Nachdem Fischer die kürzlich erschienene Neuübersetzung des Blade Runner mit dem Adjektiv kongenial bewirbt, lohnt sich vielleicht ein eingehender Blick auf die verschiedenen deutschen Übersetzungen dieses Werkes, davon gibt es nämlich auf den zweiten Blick einige Varianten mehr, als man vermutet.
Schon 1969, das ist nur ein Jahr nach dem Erscheinen in den USA, gibt es die Erstübersetzung von Norbert Wölfl für den Marion von Schröder Verlag. Die folgende Ausgabe des Romans erscheint 1971 bei Heyne, mit einer gekürzten Version der Übersetzung; es fehlen nicht nur die diversen dem Haupttext vorgestellten Zitate und die Widmung, auch der Haupttext selbst ist erheblich gekürzt. Heyne hat diese Kürzungen auch bei allen folgenden Ausgaben der Wölfl-Übersetzung beibehalten.
Für Haffmans erfolgt 1993 die Überarbeitung der ungekürzten Übersetzung durch Jacqueline Dougoud, die für alle folgenden deutschen Ausgaben des Blade Runner verwendet wurde, bis auf die von Heyne 1998, die noch einmal auf die gekürzte Wölfl-Version zurückgreift. Die "zweite Auflage" erschien bei Haffmans 1997 mit neuem Cover und Titel - für die Sammlung sind das also ganz sicher zwei separate Einträge. Erwähnenswert ist auch, dass diese zweite Auflage neu durchgesehen ist, Unterschiede konnte ich aber – ausser natürlich dem Titel – nicht finden.
Eigentümlich ist weiterhin, dass zwei Ausgaben der Dougoud-Übersetzung, nämlich Heyne von 2009 und Fischer von 2014, zumindest eine Änderung gegenüber den vorigen Übersetzungen haben – Buster Freundlich heisst hier Buster Friendly. Andere Änderungen kann ich an diesen Ausgaben bei einem oberflächlichen Vergleich nicht finden. Es erscheint aber eigentümlich, dass Heyne 2009 für den Sammelband Blade Runner, Ubik, Marsianischer Zeitsturz die Übersetzung minimal – oder gar nur bei einem Ausdruck – überarbeitet (die Übernahme von Fischer ist dann natürlich konsequent).
Nicht wirklich einfacher wird die Lage dadurch, dass Verlage im Allgemeinen und hier Heyne und Fischer im Speziellen nicht sehr sorgfältig bei der Angabe der Übersetzers sind. Heyne gibt die Kürzungen der frühen Ausgaben nicht an, für die Ausgabe von 2009 ist nur Norbert Wölfl angegeben, obwohl es sich um die von Jacqueline Dougoud überarbeitete Version handelt. Und Fischer gibt 2014 im Buch sogar fälschlich Michael Nagula an, korrigiert das halbwegs auf seiner Webseite und gibt dort Wölfl an; natürlich handelt es sich hier auch um die Wölfl/Dougoud-Version.
Ganz separat muss man den jeweils gewählten Titel der verschiedenen Ausgaben betrachten. Die erste Übersetzung von Do Androids Dream of Electric Sheep? – wohl von Wölfl – ist Träumen Roboter von elektrischen Schafen? Mit der dritten Ausgabe des Romans im Jahre 1982 – Das Buch zum Film mit zahlreichen Fotos – wird der Titel aus nahe liegenden Gründen auf Blade Runner geändert. Nur die zweite Auflage von Haffmans von 1997 versucht wieder zurück zum Originaltitel zu kommen, ersetzt allerdings Roboter durch Androiden: Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
Alle folgenden Ausgaben sind aber wieder bei Blade Runner. Die aktuelle Ausgabe von Fischer (2017) trägt die Androiden immerhin wieder im Untertitel, aber versteckt auf dem Titel, nicht auf dem Cover.
Ein Punkt, der bei allen deutschen Übersetzungen übereinstimmt, ist der Tag, an dem der Roman beginnt, nämlich am 3. Januar 1992. So hat es Dick 1968 auch geschrieben. In den amerikanischen Ausgaben war der Text ab 1982 oft auf den 3. Januar 2021 geändert, weil 1992 zu diesem Zeitpunkt bereits zu nah war – und zu diesem Zeitpunkt Androiden der von Dick beschriebenen Art nicht mehr plausibel waren. Das betrifft fünf Textstellen an denen es eine Referenz auf ein Jahr gibt und dort wurden, mehr oder weniger konsistent, jeweils vierzig Jahre addiert.
