Eines der wahrhaft spannendsten Themen in der Literatur sind bestimmt die International Standard Book Numbers, die ISBNs – zumindest für Buchhalter ... und Sammler. Als Sammler muss man diese schönen Zahlenreihen lieben, sie versprechen Ordnung und Übersichtlichkeit in der sonst doch unübersichtlichen Welt der Literatur. Dieses Versprechen halten die ISBNs dann aber nur teilweise.
So wichtig und hilfreich sie für den Sammler sind (und sonst, das gebe ich hier zu, wohl eher langweilig), so gibt es doch ein paar Probleme mit Ihnen – und ein paar Geschichten und Ungereimtheiten dazu.
Erfunden wurden die ISBNs 1965 in Grossbritannien, dort wurden sie initiiert und als nationales System mit neun Stellen 1967 als Standard Book Numbers (SBN) implementiert. 1970 wurden sie dann zehnstellig als internationalisierter Standard ISO 2108 verabschiedet. Sie dienen zur eindeutigen Identifizierung von nichtperiodischen Veröffentlichungen. Zeitschriften u. ä. verwenden daher stattdessen International Standard Serial Numbers, ISSN, die wir hier erst einmal nicht weiter betrachten, auch weil sie für den Sammler meist keine Hilfe sind.
So wichtig und hilfreich sie für den Sammler sind (und sonst, das gebe ich hier zu, wohl eher langweilig), so gibt es doch ein paar Probleme mit Ihnen – und ein paar Geschichten und Ungereimtheiten dazu.
Erfunden wurden die ISBNs 1965 in Grossbritannien, dort wurden sie initiiert und als nationales System mit neun Stellen 1967 als Standard Book Numbers (SBN) implementiert. 1970 wurden sie dann zehnstellig als internationalisierter Standard ISO 2108 verabschiedet. Sie dienen zur eindeutigen Identifizierung von nichtperiodischen Veröffentlichungen. Zeitschriften u. ä. verwenden daher stattdessen International Standard Serial Numbers, ISSN, die wir hier erst einmal nicht weiter betrachten, auch weil sie für den Sammler meist keine Hilfe sind.
Das grösste Problem mit ISBNs ist natürlich, dass insbesondere ältere Bücher sie nicht haben. Der früheste deutsche Band in der Sammlung mit einer ISBN ist von 1971, nämlich die Nebula Award Stories von Lichtenberg. Es gibt aber auch noch Bände von 1971 ohne ISBN bei Goldmann und Insel. In meinem Katalog sind neuere Ausgaben ohne ISBN in Deutschland nur die Buchclub-Ausgaben. Ganz allgemein gibt es auch keine rechtliche Verpflichtung für die Verwendung von ISBNs, Händler werden sie aber wohl meist verlangen.
Als die ISBNs dann eingeführt waren, hatten die Verlage ihre Probleme damit. Eine Auswahl von Büchern von Philip K. Dick mit falschen ISBNs:
- Das Orakel vom Berge, Bastei (1980 und 2. Auflage von 1982) hat die ISBN 3-404-22021-7, aber die Prüfziffer ist offensichtlich falsch, sie sollte 8 sein
- Titan 2, Heyne (1976) hat ebenfalls eine falsche Prüfziffer, im Buch steht 3-453-30397-2, richtig ist die Prüfziffer 0.
Titan-2, Heyne (1976) mit falscher ISBN im Impressum |
Das Problem mit falschen ISBNs ist, dass man nicht sicher sein kann, nach welcher ISBN man suchen muss – bzw. man kann sich letztlich sicher sein, dass man nach beiden ISBNs suchen muss, weil einige Anbieter die Prüfziffer korrigiert haben ... und andere nicht, vermutlich auch weil die jeweilige Software solche falschen Nummern nicht zugelassen hat.
Es gibt aber auch andere Merkwürdigkeiten. Suhrkamp verwendet für die 1. und 2. Auflage von Ubik unterschiedliche ISBNs, allerdings sind die Ausgaben, wie hier bereits beschrieben, auch leicht abweichend: Das Cover ist minimal geändert und der Preis ist erhöht. Für den Sammler macht die zusätzliche ISBN das Leben hier einmal einfacher.
Wirklich übel – und wirklich verboten – ist aber die Wiederverwendung eines ISBN für ein gänzlich anderes Buch. Und ausgerechnet der Irrgarten des Todes ist bei Heyne zweimal davon betroffen. Zuerst hat Heyne für die in der Reihe Bibliothek der Science Fiction Literatur 1987 erschienene Ausgabe die ISBN 3-453-00432-9 verwendet. Heyne hatte unter dieser ISBN 1974 bereits Das Beste aus meiner Witze- und Anekdotensammlung von der Waterkant herausgegeben, als Autor nennt der Verlag hier Hans-Joachim Kulenkampff. Auch für die nächste Ausgabe, 2005 in der Philip K. Dick Edition, wählt der Verlag mit der ISBN 3-453-53021-7 eine bereits 1973 verwendete Nummer, dieses mal ursprünglich vergeben für Moderne Arbeitsmethodik von Tom Werneck und Frank Ullmann. Hier liegen aber mehr als zehn Jahre zwischen den Ausgaben. Die ISBN 3-453-30394-6 aber wurde zunächst 1976 für Alan Burt Akers' Der Prinz von Scorpio verwendet, dann nur ein Jahr später, 1977, für Dicks Eine andere Welt. Und es gibt weitere Verdachtsfälle, die sich nicht verifizieren liessen.
Wirklich übel – und wirklich verboten – ist aber die Wiederverwendung eines ISBN für ein gänzlich anderes Buch. Und ausgerechnet der Irrgarten des Todes ist bei Heyne zweimal davon betroffen. Zuerst hat Heyne für die in der Reihe Bibliothek der Science Fiction Literatur 1987 erschienene Ausgabe die ISBN 3-453-00432-9 verwendet. Heyne hatte unter dieser ISBN 1974 bereits Das Beste aus meiner Witze- und Anekdotensammlung von der Waterkant herausgegeben, als Autor nennt der Verlag hier Hans-Joachim Kulenkampff. Auch für die nächste Ausgabe, 2005 in der Philip K. Dick Edition, wählt der Verlag mit der ISBN 3-453-53021-7 eine bereits 1973 verwendete Nummer, dieses mal ursprünglich vergeben für Moderne Arbeitsmethodik von Tom Werneck und Frank Ullmann. Hier liegen aber mehr als zehn Jahre zwischen den Ausgaben. Die ISBN 3-453-30394-6 aber wurde zunächst 1976 für Alan Burt Akers' Der Prinz von Scorpio verwendet, dann nur ein Jahr später, 1977, für Dicks Eine andere Welt. Und es gibt weitere Verdachtsfälle, die sich nicht verifizieren liessen.
Und wie geht man andernorts mit ISBNs um? Auch andere Ländern haben ihre falschen Nummern:
- Kizökkent idő [Time Out of Joint] aus Ungarn hat – dreizehnstellig – die ISBN 978-963-86361-9-5, im Buch steht aber – zehnstellig – die falsche ISBN 963-86361-9-5, die Prüfziffer sollte X sein. Ausserdem tragen zwei Ausgaben mit abweichendem Cover diese ISBN
- The Internet Speculative Fiction Database weist uns darauf hin, dass The Golden Man von Methuen (1983) im Impressum die ungültige ISBN "0 417 06200 4" angibt, auf der Rückseite steht allerdings die gültige ISBN
- Ebenfalls bei ISFDB erfahren wir, dass die Erstausgabe von Flow My Tears, the Policeman Said bei Doubleday (1974) die ISBN 0-385-00887-1 verwendet, aber auch hier ist die Prüfziffer falsch, sie sollte 2 sein.
- Und weil der Schutzumschlag von The Selected Letters of Philip K. Dick, 1980–1982 wohl etwas voreilig schon zehn Jahre vor Erscheinen des Buches gedruckt wurde, passt die dort angegebene ISBN nicht mehr zum Buch; aber der Herausgeber Tim Underwood entschuldigt sich sehr nett dafür. Tatsächlich ist die ISBN – zumindest auf meiner Ausgabe – korrekt, möglicherweise habe ich also einen neuen Schutzumschlag? Vielleicht gibt es bei diesem Buch also eine interessante Variante.
