Samstag, 19. August 2017

Einhörner und weisse Wale

Ein Einhorn ohne Bezug zum Sammeln
Ein Einhorn, dass nichts mit Philip K. Dick zu tun hat; dieses Exemplar ist
weder selten noch teuer
In jeder Sammlung und zu jedem Sammelgebiet gibt es seltene, seltenere und praktisch unfindbare Ausgaben, die Einhörner oder – vielleicht besser noch – die weissen Wale, die den Sammler zu immer neuen Fahrten in die Weiten des Internets rufen und deren Ruf er nicht widerstehen kann.
Bei den englischen Originalausgaben findet man viele dieser seltenen und/oder teuren Exemplare – tatsächlich sind übrigens die meisten der wirklich teuren Exemplare eben nicht selten, sondern leicht zu finden, so die meisten Hardcover Erstausgaben oder die zahlreichen Sammlerausgaben.
Bei den deutschen Ausgaben ist das überwiegend anders. Teuer sind einige der Edition Phantasia-Ausgaben, aber diese sind auch mehr oder weniger schwer zu finden: Das Mädchen mit den dunklen Haaren etwa, zeigte sich nur kurz alle paar Jahre.
Die grössten Lücken in jeder Sammlung dürften wohl einige Veröffentlichungen von Kurzgeschichten von Dick sein, die in den seltenen Ausgaben von Fanzines erschienen sind:
  • Munich Round Up 90 von 1966 enthält Projekt Wasserspinne [Waterspider]; einige andere Ausgaben des Fanzines enthalten sehr frühe Rezensionen
  • Science Fiction Story Center 2 von 1977 enthält Roog
  • Der weiße Tod (Wissenschaftliche Phantastik aus vier Ländern) von 1977, eine seltene Ausgabe aus der DDR, enthält Der Wub [Beyond Lies the Wub]mehr dazu hier im Blog
  • Baden-Württemberg Aktuell 190 von 1999 enthält Fremde denken anders [The Alien Mind]
Ebenfalls unfindbar und kaum dokumentiert sind weiterhin einige Exemplare von Sekundärliteratur, die in frühen Fanzines erschienen sind. Dazu gehörte Mutant 9, das seinen Status als Einhorn verloren hat, nachdem ich es neulich fangen konnte. Nur in verschiedenen Literaturnachweisen gesichtet wurden bisher:
  • Ganymed Magazin 7 (1975) mit Ausführungen von Uwe Anton und Franz Rottensteiner zu Philip K. Dick; Dick selbst bedankt sich bei Uwe Anton für die Zusendung eines Exemplars [The Selected Letters of Philip K. Dick, 1975-1976, Brief(e) vom 28.2.1975, Seite 116, 117]
  • Verschiedene Ausgaben von The Prince of Whales, einem Fanzine von Karl-Ulrich Burgdorf aus den frühen 90er Jahren, von denen es auf Burgdorfs Internetseite immerhin Scans der Titelseiten gibt
  • Dark Star 3 von 1982 mit einem Nachruf (aber dieses Magazin mag tatsächlich in der Ausgabe 3 Dunkelwelten heissen)
Weniger mysteriös, weil sicher belegt, aber trotzdem sehr selten, sind die sehr frühen Exemplare des immer noch erscheinenden Quarber Merkur aus den 60er Jahren, in denen sich Franz Rottensteiner recht regelmässig mit Dick beschäftigt hat und die auch fast nie gesichtet werden - obwohl der Quarber Merkur noch am ehesten gesammelt, oder doch zumindest angeboten werden.
Leider muss man sagen, dass im Bereich der deutschen Fanzines wohl (zumindest auf dem allgemein zugänglichen Markt) wenig gesammelt wird und sich daher die Angebote von Heften dieser Art sehr im Rahmen halten. Man würde sich wünschen, das es hier mehr Anstrengungen gibt, bestehende Sammlungen im Internet verfügbar zu machen. Am weitesten gehen die in diesem Blog schon öfter genannten Seiten Phantastische Bücher und Hefte in der Abteilung Magazine, Fandom u.a. von Jürgen Kerckhoff und die Bibliographie deutschsprachiger Science Fiction-Stories und Bücher.
Die Preise für die oben beschriebenen Fanzines sind sehr unterschiedlich - im Grunde kann man zum Preis keine Aussagen machen. Diese Hefte sind so selten, dass man unabhängig vom Preis zugreifen muss, wenn sich die Chance bietet - aber natürlich spielt die individuelle Relevanz der Exemplare für die eigene Sammlung eine Rolle.

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