimieren ihre Versandkosten nach Deutschland nicht und so soll man Phantasiepreise (USD 64,53) zahlen, die viele Angebote einfach ausschliessen. Man versuche also die Kombination aus gutem Preis und bezahlbarem Porto finden, gerade bei selten auftauchenden Angeboten wie Fanzines ist das häufig nicht machbar. Schade.
Wenn ich – in Zukunft vielleicht öfter – auf Preise eingehe, so ist das immer im Kontext dieses Blogeintrags: Preise schwanken, daher lohnt es sich oft zu warten. Preise schwanken bei seltenen Exemplaren noch stärker, da sollte man aber nicht lange warten. Der Zustand ist wichtig, daher schliesse ich Angebote von Re-Commerce-Anbietern (fast immer schlechte Qualität) bei der Preisfindung aus und schliesslich: jeder muss selbst wissen, wie viel er bezahlt. Caveat emptor sagt der Lateiner. Und natürlich ändern sich die Preise auch, falls hier Preise genannt werden, so beziehen sie sich – das sei bedacht – auf den Preis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Blogeintrags. (Und die Angabe von Preisen sind keinesfalls ein Verkaufsangebot meinerseits: meine Exemplare verlassen meine Sammlung nicht, zumindest nicht, ohne durch ein besseres Exemplar ersetzt zu sein.)
Die weitere Schwierigkeit des Sammelns, das nämlich eben doch nicht immer alles erhältlich ist, thematisiere ich ja des öfteren in diesem Blog, daher sei es hier nur am Rand erwähnt – es gibt einige seltene Exemplare, wie Das Mädchen mit den dunklen Haaren und bei solchen sollte man sofort zugreifen und nicht warten. Und es gibt auch kaum bekannte Ausgaben und obskure Varianten, wie die unterschiedlich gebundenen Ausgaben von Insel. Und schliesslich gibt es noch die Einhörner, deren Existenz unbewiesen ist. Und darüber wird es auch in Zukunft weiter viel in diesem Blog geben.
Ein paar der teuersten deutschen und englischen Ausgaben sind hier versammelt.

Preise

"Sämtliche 118 SF-Geschichten", verlagsneu bei Zweitausendeins für 50 Euro
"Das Mädchen mit den dunklen Haaren" von der Edition Phantasia liegt bei 200€ bis 400€, wenn man es denn findet

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