Grösseres Probleme machen dem Sammler aber diverse britische uns US-amerikanische Verlage, die ISBNs doppelt vergeben, allerdings für das gleiche Buch – das ist erlaubt – aber für gänzlich unterschiedliche Ausgaben. Das passiert sogar über Verlage bzw. Imprints hinweg. Hier erhalten Bücher, die für den Sammler deutlich unterschiedliche Objekte sind, dieselbe ISBN. Formal erfordert nämlich nur eine neue Edition eines Werks eine neue ISBN, darum handelt es sich dabei - trotz neu gestaltetem Umschlag - aber eben nicht. Beispiele dafür sind typischerweise immer wieder neu aufgelegte Klassiker von Dick:
- Do Androids Dream of Electric Sheep? erscheint mit der ISBN 978-0-345-40447-3 beim US-amerikanische Verlag Ballantine unter dem Imprint Del Rey zwischen 1996 bis heute (2016 mit der letzten Ausgabe) in zwei (oder vielleicht sogar drei) verschiedenen Ausgaben
- Ubik mit der ISBN 0-586-03716-0 erscheint von 1973 bis 1992 bei Panther, Granada und Grafton mit drei verschiedenen Covern
- A Scanner Darkly mit der ISBN 978-0-586-04553-4 erscheint bei Granada (1978) und Grafton (1985) mit verschieden Covern
- The Three Stigmata of Palmer Eldritch erscheint bei Gollancz unter der ISBN 978-0-575-07480-4 mit ähnlichen, aber doch deutlich unterscheidbaren Covern, zuerst 2003 noch unter der Nummer 52 der Masterworks Serie, danach nur noch als Masterworks, ohne diese Nummer – und ohne Angabe der Auflage
Neben solchen Misshelligkeiten gibt es auch harmlose Merkwürdigkeiten:
- Die englische Ausgabe Do Androids Dram of Electric Sheep? von Paperview (2004) hat die ISBN 2-87427-097-0, die Ländernummer ist also "2" – für Frankreich! Das ist für ein in Grossbritannien erschienenes englischsprachiges Buch ungewöhnlich
- We Can Remember It For You Wholesale erscheint, wie berichtet, in Spanien auf Englisch mit zyprischer ISBN: 9963-61731-X.
Seit 1. Januar 2007 ist die Angabe der neuen ISBN-13 Pflicht. Diese neuen ISBNs können als Prüfziffer kein X mehr haben, da die Prüfziffer anders berechnet wird.
Für einige Länder, u. a. Italien und Frankreich, wird schon der Präfix 979 benutzt, da die 978er Nummern ausgegangen sind. Im Umfeld von Dick ist davon (so weit ich weiss) nur ein Buch betroffen, nämlich der neue französische Comic Phil: Une vie de Philip K. Dick mit der ISBN 979-10-93111-19-3. Während die 13-stelligen 978er ISBN noch in die alten 10er ISBN umgerechnet werden konnten, ist das nun für 979er nicht mehr möglich. Wer also noch am alten Format festgehalten hat, ist jetzt gezwungen auch 13-stellige ISBNs zu verwalten.Und was bedeutet das für den Sammler? Aufpassen! ISBNs werden von Anbietern häufig ignoriert und falsch erfasst. Wenn man das weiss, sind sie natürlich eine nützliche Suchhilfe. Und wer schliesslich eine eigene ISBN kaufen möchte, die gibt es bei der ISBN-Agentur en detail schon für 70 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer, aber en gros bedeutend billiger: 1.000 Stück kosten nur 260 Euro.
Und wer keine ISBN möchte, kann sich auch darüber ein Buch kaufen: NO-ISBN: on self-publishing, es hat die ISBN 386335818X und ist 2015 erschienen:
Ein Buch über Bücher, die aus der Reihe fallen und sich dem internationalen System des Warenaustauschs entziehen. Ein Register, das 1.800 Veröffentlichungen auflistet, sie alle kursieren ohne ISBN-Index, sind auf Papier gedruckt und jüngeren Datums. Ein Verzeichnis von Mikro- und Fanzinemessen aus vier Kontinenten, ein Abriss der Mediengeschichte, Manifeste der zeitgenössischen Avantgarden.
Das klingt nach Publikationen, die spannend zu sammeln sind.
Mehr zu Lesen über ISBNs gibt es im Netz, eine kurze Geschichte der ISBNs, zum ISBN-Standard und (wenn es sein muss) bei Wikipedia.
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