Der
Haffmans Verlag wurde 1982 von Gerd
Haffmans (und anderen) in Zürich gegründet. Zwischen 1991 und dem Konkurs 2001
erschienen dort von Philip K. Dick u. a. vier Romane in fünf Ausgaben und
Sämtliche Erzählungen in zehn plus einem Band.
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Erinnerungen en gros von
Philip K. Dick bei Haffmans
aus dem Jahr 1991
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Als erstes Buch ist 1991
Erinnerungen en gros in der Reihe
HaffmansTaschenBuch erschienen. Dieser Auswahlband ist einerseits ein
Appetithappen für die
Erzählungen, er versucht aber natürlich auch vom
Erfolg des Filmes vom Vorjahr (1990) zu profitieren, der auf der titelgebenden
Kurzgeschichte basiert:
Die totale Erinnerung –
Total Recall,
verfilmt mit Arnold Schwarzenegger. Am Ende dieses Buches wird bereits der
Editionsplan unter der Überschrift
Philip K. Dick im Haffmans Verlag präsentiert. Und vorne wird die
zehnbändige Gesamtausgabe für
Frühjahr 1992 angekündigt. Als erster
Band erscheint dann erst 1993 der Band 7:
Autofab.
Im gleichen Jahr kommen bei Haffmans auch zwei Romane heraus:
Blade Runner und
Die kaputte Kugel.
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Die kaputte Kugel von Philip K. Dick
bei Haffmans (1993) in Übergrösse
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Blade Runner ist sicher der populärste Titel von Dick mit den weltweit
meisten Ausgaben, das ist auch im Deutschen so.
Die kaputte Kugel ist aber eher ein Aussenseiter, wie alle Mainstream Romane von Dick. Das
grössere Format setzt das Buch von den anderen Dick-Titeln bei Haffmans ab. Im
Editionsplan ist
Die kaputte Kugel noch als
Die zerborstene Kugel der Thisbe Holt angekündigt.
Thisbe ist dabei übrigens eher eine Randfigur, die Kugel
ein Requisit bei ihren speziellen Auftritten – so speziell, dass es ihr
misslungener Auftritt auch in
Die allerneueste klassische Sau geschafft
hat, im Untertitel das
Handbuch der literarischen Hocherotik, erschienen als Hardcover
bei Haffmans (1999) und als Taschenbuch nachgedruckt bei Diana
(2002).
Ich erinnere mich (leider nicht mehr, wo genau ich das gelesen habe) an eine
damalige Kritik zur
kaputten Kugel, in der die schlechte Übersetzung,
mehr aber noch die schlechte Auswahl des Buches kritisiert wurde: Ausgerechnet
der erste Band der Reihe war ein wenig populärer, vermeintlich untypischer
Mainstream Roman des Autors. Immerhin ist es aber die erste und einzige
deutsche Ausgabe dieses Buches.
Zeit aus den Fugen war bereits im Deutschen erschienen, erstmals
bereits 1962 – gekürzt – als
Zeit ohne Grenzen bei
Balowa (auch
dazu gibt es einiges zu lesen) und als
Zeitlose Zeit in unterschiedlichen Auflagen 1978 und
1985 bei Goldmann als „Deutsche Erstveröffentlichung“.
Warum Haffmans seine Ausgabe 1995 „Deutsche Erstausgabe“ nennt, bleibt
unklar (vielleicht, weil es die erste ungekürzte Ausgabe ist). Auch
Die drei Stigmata des Palmer Eldritch waren bereits bei Suhrkamp mit
dem weniger schönen Titel als
LSD-Astronauten erschienen. 1997
erscheint der
Blade Runner bei Haffmans noch einmal unter seinem
ursprünglichen Titel
Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
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Und jenseits - das Wobb
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Die
Sämtlichen Erzählungen sind – wohl aus wirtschaftlichen
Gründen – über acht Jahre in zehn statt den originalen fünf Bänden erschienen.
Die Reihenfolge des Erscheinen ist: Band 7 (1993), 8 und 9 (1994), 5 (1995), 4
(1996), 1 (1998), 2 (1999), 5 und 10 (2000), 6 (2001). Ob das etwas mit der
Verfügbarkeit der Übersetzungen zu tun hat, ist mir unklar. Auf jeden Fall hat
Haffmans fast alle Geschichten neu übersetzen lassen, jeden der fünf
Originalbände von einem anderen Übersetzer bzw. Team, mit wenigen Ausnahmen.
Einige wenige Stücke hatte Haffmans bereits vorher veröffentlicht und dafür
neu übersetzen lassen, u. a. von Harry Rowohlt und Fernsehgrosskritiker Denis
Scheck: So sind einzelne der 118 Geschichten bei Haffmans auch im Magazin
Der Rabe
erschienen, dazu
in einem zukünftigen Blogeintrag mehr.
Tatsächlich gibt es noch die eine oder andere Geschichte von Dick, die in
den
Sämtlichen Erzählungen fehlt; es kommt aber darauf an, was man
unter
Kurzgeschichte versteht. Es gibt noch das eine oder andere
Fragment und Essay, das nicht in dieser Sammlung – oder überhaupt auf
Deutsch – erschienen ist; viel fehlt aber nicht. Wir müssen Haffmans für
diese Ausgabe dankbar sein, um so mehr, da man befürchten muss, dass sie dem
Verlag wirtschaftlich kaum geholfen haben wird.
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Der Philip K. Dick Companion,
nur erhältlich im Schuber
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In ihrem originalen Format von fünf Bänden sind die
Erzählungen dann 2008 bei Zweitausendeins in der Reihe
Haffmans Verlag bei Zweitausendeins herausgekommen. Es gab die
Bände erst auch einzeln (für 14,90 Euro) oder alle fünf im Schuber (für
49,90 Euro). Im Schuber gab es als (unverzichtbare) Zugabe den
kleinen Philip K. Dick Companion von Heiko Arntz, der schon
die Erzählungen bei Haffmans herausgegeben hatte. Für diese
Gesamtausgabe wurden später bis zu 300 Euro nachgefragt. Dieser Preis
brach aber mit dem Erscheinen der unveränderten zweiten Auflage 2012
ein, die es offenbar nur noch komplett im Schuber gab, nicht mehr
einzeln. Die dritte Auflage erschien 2014. Mir ist nicht klar, ob sich
die einzeln erhältlichen Bände von den Ausgaben im Schuber unterschieden
haben, z. B. durch eine Preisangabe. Ziemlich sicher bin ich mir, dass
ich die Einzelbände nicht separat in meiner Sammlung haben muss.
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Göttliche Überfälle
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Haffmans hatte auch eine „Biographie über Philip K. Dick“ angekündigt.
Diese erschien dann als
Philip K. Dick. Göttliche Überfälle von
Lawrence Sutin bei der Frankfurter Verlagsanstalt (1994): Sie ist im Impressum als
Lizenzausgabe des Haffmans Verlags ausgezeichnet. Dieses Buch ist
übrigens ein unbedingtes Muss für jeden an Philip K. Dick Interessierten und sollte in keiner Sammlung fehlen. Es ist die einzige ins
Deutsche übersetzte eigenständige Biographie von Dick.
Die
Seite zum Haffmans Verlag
zeigt die vollständigen bibliographischen Informationen und auch die
Liste der nicht (mehr) erschienenen Werke.
Der Web-Tipp ist dieses mal eigentlich keiner, zumindest kein Tipp.
Wikipedia kennt jeder, ich wollte hier nur noch einmal anerkennen, dass
Wikipedia – trotz gewisser Ungenauigkeiten in Details und
allgemeiner inhaltlicher Probleme – eine wertvolle Quelle auch für
diesen Blog ist.
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