Über Paul Williams muss man in diesem Blog eigentlich nicht viel sagen. Wer sich etwas mehr mit Philip K. Dick beschäftigt, begegnet ihm ziemlich bald. Paul Williams hat Dick nicht alleine gross gemacht, aber er ist wohl alleine derjenige, der am meisten zu Dicks Ruhm beigetragen hat – wenn man die Verfilmungen ausser acht lässt, die aber eine andere Art von Bekanntheit gebracht haben, meine ich.
Burgling the Most Brilliant Sci-Fi Mind on Earth — It Is Earth, Isn’t It? von Paul Williams im Rolling Stone |
Only Apparently Real in der Erstausgabe von 1986 |
In diesem Buch greift Williams aber nicht nur sein Interview von 1975 auf, er verwendet auch Dicks Portrait aus dem Rolling Stone. Das Bild ist von Kent „G. K.“ Bellows, einem amerikanischen Künstler, der sich in dieser frühen Phase seiner Karriere sein Geld mit Illustrationen in Omni und Rolling Stone verdienen musste. Bellows arbeitete viel mit Fotos aus dem Umfeld seiner Motive und interessierte sich für ihre Geschichte – und so sehen wir neben Dick auch seinen noch nicht explodierten Aktenschrank und Dicks Paranoia als eindringendes Monster, auch wenn das vielleicht ein bisschen mehr Lovecraft bzw. Das Grauen aus der Tiefe ist als Dick.
Dick selbst war von dem Bild begeistert. Nachdem er die Ausgabe von Rolling Stone gesehen hat, schreibt er am 13. November 1975 an Bellows, nachzulesen in den Selected Letters oder im Original auf Bellows Facebook-Gedenkseite:
That picture is me. For it to be me, I must exist. […] I felt I didn't exist. Then your picture came out. […] it was […] holy magic, good magic. […] In essence, you reconstructed me and put life back into me. […]
From the moment I saw your picture […] I was changed back to my old, real self.
Das ist wahre Begeisterung, sicher spielt Dicks Freude über den Artikel im Rolling Stone hier mit rein und er war auch leicht zu begeistern, aber Dick war glücklich – und er hat Bellows Talent früh erkannt. Bellows hat sich später auf Selbstpotraits spezialisiert und er hat sich wohl in diesem Bild auch selbst gesehen, vielleicht ist es deshalb so eindringlich. Mehr zu Dick und Bellows weiss TotalDickHead David Gill hier.
Signatur von Paul Williams |
Williams Wikiseite gibt es leider nicht auf Deutsch, obwohl er auch ins Deutsche übersetzt ist, wenn auch nur mit wenigen Büchern in verschiedenen Kleinverlagen. Zu Dick gibt es von ihm dabei nur eine selbstständige Veröffentlichung, die Übersetzung des Artikels im Rolling Stone, Die wahren Geschichten des Philip K. Dick beim Nachtschatten-Verlag.
Only Apparently Real ist nicht schwer zu finden und auch signiert bezahlbar – man kann annehmen, dass Williams es über die Philip K. Dick Society angeboten hat, so hat auch mein Exemplar seinen Weg nach Deutschland gefunden. Ausser der späteren Ausgabe von 1999, die sich im Preis nicht unterscheidet, gibt es neuerdings auch eine print on demand Ausgabe mit der ISBN dieser zweiten Ausgabe – und auch der Verlag ist angegeben als Entwhistle Books, man muss also aufpassen, was man kauft. Mir ist gänzlich unklar, wie hier die Rechte vergeben sind, man sollte hoffen, dass Williams Erben hier wenigstens etwas profitieren können. Und man darf hoffen, dass die Exemplare klar als spätere Ausgaben gekennzeichnet sind.
Nach und neben Dick war Theodor Sturgeon das Ziel von Williams Arbeit. Er hat die ersten elf Bände der Complete Stories of Theodore Sturgeon herausgebracht, die letzten zwei Bände hat Noël Sturgeon, die Tochter der Autors, herausgebracht. Williams war zu diesem Zeitpunkt schon zu krank. Nachlesen kann man die emotionale, oft traurige Geschichte seiner Krankheit im Blog seiner Frau, der Musikerin Cindy Lee Berryhill. Paul Williams ist am 27. März 2013 an den Spätfolgen eines Fahrradunfalls gestorben.
Preise
Paul Williams: "Only Apparently Real", print on demand ab 10 Euro, antiquarisch 10 bis 20 Euro, signiert um 30 Euro, jeweils zuzüglich Porto
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen