Einzigartig ist dieses Buch, gänzlich
einzigartig im Philip-K.-Dick-Universum: eine Bilingue. Diese
französische Ausgabe von 2009 enthält den Text von zwei Kurzgeschichten
jeweils im englischen Original und in der französischen Übersetzung. Bücher
dieser Art richten sich an Sprachschüler und dieses Angebot ist nicht
ungewöhnlich. Der erwähnte Band ist Teil der Reihe Folio Bilingue mit
zahlreichen weiteren Büchern dieser Art, von Jack Kerouac bis H. G. Wells,
aber auch nicht-englische Text wie von Sigmund Freud auf Deutsch und Jorge
Luis Borges auf Spanisch.
Es gibt eine weitere Englisch-Französische Bilingue in der Sammlung,
Precious Artifacts 3. Das ist aber kein Text von Dick, sondern die
französische Bibliographie von Wide Books (2018). Die Zweisprachigkeit
soll im Stil der Kunstbände von Taschen allerdings den Kreis der Leser
erweitern, was bei Büchern mit wenig Text und viel Abbildungen und
bibliographischen Texten relativ einfach möglich ist.
Zweisprachig – Philip K. Dick: Rapport Minoritaire |
Der Titel ist etwas unhandlich:
Rapport minoritaire/Minority Report – Souvenirs à vendre/We Can Remember It for You Wholesale: Suivi de
Souvenirs à vendre. Die französische Übersetzung ist von Dicks renommierter Übersetzerin
Hélène Collon. Die Ausgabe hat in letzter Zeit ein neues Umschlagbild
erhalten, die ISBN hat sich nicht geändert, so wird es auch für Sammler
ein bisschen schwieriger.
Die enthaltenen Kurzgeschichten – oder sind es nicht eigentlich Novellen –
sind verfilmt und daher interessant, gerade für Schüler, für die der
Konsum des Buches vermutlich kein reiner Genuss ist. Die kurze Einführung
von Sébastien Guillot beschäftigt sich daher auch spezifisch mit den
verschiedenen Verfilmungen, über
Minority Report und Total Recall hinaus; man hätte hier
gerne mehr gelesen.
Precious Artifacts 3 |
Es gibt noch einige Bücher, die sprachlich gemischt sind, meist im
schulischen Umfeld, wo die Texte meist in Englisch sind, aber gewisse
administrative Teile wie Einleitung und Vokabelhilfen in einer anderen
Sprache sind, man findet das z. B. in den deutschen Schulausgaben. Hier
handelt es sich nicht um klassische Bilinguen, bei denen der Haupttext
zweisprachig dargestellt ist.
Mit dem bekanntesten mehrsprachigen Text der Welt schliesst sich auch der
Kreis zum vorigen Blogeintrag: Der Rosetta-Stein, eine Trilingue in drei
Sprachen, hat im frühen 19. Jahrhundert den Schlüssel für die Entzifferung
der ägyptischen Hieroglyphen geliefert. Zur Zeit des Cestius, dessen
Pyramide in Rom man im vorigen Blogeintrag findet, wurden Hieroglyphen noch aktiv von ägyptischen Priestern verwendet, um
später vergessen zu werden, bis sie der
Franzose Jean-François Champollion wieder entzifferte.
Dieses Buch wird kommenden Generationen vermutlich nicht als Schlüssel
zur französischen (oder englischen) Sprache dienen, ein einmaliges Stück
in der Sammlung ist es aber.
Finden kann man alte und neue Ausgabe dieser Bilingue problemlos und
günstig allerorten, man muss wohl aufpassen, welche Ausgabe angeboten
wird: häufig wird man das gar nicht erkennen können, da bei den üblichen
Portalen Stockbilder des Umschlagbildes auf Basis der ISBN gezeigt werden,
die dann nur zufällig richtig sein können. Wie immer:
Caveat emptor!
- Philip K. Dick: Rapport minoritaire/Minority Report – Souvenirs à vendre/We Can Remember It for You Wholesale: Suivi de Souvenirs à vendre. Folio (Juni 2009). Folio Bilingue. Übersetzt von Hélène Colon. ISBN 978-2-07039931-4. 272 Seiten – Mit einem Vorwort von Sébastien Guillot
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