Ein schwer zugänglicher Ort für den Sammler von Literatur von und über Philip K. Dick ist der Osten. Vor dem Zerfall des Ostblocks ist nicht wirklich viel von Dick hinter dem eisernen Vorhang erschienen.
Eine Ausnahme ist Polen, wo – früher als in der Bundesrepublik – bereits 1975 Ubik erschienen ist. Dies ist Stanislaw Lem zu verdanken, der dafür allerdings nicht allzu viel Gegenliebe von Dick erhalten hat. Auch in Ungarn und der damaligen CSSR sind vor 1990 einzelne Bücher publiziert worden, allen voran natürlich auch hier Ubik.
Ein Roman ist von Dick in der DDR nicht herausgegeben worden. Die erste Veröffentlichung einer Kurzgeschichte von Dick erfolgte wohl 1977 im Fanzine der AG Phantopia des FDJ-Jugendclubs an der Technischen Hochschule Ilmenau. Heft 3: Der weiße Tod mit dem Untertitel Wissenschaftliche Phantastik aus vier Ländern, herausgegeben von Wolfgang Both enthält Der Wub, Dicks Erstveröffentlichung als Science Fiction Autor von 1952. Der Titel dieses Fanzines ergibt sich aus einer Kurzgeschichte von Lem, die ebenfalls enthalten ist. Die Übersetzung erfolgte wohl durch Mitglieder dieses SF-Clubs (laut Chpr.at Burkhardt Kolbmüller).
Eine Ausnahme ist Polen, wo – früher als in der Bundesrepublik – bereits 1975 Ubik erschienen ist. Dies ist Stanislaw Lem zu verdanken, der dafür allerdings nicht allzu viel Gegenliebe von Dick erhalten hat. Auch in Ungarn und der damaligen CSSR sind vor 1990 einzelne Bücher publiziert worden, allen voran natürlich auch hier Ubik.
Berichte aus der Parallelwelt (1998), eine Publikation des EDFC |
Die erste bundesdeutsche Publikation der Geschichte erfolgte erst 1981 in Die besten Stories von Philip K. Dick bei Moewig. Informationen dazu, auch das Umschlagbild von Der weiße Tod, finden sich in Berichte aus der Parallelwelt (1998), der vom (höchstvermutlich) selben Wolfgang Both (et al.) geschriebenen Publikation des EDFC. Von den gleichen Autoren gibt es ein wohl inhaltlich erweitertes Buch Science Fiction in der DDR – Fanzines, das 2010 bei Shayol herausgekommen und noch erhältlich ist. Formal handelt es sich bei diesem Buch um den Supplementband 2 von Die große illustrierte Bibliographie
der Science Fiction in der DDR. Von Both gibt es weitere Publikationen von und über Science Fiction mit einem Bezug auf den Osten.
Es ist sicher bemerkenswert, dass es einem von Studenten betriebenen Clubs möglich war, erstmalig in der DDR eine Kurzgeschichte von Dick zu veröffentlichen. Der Wub, bzw. laut Haffmans & Zweitausendeins Und jenseits – das Wobb, ist wohl eher eine unpolitische Geschichte (zumindest vermag ich nichts Politisches darin zu erkennen), trotzdem war der organisatorische Aufwand sicher erheblich; denn die Geschichte war vorher (wohl) auch nicht in der Sowjetunion erschienen. Die Frage nach den Rechten beantwortet Science Fiction in der DDR mit: … da die Sowjetunion und die USA erst 1973 der Urheberrechtskonvention beigetreten waren, hatten wir relativ freie Hand für Amateuraktivitäten. Die Problematik wurde also bedacht; in wie weit das juristisch letztlich tragfähig gewesen wäre, ist wohl auch eine sehr theoretische Frage. Politisch mag geholfen haben, dass Dick eben schon 1975 in Polen publiziert wurde – und ggf. auch die Veröffentlichung in der Sowjetunion 1958 (und 1970).
