Samstag, 9. Oktober 2021

Schicke Schlitten

Die Handelswege nach Grossbritannien haben sich doch deutlich verschlechtert und insbesondere verteuert und so lohnt es sich um so mehr auch mal auf dem deutschen Markt nach britischen Ausgaben zu angeln. Und so sind bei mir kürzlich zwei Mainstream Romane von Philip K. Dick eingetroffen, die ich in tatsächlich in Deutschland finden konnte. Der Fang von englischen Büchern in Deutschland ist allerdings selten, nur den üblichen Bestsellern begegnen man bei der Suche regelmässig.
Die beiden Bücher stammen aus einer kleinen Reihe, die zwischen 1986 bzw. 1987 und 1991 bei Paladin Books herausgekommen ist, einem der vielen Imprints von Granada Publishing. Andere Imprints von Granada waren, das sei hier kurz erwähnt, Grafton und Panther, auch dort ist seinerzeit einiges von Dick erschienen.
Drei Bände von Paladin: Confessions of a Crap Artist (1989),
In Milton Lumky Territory (1987) und Mary and the Giant (1989)
In dieser kleinen Reihe sind sieben Mainstream Romane erschienen, das waren alle, die bis dahin vorlagen. Der erste Band von 1986 mit dem sperrigen Titel The Man Whose Teeth Were All Exactly Alike gehört nicht ganz in die Reihe: Betrachtet man die Titelbilder der Bände, so fällt es etwas heraus. Die folgenden Bände zeigen ein deutlich den 50er Jahren zuzuordnendes Motiv mit einem prominent platzierten Auto, das fehlt bei Teeth. Die sieben Cover-Illustrationen stammen von drei verschiedenen Künstlern: zunächst dreimal Neil Breedon, dann dreimal Ean Taylor und auch der – bei britischen Ausgaben quasi unvermeidliche – Chris Moore ist einmal dabei und darf zeigen, dass er auch Autos zeichnen kann. 
Wo ist das Auto? Ein Cover von Neil Breedon
Die Romane spielen in den 50er Jahren und Autos spielen eine grosse Rolle, es wird sehr viel herumgefahren, die Wahl als Titelmotiv passt also. Und es gibt weitere Bezüge, so war der titelgebende Künstler in Confessions of a Crap Artist vormalig in der Automobilbranche als „Reifenriller“ tätig, in Teeth verliert ein Protagonist als zentrales Element der Handlung seinen Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer und in Humpty Dumpy in Oakland geht es um die Irrungen und Wirrungen beim Gebrauchtwagenhandel. Diese Faszination für das Thema Auto hat sich bei Dick nicht erhalten, vielleicht war sie auch eher der allgemeinen Stimmung der Zeit geschuldet mit dem Auto als Symbol und Vermittler der Freiheit – wieviel sich davon noch in seiner Science Fiction findet, wäre zu untersuchen. 
Die bekannten fliegenden Autos aus dem Film Blade Runner, dort heissen sie Spinner, sind eher ein Beitrag vom Fahrzeug-begeisterten Designer Syd Mead, der auch für Ford und Chrysler gearbeitet hat. Bei Dick heissen die Autos hovercar und spielen keine herausrangende Rolle.
Bei Gollancz sind die Mainstream Romane später noch einmal erschienen, auf Deutsch sind sie teilweise – soweit überhaupt – eher schwer zu bekommen. Dabei gehört Confessions of a Crap Artist, auf Deutsch in zwei Ausgaben als Eine Bande von Verrückten, nach meinem Empfinden, zu den besten Romanen von Dick überhaupt.
Bei Paladin ist weiterhin 1991 noch eine britische Ausgabe von Sutins Divine Invasions erschienen.
Die bibliographischen Daten zu den Ausgaben von Paladin finden sich hier im Blog.

Preise

Die Romane von Philip K. Dick bei Paladin liegen bei 10 bis 20 Euro, zuzüglich Porto.


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