Samstag, 3. August 2024

Taiwan - Nicht einfach

Die Fahne von Taiwan über Chinatown in San Francisco im August 2024
Taiwans Fahne im Wind
Keine spektakuläre Erweiterung der Sammlung, aber eine kleine Lücke konnte der aktuelle Neuzugang einer Ausgabe von Ubik doch schliessen: 尤比克 heisst das Buch vom Verlag Lonely bzw. von 寂寞出版股份有限公司 in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan.
Auf kurz oder lang
Ubik in Kurzschrift (links) und aus Taiwan in Langzeichen: tatsächlich
Und es handelt sich auch nicht wirklich um eine neue Sprache, eine chinesische Ausgabe von (auch) Ubik hatten wir schon hier im Blog, aber es geht um eine andere Schrift: In Taiwan wird noch das traditionelle Chinesisch geschrieben, die sogenannten Langzeichen, und auch dieses Buch verwendet diese Schrift. In der Volksrepublik China werden die vereinfachten Kurzzeichen verwendet.
Für diesen Sammler ist das Grund genug auch eine Ausgabe in Langzeichen der Sammlung hinzuzufügen, zumal dieses Buch mich gefunden hat: es wurde mir angeboten und konnte durch eine Erwerbung aus Fort Morgan ertauscht werden. Deshalb habe ich auch keine Erfahrungen damit, wie schwierig der Erwerb taiwanesischer Ausgaben in Deutschland ist.
Von der Banderole befreit:
ein Schmuckstück!
Taiwan, eigentlich die Republik China, ist etwas grösser als Baden-Württemberg und hat 24 Millionen Einwohner. International anerkannt ist Taiwan nicht wirklich: die Volksrepublik übt dagegen massiven Druck aus. 
Politisch ist die Lage also schwierig und gerade deshalb sind Themen wie Schrift und auch Sprache so wichtig. Und auch bei der Sprache gibt es Unterschiede: in Taiwan wird eine Variante eines chinesischen Dialekts gesprochen, dessen Klassifikation hochpolitisch und daher umstritten ist. Schriftsprache ist üblicherweise das Hochchinesische. Fast genauso kompliziert, auf einer technischen Ebene, ist die Darstellung der verschiedenen chinesischen Kurz- und Langzeichen auf einem Computer.
In Taiwan ist nur wenig aus dem Werk von Philip K. Dick publiziert. Die erste chinesische Übersetzung eines Romans von Dick ist allerdings in Taiwan erschienen: Do Androids dream of Electric Sheep? ist 1981 – und damit vor dem Erscheinen des Films – als 殺手的一日 (wörtlich: Ein Tag im Leben eines Killers) von Wang Kaizhu übersetzt. Danach gibt es, seit 2002, nur einige Anthologien im Zusammenhang mit Kinofilmen: Minority Report, Paycheck, Der goldene Mann und auch einen Roman: A Scanner Darkly – und eben Ubik, erst kürzlich (2022). Gesondert erwähnt werden muss die Übersetzung von Anne Dicks The Search for Philip K. Dick von 2020, ein sehr spezielles Werk, das überhaupt nur in wenige Sprachen übersetzt ist (aber auch ins Russische und Türkische, aber nicht ins Französische).
Paperback mit Umschlag, ganz nackt
Auch in Volksrepublik gibt es erst seit ungefähr 2000 Übersetzungen von Dick, allerdings durchaus umfassender, mittlerweile ist gut die Hälfte von Dicks Werk erschienen, auch eine Übersetzung der Biographie von Sutin. Man muss allerdings anerkennen, dass der Markt auf dem Festland ungleich grösser ist, man darf auch annehmen, dass die englischen Ausgaben in Taiwan leichter verfügbar sind. 
Ein Überblick über alle Sprachen, in denen es Übersetzung der Werke von Philip K. Dick gibt, findet sich hier im Blog.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen