Samstag, 21. Januar 2023

Zum Verrückt werden

Mal wieder ganz am Rand der Sammlung sind wir mit diesem Blogeintrag unterwegs. Aber eine Widmung oder ein Zitat von Philip K. Dick – zumal in einer deutschen Ausgabe – ist (und war) immer einen kleinen Beitrag wert.
Stephen Goldins Science Fiction Roman Anschlag auf die Götter öffnet mit den Worten, die das Motto dieses Buches bilden: 
»Ich hoffe zu Seinem Besten, dass Gott nicht existiert – sonst müsste Er schrecklich viel erklären.«
Philip K. Dick
Woher kommt dieses Zitat? Ich hatte Glück und musste nicht lange suchen, denn Stephen Goldin selbst verrät uns dazu auf seiner Webseite:

There is a quote from Philip K. Dick at the beginning of the book. Dick fans may drive themselves crazy trying to track down the source; that's because he said it at a party we were both attending, and I thought it was particularly apropos for this book. As far as I know, the quote has never appeared anywhere else.

Ein Spruch auf einer Party also. Und gut für eine Party. Über den tieferen Gehalt mögen Kleriker und Philosophen urteilen.
Science Fiction Taschenbuch - mit den obligatorischen Brüsten auf dem Umschlagbild
Ein Umschlagbild bei Bastei Lübbe von 1979: Anschlag auf die Götter von Stephen Goldin
Im Original heisst das Buch Assault on the Gods und ist erstmals 1977 bei Doubleday erschienen. Die gezeigte (einzige) deutsche Übersetzung Anschlag auf die Götter ist 1979 bei Bastei-Lübbe in der Reihe Science Fiction Action erschienen. Eine rassistisch diskriminierte Heldin befreit ein geknechtetes Volk von ihren gottgleichen Unterdrückern, das gab es 1977 schon; heute würde man wohl auf die Brüste auf dem Umschlagbild verzichten. Das Buch ist auch besser als es in dieser Zusammenfassung klingt. 
Goldin ist nach meiner Recherche kein ausgesprochener Freund von Dick, er steht 1977 noch am Anfang seiner Karriere, man ist sich in Südkalifornien sicher öfter über den Weg gelaufen – gerade auch auf Parties im Umfeld der diversen Cons. Und Goldin ist wie Dick ein bekennender Katzenfreund (er kann also kein schlechter Mensch sein).
Ein wichtiger Teil seiner Karriere ist die Weltraumzirkus D'Alembert-Serie, zehn Romane, die auf einer Novelle von E. E. „Doc“ Smith basieren – und um die es wohl hinterher Streitereien gab; Goldin hat die Romane daher umgeschrieben und die Reihe unter dem (rückwirkend betrachtet etwas unglücklichen) Namen Agents of ISIS neu veröffentlicht, auf Deutsch ist nur die ursprüngliche Reihe erschienen.
Erwähnenswert ist wohl noch seine Rolle bei den Kindesmissbrauchsvorwürfen an Marion Zimmer Bradley. Goldins Stiefsohn war eines der Opfer des Missbrauchs durch Zimmer Bradleys Mann und Zimmer Bradleys passive und aktive Verstrickungen darin; nachzulesen ist das im Detail auf Goldins Website zum Thema. Wie trennt man Kunst vom Künstler? (Ich halte Zimmer Bradley für verzichtbar – und die feministische Dimension ihrer Arbeit dürfte wohl damit permanent mehr als entwertet sein … .)
Mehr zu Stephen Goldin gibt es in der englischsprachige SF Encyclopedia, eine (für deutsche Ausgaben eher unvollständige) Bibliographie ist bei ISFDB zu finden.
Natürlich kriegt man dieses Buch antiquarisch überall mit wenig Aufwand und für wenig Geld, häufig aber nur als Remittende, also wie üblich: aufpassen! Sammeln mag man Goldin wohl auch, in Deutschland gibt es überschaubar viele Ausgaben …
Mehr Kuriosa und bibliographische Details finden sich auf dieser Seite hier im Blog.

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