Samstag, 25. Mai 2019

Danke, Roxana!

Was soll ich sagen? Zu meiner Entschuldigung möge man sich einfach die Bilder angucken. Und obwohl sie dem Buch nur bedingt gerecht werden, ist die Qualität dieser schönen Ausgabe erkennen.
Es ist also mal wieder soweit, es gibt – seit ganz kurzem – eine weitere schöne Sammlerausgabe von Philip K. Dick bei der Folio Society: Ubik.
In aller professionellen Schönheit kann man sich die Ausgabe bei Folio selbst ansehen – und da natürlich auch bestellen. In Deutschland kriegt man Ausgaben von Folio auch bei der Büchergilde – die Ausgaben sind marginal teurer, aber dafür spart man die erheblichen Versandkosten. Allerdings sind die Folio Ausgaben exklusiv für Mitglieder der Büchergilde. Ubik ist dort noch nicht erhältlich – kommt aber bestimmt. Und Eile ist nicht geboten, ist doch die erste Folio Ausgabe von Dick, The Man in the High Castle von 2015, auch noch erhältlich – übrigens auch eine schöne Ausgabe.
Wie immer hat man sich bei der Folio Society viel Mühe gegeben. Illustriert ist der Band von La Boca, einem mit vielen Preisen ausgezeichnetem Londoner Design Studio, das auch in der Werbung zu Hause zu sein scheint, aber auch für Bücher und Plattencover Designs erstellt. Egal, was man vom Stil im Einzelnen hält, es ist spektakulär – und umso spektakulärer, wenn man sich ansieht, was in letzter Zeit sonst so von bzw. für Dick herausgekommen ist. Und erwähnen muss man natürlich den – um nicht spektakulär zu wiederholen – auffälligen – die-cut slipcase, also den Schuber mit dem eingestanzten Titel. Folio ist auch stolz auf die bedruckten Vorsatzblätter, also die jeweils vorne und hinten eingeklebte Seite, die Buchblock und Buchdeckel verbindet; wohl, weil ein solcher bedruckter Vorsatz heute Merkmal hochwertiger Bücher ist.
Die angekündigten sechs Farbillustrationen sind auf hochwertigem Papier separat auf nicht in die Seitenzählung angerechneten Seiten eingefügt; die meist bunten Motive sind: die Silhouette eines Mannes in einem Wabenmuster, zwei leuchtende Gestalten (mein Lieblingsmotiv), ein Vogel in einem Spinnennetz, eine Werbung für Ubik, eine halb geöffnete Tür und ein Schädel – und als siebtes Motiv das Skelett eines Torsos. Ein Extra für den glücklichen Käufer! Oder … das Marketing hat sich verzählt.
Die Betrachtung der Ausstattung beendet ein Blick auf das Frontispiz. Diese Seite vor dem Titel zeigt einen schwarzen Kopf vor einem lila Muster. Ausser den Ausgaben von Folio und denen von Easton habe ich noch keinen Dick mit einem Frontispiz beobachtet – ein Frontispiz findet sich heute nur noch bei sehr aufwändigen Ausgaben, die es von Dick eben kaum gibt (und auch die Complete Stories von Subterranean haben kein Frontispiz).
Die Erstausgabe von Ubik ist vor genau 50 Jahren, im Mai 1969, bei Doubleday erschienen. Folio erwähnt das Jubiläum nicht, aber ein grosser Zufall wäre es schon, wenn die Wahl des Datums gänzlich absichtslos wäre. Die Erstausgabe von Doubleday ist dieser Tage eine der wirklich teuren Ausgaben von Dick.
Inhaltlich findet sich in dieser (etwa) 24. englischen Ausgabe von Dicks Meisterwerk noch Neues. Für Folio hat Kim Stanley Robinson eine Einführung geschrieben. Robinson ist mit seinem Buch Die Romane des Philip K. Dick ein ausgewiesener Kenner der Materie, die Heyne Ausgaben (2000, 2008) von Das Orakel vom Berge haben Vor- bzw. Nachwort von ihm. Robinson diskutiert die These, dass Dick unter Hypergraphie gelitten hat, einem krankhaften Schreibzwang, der den enormen Output von Dick in den 60er Jahren erklären würde – und natürlich die umfänglichen Aufzeichnungen der Exegesis. Interessanter finde ich, dass er in Ubik das letzte Werk von Dick als kommerzieller Science Fiction Romanautor sieht. Das ist sicher eine interessante Bewertung der folgenden Romane, aber Eine andere Welt und Der dunkle Schirm muss man nicht zur Science Fiction zählen (dafür sind sie ja zu gut).
Hingewiesen sei hier auch noch kurz auf ein spektakuläres Wendebuch der Folio Society mit zwei Romanen von Philip K. Dick, Do Androids Dream of Electric Sheep? / A Scanner Darkly, erschienen 2017 und hier im Blog schon beschrieben. Bisher unerwähnt ist die von Brian W. Aldiss herausgegebene The Folio Science Fiction Anthology von 2016, eine Sammlung von Kurzgeschichten. Sie enthält auch Dicks Recall Mechanism, auf Deutsch Erinnerungsmechanismus. Dies ist erstaunlicherweise die erste Aufnahme der Geschichte in eine Anthologie. Seit der Ersterscheinung in If im Juli 1959 ist Recall Mechanism nur in den diversen Inkarnationen der Collected Stories erschienen, auch auf Deutsch.
Ubik hat auf den Tag zwei Wochen gebraucht, um mich nach meiner Bestellung zu erreichen. Eilige Bestellungen sind also schwierig, es gibt aber eine Express Option. Ubik gibt es von der Folio Society auf 224 Seiten im Format 9˝ x 6¼˝ und wie immer ohne ISBN.
Alle bibliographischen Informationen zu Philip K. Dick bei der Folio Society gibt es hier im Blog. Die geheime Nachricht tief in dieser Ausgabe muss jeder Leser selbst suchen.

Preise

"Ubik" bei Folio, £44.95 zuzüglich £13,50 Versand nach Deutschland und bei der Büchergilde Gutenberg für 58,00 Euro, aber nur für Mitglieder

"Ubik", Doubleday (1969), die Erstausgabe ab 2700,00 Euro
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