Es ist sicher bemerkenswert, dass es einem von Studenten betriebenen Clubs möglich war, erstmalig in der DDR eine Kurzgeschichte von Dick zu veröffentlichen. Der Wub, bzw. laut Haffmans & Zweitausendeins Und jenseits – das Wobb, ist wohl eher eine unpolitische Geschichte (zumindest vermag ich nichts Politisches darin zu erkennen), trotzdem war der organisatorische Aufwand sicher erheblich; denn die Geschichte war vorher (wohl) auch nicht in der Sowjetunion erschienen. Die Frage nach den Rechten beantwortet Science Fiction in der DDR mit: … da die Sowjetunion und die USA erst 1973 der Urheberrechtskonvention beigetreten waren, hatten wir relativ freie Hand für Amateuraktivitäten. Die Problematik wurde also bedacht; in wie weit das juristisch letztlich tragfähig gewesen wäre, ist wohl auch eine sehr theoretische Frage. Politisch mag geholfen haben, dass Dick eben schon 1975 in Polen publiziert wurde – und ggf. auch die Veröffentlichung in der Sowjetunion 1958 (und 1970).
Der weiße Tod ist, wie auch verschiedene andere Fanzines, praktisch unfindbar. Leider konnte auch eine lange Suche danach, nichts daran ändern. Kurz erschien wenigstens ein Scan in greifbarer Nähe, aber auch diese Hoffnung versank. Nun ja, eine vollständige Sammlung ist auch nicht schön.
Der wohl einzige offizielle Beitrag – also mit ISBN – in der Deutschen Demokratischen Republik zum Werk von Dick erscheint 1988 im Verlag Volk und Welt. In der Nr. 8 der Reihe ad libitum – Sammlung Zerstreuung erscheint die Kurzgeschichte Der Ausgang führt hinein, eine der letzten Kurzgeschichten von Dick von 1979 mit dem Originaltitel The Exit Door Leads In. Das Copyright der deutschen Übersetzung ist Luchterhand 1986 und die ein bisschen flüchtigkeitsfehlerbehaftete Übersetzung (so ist High School nicht Hochschule) von Michael Nagula bezieht sich natürlich auf sein Dick-Lesebuch Eine Spur Wahnsinn, das 1986 bei Luchterhand erschienen ist, mit u. a. dieser Geschichte. In ad libitum heisst es im Anhang Zu den Autoren über Philip K. Dick lapidar SF-Autor aus den USA, 1928–1982. Dieses Buch ist günstig und leicht erhältlich, man sollte jedoch auf die Erhaltung achten, die häufiger schlecht ist.
ad libitum – Sammlung Zerstreuung Nr. 8 im Verlag Volk und Welt von 1988 |
Den Science Fiction & Fantasy Club Phantopia gibt es übrigens immer noch, dort findet sich auch eine Historie. Und im Netz gibt es mehr zum Thema Fan-Publikationen in der DDR bei Dr. Olaf R. Spittel.
Nachtrag: In einem Brief vom 13. April 1974 an die United States Information Agency, die Öffentlichkeitsarbeit für US-Amerikanische Politik betrieb, bietet Dick seine Hilfe an. Er beschreibt auf fünf Seiten seine Erfahrungen insbesondere mit osteuropäischen Kontakten und schreibt u. a. an East German “editor” wrote me in 1969 or so requesting permission to print all my novels, without pay for me; “but you will be eternally famous” he added, and also added, “of course we must remove the trashy (sic) portions of your work before printing”. I never answered him […] [The Selected Letters of Philip K. Dick 1974, Seite 40]. Wer mag ihm diesen Brief geschrieben haben? Und war Dick mehr entsetzt darüber, dass er kein Geld bekommen sollte – oder dass natürlich zunächst der Schund entfernt werden muss? Berühmt ist Dick auch ohne diese DDR-Ausgabe geworden; es wäre trotzdem schön, wenn es sie gäbe.
Nachtrag: In einem Brief vom 13. April 1974 an die United States Information Agency, die Öffentlichkeitsarbeit für US-Amerikanische Politik betrieb, bietet Dick seine Hilfe an. Er beschreibt auf fünf Seiten seine Erfahrungen insbesondere mit osteuropäischen Kontakten und schreibt u. a. an East German “editor” wrote me in 1969 or so requesting permission to print all my novels, without pay for me; “but you will be eternally famous” he added, and also added, “of course we must remove the trashy (sic) portions of your work before printing”. I never answered him […] [The Selected Letters of Philip K. Dick 1974, Seite 40]. Wer mag ihm diesen Brief geschrieben haben? Und war Dick mehr entsetzt darüber, dass er kein Geld bekommen sollte – oder dass natürlich zunächst der Schund entfernt werden muss? Berühmt ist Dick auch ohne diese DDR-Ausgabe geworden; es wäre trotzdem schön, wenn es sie gäbe.
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