Samstag, 4. Juni 2016

Punktschrift

Bei der Suche nach Büchern von Philip K. Dick stolpert man unwillkürlich über den einen oder den anderen Roman in Blindenschrift. Bei mir haben die beiden Romane zunächst Eintritt in meinen Katalog gefunden:
Die Rücken der drei Bände von Dicks "Warte auf das letzte Jahr"
Warte auf das letzte
Jahr
in drei Bänden
in Braille-Schrift
  • Blade Runner (1994). Marburg. Reformierte Kurzschrift, 2 Bände. Zürich: Haffmans (1993)
  • Warte auf das letzte Jahr (2008). Leipzig. Reformierte Kurzschrift, 3 Bände. München: Heyne (2006)
  • Electric Dreams (2020). Leipzig?. Reformierte Kurzschrift, 3 Bände. Fischer-Taschenbuch-Verlag (2018). [Update]
Die bibliographischen Angaben umfassen die Vorlagen für die Blindenschriftausgaben. Üblicherweise wird ein Schwarzschriftbuch, also eine „normale“ gedruckte Ausgabe für sehende Leser, digitalisiert und dann in einem aufwändigen Prozess vorbereitet und schliesslich auf einem Braille-Drucker gedruckt. Die Braille-Schrift ist die übliche Blindenschrift, die es in verschiedenen Varianten gibt. Die Kurzschrift kürzt die Texte dabei ab, ähnlich der Stenographie, um eine höhere Leseleistung zu ermöglichen und ist das übliche Format bei Druckerzeugnissen.
Auch in Kurzschrift sind Braille-Bücher deutlich umfangreicher als Schwarzschriftausgaben, Blade Runner bringt es auf zwei Bände, Warte auf das letzte Jahr gar auf drei.
Die Verlagsstandorte sind Marburg, dort ist die Deutsche Blindenstudienanstalt mit einer Braille-Druckerei, und Leipzig mit der Deutsche Zentralbücherei für Blinde (DZB).
Die Blade Runner Ausgabe ist bei der Deutschen Nationalbibliothek nachgewiesen, Warte auf das letzte Jahr leider nicht. Warum ausgerechnet Warte auf das letzte Jahr für die Übertragung ausgewählt wurde, muss rätselhaft bleiben. Nach literarischen Maßstäben oder nach allgemeiner Popularität kann die Entscheidung nicht gefallen sein, der Roman steht auf keiner Liste von Dick-Titeln unter den ersten zehn. Eine ähnlich schwer nachvollziehbare Auswahl lässt sich oft bei den ersten Übersetzungen in eine neue Sprache beobachten.
Zwei Seiten in Punktschrift
Eine Seite aus Warte auf das letzte Jahr von Philip K. Dick in Braille-Schrift.
Erwähnt sei noch, dass es weitere Medien für den Literaturzugang für Sehbehinderte gibt. Zum einen sind das Bücher in Grossdruck, die es aber in Deutschland für Werke von Dick nicht gibt, allerdings (auf Englisch) in den USA und Grossbritannien.
Der Name "Philip K. Dick" in Braille-Schrift
"Philip K. Dick" in Braille
Ein sehr populäres Medium sind die DAISY-Hörbücher, das sind interaktive Hörbücher auf CD, die einen speziellen Player benötigen. Hier gibt es rund ein Dutzend deutsche Inhalte von Dick. Dieser Blog betrachtet aber (zunächst) die papiergebundenen Inhalte – zu Hörbüchern und anderen Medien kommt in diesem Blog später mehr.
Viel über das Angebot, aber auch den Entstehungsprozess von Druckerzeugnissen für Blinde findet sich auf den Seiten der Deutschen Zentralbücherei für Blinde und der Deutschen Blindenstudienanstalt.
Übrigens: Am 6. Juni ist der Tag der Sehbehinderten.

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