Für eine Übersicht über alle deutschen Ausgaben des Blade Runner mit vollständigen bibliographischen Daten hat dieser Blog eine separate Seite.
Schon 1969, das ist nur ein Jahr nach dem Erscheinen in den USA, gibt es die Erstübersetzung von Norbert Wölfl für den Marion von Schröder Verlag. Die folgende Ausgabe des Romans erscheint 1971 bei Heyne, mit einer gekürzten Version der Übersetzung; es fehlen nicht nur die diversen dem Haupttext vorgestellten Zitate und die Widmung, auch der Haupttext selbst ist erheblich gekürzt. Heyne hat diese Kürzungen auch bei allen folgenden Ausgaben der Wölfl-Übersetzung beibehalten.
Für Haffmans erfolgt 1993 die Überarbeitung der ungekürzten Übersetzung durch Jacqueline Dougoud, die für alle folgenden deutschen Ausgaben des Blade Runner verwendet wurde, bis auf die von Heyne 1998, die noch einmal auf die gekürzte Wölfl-Version zurückgreift. Die "zweite Auflage" erschien bei Haffmans 1997 mit neuem Cover und Titel - für die Sammlung sind das also ganz sicher zwei separate Einträge. Erwähnenswert ist auch, dass diese zweite Auflage neu durchgesehen ist, Unterschiede konnte ich aber – ausser natürlich dem Titel – nicht finden.
Links Blade Runner von Philip K. Dick, erschienen 1993 bei Haffmans und rechts die zweite Auflage von 1997 unter dem neuen fast alten Titel Träumen Androiden von elektrischen Schafen? |
Nicht wirklich einfacher wird die Lage dadurch, dass Verlage im Allgemeinen und hier Heyne und Fischer im Speziellen nicht sehr sorgfältig bei der Angabe der Übersetzers sind. Heyne gibt die Kürzungen der frühen Ausgaben nicht an, für die Ausgabe von 2009 ist nur Norbert Wölfl angegeben, obwohl es sich um die von Jacqueline Dougoud überarbeitete Version handelt. Und Fischer gibt 2014 im Buch sogar fälschlich Michael Nagula an, korrigiert das halbwegs auf seiner Webseite und gibt dort Wölfl an; natürlich handelt es sich hier auch um die Wölfl/Dougoud-Version.
Ganz separat muss man den jeweils gewählten Titel der verschiedenen Ausgaben betrachten. Die erste Übersetzung von Do Androids Dream of Electric Sheep? – wohl von Wölfl – ist Träumen Roboter von elektrischen Schafen? Mit der dritten Ausgabe des Romans im Jahre 1982 – Das Buch zum Film mit zahlreichen Fotos – wird der Titel aus nahe liegenden Gründen auf Blade Runner geändert. Nur die zweite Auflage von Haffmans von 1997 versucht wieder zurück zum Originaltitel zu kommen, ersetzt allerdings Roboter durch Androiden: Träumen Androiden von elektrischen Schafen?
Alle folgenden Ausgaben sind aber wieder bei Blade Runner. Die aktuelle Ausgabe von Fischer (2017) trägt die Androiden immerhin wieder im Untertitel, aber versteckt auf dem Titel, nicht auf dem Cover.
Ein Punkt, der bei allen deutschen Übersetzungen übereinstimmt, ist der Tag, an dem der Roman beginnt, nämlich am 3. Januar 1992. So hat es Dick 1968 auch geschrieben. In den amerikanischen Ausgaben war der Text ab 1982 oft auf den 3. Januar 2021 geändert, weil 1992 zu diesem Zeitpunkt bereits zu nah war – und zu diesem Zeitpunkt Androiden der von Dick beschriebenen Art nicht mehr plausibel waren. Das betrifft fünf Textstellen an denen es eine Referenz auf ein Jahr gibt und dort wurden, mehr oder weniger konsistent, jeweils vierzig Jahre addiert.
Für eine Übersicht über alle deutschen Ausgaben des Blade Runner mit vollständigen bibliographischen Daten hat dieser Blog eine separate Seite.
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