Samstag, 9. März 2024

Bilingue

Einzigartig ist dieses Buch, gänzlich einzigartig im Philip-K.-Dick-Universum: eine Bilingue. Diese französische Ausgabe von 2009 enthält den Text von zwei Kurzgeschichten jeweils im englischen Original und in der französischen Übersetzung. Bücher dieser Art richten sich an Sprachschüler und dieses Angebot ist nicht ungewöhnlich. Der erwähnte Band ist Teil der Reihe Folio Bilingue mit zahlreichen weiteren Büchern dieser Art, von Jack Kerouac bis H. G. Wells, aber auch nicht-englische Text wie von Sigmund Freud auf Deutsch und Jorge Luis Borges auf Spanisch.
Zweisprachig – Philip K. Dick: Rapport Minoritaire
Der Titel ist etwas unhandlich: Rapport minoritaire/Minority Report – Souvenirs à vendre/We Can Remember It for You Wholesale: Suivi de Souvenirs à vendre. Die französische Übersetzung ist von Dicks renommierter Übersetzerin Hélène Collon. Die Ausgabe hat in letzter Zeit ein neues Umschlagbild erhalten, die ISBN hat sich nicht geändert, so wird es auch für Sammler ein bisschen schwieriger.
Die enthaltenen Kurzgeschichten – oder sind es nicht eigentlich Novellen – sind verfilmt und daher interessant, gerade für Schüler, für die der Konsum des Buches vermutlich kein reiner Genuss ist. Die kurze Einführung von Sébastien Guillot beschäftigt sich daher auch spezifisch mit den verschiedenen Verfilmungen, über Minority Report und Total Recall hinaus; man hätte hier gerne mehr gelesen.
Bibliographie der französischen Ausgaben
Precious Artifacts 3
Es gibt eine weitere Englisch-Französische Bilingue in der Sammlung, Precious Artifacts 3. Das ist aber kein Text von Dick, sondern die französische Bibliographie von Wide Books (2018). Die Zweisprachigkeit soll im Stil der Kunstbände von Taschen allerdings den Kreis der Leser erweitern, was bei Büchern mit wenig Text und viel Abbildungen und bibliographischen Texten relativ einfach möglich ist.
Es gibt noch einige Bücher, die sprachlich gemischt sind, meist im schulischen Umfeld, wo die Texte meist in Englisch sind, aber gewisse administrative Teile wie Einleitung und Vokabelhilfen in einer anderen Sprache sind, man findet das z. B. in den deutschen Schulausgaben. Hier handelt es sich nicht um klassische Bilinguen, bei denen der Haupttext zweisprachig dargestellt ist.
Mit dem bekanntesten mehrsprachigen Text der Welt schliesst sich auch der Kreis zum vorigen Blogeintrag: Der Rosetta-Stein, eine Trilingue in drei Sprachen, hat im frühen 19. Jahrhundert den Schlüssel für die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen geliefert. Zur Zeit des Cestius, dessen Pyramide in Rom man im vorigen Blogeintrag findet, wurden Hieroglyphen noch aktiv von ägyptischen Priestern verwendet, um später vergessen zu werden, bis sie der Franzose Jean-François Champollion wieder entzifferte.
Dieses Buch wird kommenden Generationen vermutlich nicht als Schlüssel zur französischen (oder englischen) Sprache dienen, ein einmaliges Stück in der Sammlung ist es aber.
Finden kann man alte und neue Ausgabe dieser Bilingue problemlos und günstig allerorten, man muss wohl aufpassen, welche Ausgabe angeboten wird: häufig wird man das gar nicht erkennen können, da bei den üblichen Portalen Stockbilder des Umschlagbildes auf Basis der ISBN gezeigt werden, die dann nur zufällig richtig sein können. Wie immer: Caveat emptor!
Hier sei auf den Blogeintrag zu den französischen Ausgaben hingewiesen.

Bibliographisches

  • Philip K. Dick: Rapport minoritaire/Minority Report – Souvenirs à vendre/We Can Remember It for You Wholesale: Suivi de Souvenirs à vendre. Folio (Juni 2009). Folio Bilingue. Übersetzt von Hélène Colon. ISBN 978-2-07039931-4. 272 Seiten – Mit einem Vorwort von Sébastien Guillot

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