Montag, 30. Oktober 2017

Italienisch

Folia per sette clan, die italienische Ausgabe von Die Clans
des Alpha-Mondes
[Clans of the Alphane Moon], in einer
 Ausgabe des italienischen „Dick-Verlages“ Fanucci von 1998
Italien – das Land, das Philip K. Dick und sein Werk am meisten liebt! Nicht Frankreich, ein Land, das Dick besucht und das ihm bekanntlich viel Liebe gezeigt hat oder unser Deutschland, das sich auf Dichter und Denker versteht – Italien hat die meisten (übersetzen) Ausgaben von Dicks Werken herausgegeben. Und es gibt auch alle neun Mainstream-Romane auf Italienisch – in Deutschland ist das leider (noch?) nicht so.
Kurz zum Anfang: 1958 erschien als erste Dick-Ausgabe eine Übersetzung von Dicks erstem Roman Solar Lottery: Il disco di fiamma bei Mondadori. Unter dem Titel Griff nach der Sonne war das übrigens im gleichen Jahr auch in Deutschland der erste Roman von Dick – und wohl die ersten Übersetzungen von Dick überhaupt. Mondadori blieb auch bis 2002 der grösste Dick-Verlag. Ab 2003 hat dann der Fanucci Verlag Dick exklusiv übernommen. Ganz allgemein gibt es in Italien offenbar die Tendenz Romane in Serien bzw. Reihen herauszugeben. Fanucci hat nun sehr viele dieser Reihen herausgegeben und jede umfasst die gängigsten rund 25 Romane … so kommt man schnell auf über 170 Ausgaben allein seit 2003 – zusätzlich zu knapp 50 weiteren in den Jahren vorher: Fanucci hat mehr als 220 Ausgaben herausgebracht und ist damit in meinem – allerdings unvollständigen – Katalog mit Abstand der fleissigste Verlag, so weit es Ausgaben von Philip K. Dick betrifft. Und jede Ausgabe hat hier ihre eigene ISBN, das macht die Orientierung etwas leichter.
Sehr schön, das ist wirklich auffällig, sind bei vielen der italienischen Ausgaben die vielen Extras, es gibt Biographien, Bibliographien, Interviews und Essays, kaum eine hat nicht wenigstens ein (vermutlich) kluges Vorwort.
Erwähnt werden muss hier auch noch eine Maurizio Nati, Übersetzer von nicht nur über einem Dutzend Romanen, sondern auch von der Exegese, von der es eine ledergebundene (!) italienische Ausgabe gibt, natürlich bei Fanucci (2015). Nati war auch in der leider untergegangenen, legendären Philip K. Dick Discussion Group aktiv und hat dort in faszinierenden Diskussionen Übersetzungsfragen debattiert.
Die beste bibliographische Seite, die ich im Internet finden konnte – und die für die Recherche unerlässlich war – ist der Catalogo Vegetti della letteratura fantastica; leider ist nur die Zeit bis etwa 2009 erfasst – über 100 der neuesten Fanucci-Ausgaben fehlen dort also. Dafür sind dort auch alle Veröffentlichungen von Kurzgeschichten von Dick gelistet, es steckt sehr viel Arbeit darin.
Kurz zurück zur Liebe der Italiener zu Philip K. Dick: Der Vergleich zwischen Ländern auf Basis der Anzahl der Ausgaben ist natürlich nicht fair. Wir kennen die Auflagenhöhen der einzelnen Ausgaben nicht und in anderen Ländern werden vielleicht lieber Originalausgaben gelesen. Wir können also nicht beweisen, dass die Italiener die grössten Dick-Fans sind – sehr grosse Fans sind sie aber ohne Zweifel!
Aktuelle italienische Bücher kann man in Deutschland relativ einfach kaufen, antiquarisch muss man halt über die Portomauer. Die grosse Zahl der Ausgaben macht das Sammelgebiet sicher nicht leichter, aber interessant. Stichproben zeigen, dass auch ältere Ausgaben zu finden sind, es wird aber sicher auch hier Juwelen geben, nach denen man länger schürfen muss.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen