Viele der Bücher von Philip K. Dick
sind naturgemäss Personen gewidmet, die Dick nahe gestanden haben. Von den
deutschen Ausgaben trägt nur etwa ein Viertel eine Widmung – in einigen
Fällen ist diese literarische Zueignung bei der Übersetzung einfach verloren
gegangen, häufig hat auch das Original keine Widmung.
Man kann die Widmungen – etwas willkürlich – in drei Gruppen teilen: Kollegen, Freunde und Familie. Zu den Kollegen gehören:
- Anthony "Tony" Boucher: Gründer und bis 1958 Herausgeber von The Magazine of Fantasy and Science Fiction, über seine Verbindung zu Dick habe ich schon geschrieben
- Donald "Don" A. Wollheim: Schriftsteller und für Dick wohl hauptsächlich als Herausgeber bei Ace Books relevant
- S. M., das ist Scott Meredith, der Chef von Dicks langjähriger Agentur, der Scott Meredith Literary Agency (SMLA)
- Russell "Russ" Galen: Dicks Fan und dann Agent bei SMLA von 1978 und bis zu Merediths Tod 1993
Die Grenze zwischen diesen Kollegen und den Freunden ist schwer zu ziehen
– allemal für den Autoren dieses Blogs – und soll hier auch nur helfen,
eine Einteilung zu finden.
- Mark und Jodie bzw. Mark und Diana: Mark Hurst war Dicks Herausgeber bei Bantam und hat mit Dick seit 1974 korrespondiert und dann Martian Time-Slip bei Bantam neu herausgebracht – mit der Widmung an ihn seine damalige Freundin Jodie; in The Golden Man, das Hurst vier Jahre später bei Berkley herausgebracht hat, ist dann seine Frau Diana genannt
- Kirsten Nelson: die Frau vom befreundeten Schriftsteller Ray Nelson, mit dem Dick auch ein Buch gemeinsam geschrieben hat: Die Invasoren von Ganymed [The Ganymede Takeover]
- Cynthia Goldstone: eine langjährige Freundin von Dick, die als Künstlerin auch viele Illustrationen in frühen Fanzines gestaltet hat. Als sie 2012 mit 90 Jahren gestorben ist, erschien ein Nachruf im Locus Magazin (#619, August 2012)
- Robert und Ginny Heinlein: der seinerzeit bekanntere und erfolgreichere Schriftsteller war über einen längeren Zeitpunkt mit Dick befreundet
- Laura: die gemeinsame Tochter mit seiner dritten Frau Anne R. Dick
- Nancy Hackett: seine vierte Frau, die er am 6. Juli 1966 geheiratet hat und der er das im gleichen Jahr erschienene Buch Warte auf das letzte Jahr [Now Wait for Last Year] gewidmet hat; deshalb ist die Widmung auch noch unter ihrem Mädchennamen; die in einer separaten Widmung genannte Isa ist die gemeinsame Tochter
- Maren Augusta Bergrud: seine vierte Schwiegermutter, d.h. die (Stief-)Mutter von Nancy Hackett, die kurz vor der Veröffentlichung von DADoES im Jahr 1967 gestorben ist; mehr dazu findet sich im Netz, ebenso ein Bild ihres Grabsteines mit einem Zitat von Lukretz (und nicht Yeats)
- Tessa: sie erscheint mehrmals in verschiedenen Widmungen und ist seine fünfte Frau und die Mutter seines Sohnes Christopher, der auch genannt wird
Eine gesonderte Betrachtung verdienen die Widmungen zu Das Orakel vom Berge. Für die erste deutsche Ausgabe bei König (1973) hat sich Dick eine eigene Widmung gewünscht: An Ernst Jünger für "Auf den Marmorklippen". Dokumentiert ist das auch in einem Brief an seinen Agenten Henry Ludmer in den Selected Letters 1972-1973. Nach einer längeren (und für den deutschen Leserhöchst interessanen) Diskusion über die Übersetzung von Heinz Zwack schreibt er:
Diese Widmung ist dann in den folgenden Ausgaben bei Bastei Lübbe übernommen worden – bis zur Neuübersetzung bei Heyne (2000). Sei es, dass dem Verlag die Widmung an den umstrittenen Autoren Ernst Jünger politisch nicht opportun war, sei es, dass man einfach nur schlampig gearbeitet und die Besonderheit einer speziell deutschen Widmung übersehen hat.Mr. Zwack dropped the dedication, at least as for as the manuscript he sent me. I want a new dedication on it anyhow, so that’s okay. Here is the new dedication:An Ernst Juenger
Für “Auf den Marmorklippen”
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Ernst Jüngers Roman Auf den Marmorklippen von 1939 in der aktuellen Neuausgabe (2017) bei Klett-Cotta mit vielen Extras |
Dicks Wunsch einer speziellen deutschen Widmung ist in den
Selected Letters 1972-1973 dokumentiert, am 15. März 1973
berichtet er seinem Agenten davon, dass er für die deutsche Ausgabe die
Widmung an Jünger wünscht.
Heyne hat dann die aktuelle englische Widmung übernommen: Für meine Frau Tessa und meinen Sohn Christopher, in tiefer Liebe. Das war die aktuelle Widmung, weil Dick die ursprüngliche Widmung
der englischen Ausgabe im Jahre 1973 hat ändern lassen; nachlesen kann man
das in seinem Brief vom 25. Oktober 1973 an Scott Meredith in den
Selected Letters. Während der Grund der Änderung leicht zu verstehen ist – neue Frau, neue
Widmung in Dicks zum Zeitpunkt erfolgreichstem Buch – erscheint die
ursprüngliche Widmung in ihrem Text recht eigentümlich:
To my wife Anne, without whose silence this book would never have been
written. Das ist ein Satz, der zum Nachdenken anregen muss.
Eine Sammlung aller Widmungen findet sich auf einer separaten Seite hier im Blog und es gibt in diesem Blog noch einen Eintrag über die englischen Widmungen.
Zur weiteren Lektüre sei hier ein Nachruf auf Scott Meredith empfohlen, der den Eindruck erweckt, dass Meredith kein einfacher Mensch war und weiterhin ein kurzer Text von Russell Galen über die Vintage-Ausgaben.
Eine Sammlung aller Widmungen findet sich auf einer separaten Seite hier im Blog und es gibt in diesem Blog noch einen Eintrag über die englischen Widmungen.
Zur weiteren Lektüre sei hier ein Nachruf auf Scott Meredith empfohlen, der den Eindruck erweckt, dass Meredith kein einfacher Mensch war und weiterhin ein kurzer Text von Russell Galen über die Vintage-Ausgaben.

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