Wieder! Nach einigen Jahren Pause war
es so weit: das Philip K. Dick Film Festival in Köln, wohl das
fünfte am Ort. Angefangen hatte die Veranstaltung in New York und ist dann
nach Europa gekommen – natürlich nach Frankreich, nach Lille. Von dort
ging es (u. a.) nach Köln, zuerst 2016, dann 2017 und
wie hier im Blog berichtet 2018 und 2019. Das Jahr 2020 hat dann viele – besonders kleinere – kulturelle
Veranstaltungen schwer getroffen, aber jetzt war es wieder soweit. Geholfen
hat wohl, dass Lille schon seit 2021 weitergemacht hat. Dort fand das
Festival in diesem Jahr über die üblichen zwei Tage statt, Köln hatte nur
ein kürzeres Programm von einem Tag.
Wie üblich und gewollt, hatten die Filme ganz überwiegend keinen direkten,
offenen Bezug zu Philip K. Dick. Der Zusammenhang zu Dick ergibt sich durch
die dargestellten Themen: die Frage nach Realität und Menschlichkeit,
aktuell ganz häufig im Zusammenspiel mit Künstlicher Intelligenz.
Das Philip K. Dick Film Festival 2024 in Köln |
Der Titel des ersten Blocks war Accelerate the Singularity. Das
bezieht sich auf die Singularität als der Moment, wenn die
KI intelligenter wird als der Mensch und die Kontrolle übernimmt. Und so
geht es im ersten Block auch um Roboter und künstliche Intelligenzen:
- Burner Face
- Skinjob
- I'm not a robot
- Purgy's
- Black Dragon
- Soulmate
- Echoes of June
Der erste Titel
Burner Face läuft fast unbemerkt – fast ein Intro, keine Handlung oder Personen. Es
folgt Skinjob, ein britischer Animationsfilm von 2017, der ganz
direkt Blade Runner aufnimmt. Ein guter Start für den Abend und
so ganz passend, weil es einen direkten Bezug zu Philip K. Dick hat – oder
zumindest zu Blade Runner.
I'm Not a Robot verfilmt ein Internet-Meme: Lara erfährt in dieser
niederländischen Produktion, dass sie ein Roboter ist, als sie ein CAPTCHA
nicht lösen kann. Trotz der eher albernen Voraussetzung, sehr gut umgesetzt,
das Ende ist vielleicht ein bisschen zu flach; der längste Film mit 22
Minuten.
Dan Abella, der amerikanische Vater des Philip K. Dick Film Festivals in New York, und Tobias Schmücking, Kölner Veranstalter, leiten den Abend ein |
In meinem persönlichen Favoriten Soulmate sehen wir Mandeep
Dhillon, die wir in der (hier empfohlenen) Serie
After Life (Netflix) als junge Journalistin Sandy leider nur in den
ersten zwei Staffeln sehen konnten. In Soulmate hat sie als
Programmiererin eine gefährliche romantische Beziehung zu einer Figur aus
einer Simulation: man darf ein bisschen an Fassbinders
Welt am Draht denken.
Im Gegensatz zu Leichtigkeit von Soulmate, das trotzdem ernst bleibt,
steht der Lokalmatador Echoes of Juno, der den ersten Block
beschliesst. Der einzige deutsche Teilnehme kommt mit einem klaren
didaktischen Auftrag und dieser Zeigefinger wischt diesem Zuschauer ein
bisschen zu viel im Gesicht herum. In den vorigen Jahren gab es mehr
deutsche Beiträge, das war sehr schön, auch weil teilweise die Macher vor
Ort waren und über ihre Filme Auskunft geben konnten.
Der zweite Block, A Parallax View, umfasste:
- I Am What You Imagine
- Sour Code
- Berdyans'k
- Demon Box
- A Passage
- Greed
- It's Not Up to Us
- First Time Machine
Berdyans'k spielt vor
dem Krieg in der Ukraine und bleibt im Detail rätselhaft und
unvollständig – hier ist ein Versprechen auf mehr, das hoffentlich
eingelöst wird.
Demon Box ist ein sehr persönliches Stück des Regisseurs Sean Wainsteim – wenn
man es sieht, kann man die vielen erlittenen Zurückweisungen nicht
verstehen. Es folgen A Passage und Greed, eher konventionell und das gänzlich unkonventionelle visuelle
Erlebnis It's Not Up to Us.
Trotz des ernsten Hintergrunds ist Time Machine doch ein heiterer Abschluss: das gute, alte Zeitparadoxon.
Die gezeigten Filme hatten durchweg eine hohe Qualität, teilweise waren
sie professionell produziert oder zumindest von professionellen
Produktionen nicht zu unterscheiden. Einige der Schauspieler, auf die oben
nicht eingegangen wird, sind durchaus bekannt. Andererseits haben die
Regisseure und Drehbuchautoren mit diesen Kurzfilmen die Chance etwas
anderes oder anders zu machen – und da guckt man gerne zu.
Vielleicht geht es im nächste Jahr auch mal nach Lille, ganz sicher aber
wieder nach Köln, das sowieso immer eine Reise wert ist.
Hier ist eine Liste von Veranstaltungen über und zu Philip K. Dick, die noch viele Ergänzungen braucht und konstant erweitert wird.
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