Samstag, 26. Januar 2019

Wie die Zeit vergeht

Auch 2019 gibt es neue Ausgaben von Philip K. Dick in der Klassik-Reihe bei Fischer. Vom Verlag für den 23. Januar angekündigt ist Zeit aus den Fugen [Time Out of Joint]. Wir finden es in der Übersetzung von Barbara Krohn und Gerd Burger, in der es ursprünglich bei Haffmans im Jahr 1995 erschienen ist. Gefunden habe ich es allerdings schon am 19. Januar in der Filiale einer Kette und gekauft bei meinem freundlichen Buchhändler am Ort am 21. Januar. Und schliesslich steht im Impressum Februar 2019. Das macht den Eintrag im Katalog nicht einfacher.
Zeit aus den Fugen mit dem üblichen, langweiligen Cover von Fischer (2019) – der aktuelle Band von Philip K. Dick in der Reihe Klassik
Die Übersetzung von Time Out of Joint war natürlich das erste richtige Buch von Dick, das in Deutschland erschienen ist. Nach einigen als Heftromanen erschienen Werken von Dick ist dieser Roman unter dem Titel Zeit ohne Grenzen schon 1962 als Leihbuch erschienen, also im festen Umschlag, übersetzt von Heinz Zwack (dieser Blog berichtete bereits darüber). Es folgte 1978 eine Neuübersetzung von Tony Westermayr bei Goldmann mit einer beim Umschlagbild abweichenden zweiten Auflage 1985. Auch Haffmans leistete sich 1995 dann eine Neuübersetzung, die Heyne 2002 für die Werkedition in Grün übernahm und die wir hier eben auch bei Fischer finden, mehr in einem früheren Blogeintrag.
Die amerikanische Erstausgabe bei Lippincott (1959) war eines der wenigen Hardcover vom Paperback-Autoren Dick und ist heute nur teuer (wenn auch nicht selten) erhältlich, die folgenden zwei Dutzend englischen Ausgaben sind deutlich günstiger zu erhalten. In Grossbritannien ist es anschliessend gekürzt in drei Teilen im Science Fiction Magazin New Worlds Science Fiction erschienen.
Time Out of Joint wird auch gelegentlich als Vorlage für den Film Die Truman Show (1998) genannt. Die Parallelen in der Geschichte – ein Mann beginnt zu ahnen, dass sich die ganze Welt tatsächlich nur um ihn dreht – sind offensichtlich, aber selbst der klagefreudige Trust sah hier offenbar keine Chance eine Verletzung seiner Rechte nachzuweisen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob jede Idee, die sich mit dem Thema Realität beschäftigt, immer originär nur von Dick sein kann. Und auch Dick hat sich hier und dort bedient – dazu vielleicht später einmal mehr.
Mit dieser Fischer-Ausgabe können wir nun ein kleines Jubiläum feiern, Fischer hat vor knapp fünf Jahren, 2014, begonnen Philip K. Dick in der Reihe Fischer Klassik herauszugeben (allerdings erst im Juni, wir werden das dann noch mal aufgreifen). Dieser Band ist nun der 18., der seitdem erschienen ist, nicht alle in der Reihe Klassik, einige auch in der allgemeinen Taschenbuchreihe, soweit sie mit den Amazon-Verfilmungen zu tun haben.
Time Out of Joint ist in Grossbritannien zunächst gekürzt als Serial in
drei Teilen im Magazin New Worlds Science Fiction erschienen, in den
Ausgaben 89 bis 91 aus den Jahren 1959 und 1960; die gezeigten Exemplare
haben leider einen unschönen Wasserschaden am Rücken – caveat emptor!
Über alle Freude, dass Fischer die Reihe fortsetzt, muss etwas Kritik erlaubt sein: Warum wählt Fischer diese abstrakten und dabei unattraktiven Umschlagbilder? Gewiss, auch die Werkedition bei Heyne und – man darf sich hier ruhig am Weltstandard messen und internationale Verlage betrachten – Mariner und Orion wählen fast ähnlich einfallslose Cover für Dick. Aber Fischer zeigt uns doch selbst, dass es besser geht! Die acht Ausgaben von Charles Bukowski, ebenfalls in der Reihe Klassik herausgekommen, sind wirklich sehr schön gemacht, mit ästhetischen und ausdrucksvollen Bildern. Hätte man Philip K. Dick das nicht auch gönnen können?
Kaufen sollte man sich dieses Buch bitte beim lokalen Buchhandel! #SupportYourLocalBookstore
Die ISBN ist 978-3-596-90695-6 (aber die braucht man nicht zum Bestellen) und die Webseite des Fischer Verlags ist hier. Und natürlich gibt es auch ein E-Book, das sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Als Web-Tipp sei hier mal wieder an die Seite PhilipKDickFans erinnert, mit hervorragenden Artikeln zur Entstehung der Romane und Kurzgeschichten, auch zu Time Out of Joint. Und man kann sich auch eine Kritik der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Ausgabe von 1995 ansehen, auch wenn der Autor seine Probleme mit Dicks Biographie hat – was auch immer 2–3–74 für Dick war, es war sicher nicht nur ein Gerücht des Verlags.
Auf der Verlagsseite zum Fischer Verlag hier im Blog finden sich, wie immer, alle Ausgaben von Philip K. Dick bei Fischer mit ausführlichen bibliographischen Daten. In der letzten Zeit wurden einige Angaben zu neueren Auflagen ergänzt. 

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