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Fremdsprachentexte von Reclam in drei Ausgaben – mit Umschlagillustration: von wem? |
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Wonder Stories September 1931 |
Gestolpert bin ich in einem
sozialen Medium
über das Cover von Wonder Stories vom September 1931. Auf den
zweiten Blick fällt eine frappierende Ähnlichkeit mit der
Reclam-Illustration auf. Eine genauere Untersuchung zeigt aber auch
deutliche Unterschiede. Die Ähnlichkeit ist aber doch zu gross, um Zufall zu
sein. Also stellt sich die Frage: Findet sich eine Spur zum gesuchten Bild?
Wer ist hier der Künstler?
Glücklichweise findet sich
diese Ausgabe der Wonder Stories beim Internet Archive.
Und ein Blick ins Heft beantwortet die Frage nicht sofort: Es gibt keine
direkte Angabe, wer das Cover gestaltet hat, aber eine weitere Spur findet
sich: Im Inhaltsverzeichnis finden wir:
ON THE COVER this month from J. Harvey Haggard’s “An Adventure of Eros” we find the horrified men in the space ship discovering suddenly that an unknown force has shot them away from the planetoid Eros and thus released them from the grip of the frenzied metal men.
Wir blättern also zum Adventure of Eros auf Seite 546 (die Ausgabe
beginnt mit der Seite 434: man paginiert über die Bände, diese Ausgabe ist
Band 3, Nummer 4) und finden dort sofort die direkte Vorlage für die
Reclam-Illustration: Hier gibt es noch etwas Landschaft und ein Raumschiff,
ansonsten ist das identisch mit dem, was wir schwarz auf rot auf den
Fremdsprachentexten sehen können. Gefunden!
Explizit erwähnt sei hier die illustrierte Kurzgeschichte An Adventure of Eros, geschrieben vom 18-Jährigen J. Harvey Haggard am Anfang seiner Karriere.
Diese Kurzgeschichte ist kurz, knapp fünf Seiten, erklärt die Illustration,
metallische Wesen, die am Raumschiff unserer Helden hängen, basiert auf dem
(meiner Ansicht nach physikalisch falschen Interpretation vom) Effekt
elektrischer Anziehung und ist (nach heutigen Massstäben)
grauenvoll geschrieben. Trotzdem ist die Geschichte eine dringende
Leseempfehlung (hier lesen), ein Muss – sich durch vier Seiten schlechte Prosa zu kämpfen, ist die
Pointe absolut wert, insbesondere in diesem Blog.
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An Adventure on Eros in Wonder Stories vom September 1931, illustriert von „Paul“, ein Screenshot vom unersetzlichen Internet Archive |
Wonder Stories ist ein 1929 von Hugo Gernsback gegründetes
Pulp-Magazin. Der manchmal Vater der Science Fiction genannte
Gernsback hatte vorher mit dem bahnbrechenden Magazin
Amazing Stories 1924 das erste reine Science Fiction Magazin
gegründet. Paul ist eine Entdeckung von Gernsback, die beiden
arbeiten seit 1914 zusammen, die Umschlagbilder von Amazing waren
vom Anfang an von ihm und so hat er den Stil der Science Fiction
Illustrationen in den 20er Jahren erheblich mitgeprägt. Gernsback hat Paul
dann auch für Wonder Stories engagiert: die Illustrationen,
insbesondere die Cover haben die Hefte verkauft und waren den Lesern sehr
wichtig. In dieser Ausgabe allein sind zwei Leserbriefe, die zeigen,
wie wichtig den Lesern die Illustrationen von insbesondere Paul waren,
auch wenn die englische Wikipedia ihm eine eingeschränkte Fähigkeit Gesichter abzubilden, insbesondere
weibliche bescheinigt. Nun ja. Spezialität des studierten Architekten waren
Architektur und grosse Maschinen und Raumschiffe – Frauen hatten in der
frühen Science Fiction eh wenig verloren.
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Aus dem Impressum von Wonder Stories: der grosse Hugo Gernsback und Art Director Frank R. Paul: Prophetic Fiction is the Mother of Scientific Fact, ein grosses Motto |
Frank R. Paul hat einen
deutschen Wikipedia-Eintrag, ich konnte aber nur wenige weitere Veröffentlichungen mit Umschlagbildern
oder überhaupt Beiträgen von ihm finden: Utopia 492 und Jack Londons
Der Feind der Welt, Bastei Lübbe (1983) – vielleicht weiss ein Leser hier mehr: Hinweise sind willkommen.
In jedem Fall konnte eine weitere Umschlagillustration ihrem Schöpfer
zugeordnet werden.
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