Nach dem Goldmann Verlag war der Insel Verlag der nächste grössere Verlag, der Dick in Deutschland herausgebracht hat. Dies war sicher das Verdienst von Franz Rottensteiner, der von 1971 bis 1975 in der Insel-Reihe Phantastische Wirklichkeit – Science Fiction der Welt ausser Dick noch viele andere grosse Autoren herausgebracht hat, so auch Stanislaw Lem. Franz Rottensteiner hat dann für Insel auch gleich zwei der grossen Romane von Dick ausgewählt: Die Drei Stigmata des Palmer Eldritch und Marsianischer Zeitsturz. Bei Insel hiessen diese aber, in der deutschen Erstausgabe, LSD-Astronauten und Mozart für Marsianer. Wenn man Mozart auch akzeptieren kann, schliesslich spielt eine Aufnahme von Mozart im Buch eine Rolle, so ist LSD-Astronauten schwer zu verschmerzen. Heyne hat daher auch später den eng am englischen Original angelehnten Titel Die drei Stigmata des Palmer Eldritch gewählt und damit sicher besser gelegen.
Die Ausgaben im Insel Verlag sind lila (Update: oder schwarze) Pappbände mit einem wirklichen schönen, 70er-Jahre bunten Schutzumschlag. Dieser Schutzumschlag bereitet bei diesen Ausgaben, zumindest bei den LSD-Astronauten, leider häufig Sorgen, weil sich die Beschichtung des Umschlages – sei es die Cellophanierung oder die Kaschierung – löst; die Umschläge sehen oft schlimm aus. Ansonsten sind die angebotenen Exemplare, die man problemlos finden kann, aber in der Regel sauber und allgemein in gutem Zustand; sie standen wohl öfter gut verwahrt im Bücherschrank von Literaturinteressierten als im Kinderzimmer den Übeln der Zeit ausgesetzt zu sein.
Diese Reihe ist übrigens selbst für sich sammelwürdig: Schöne Bücher mit den spektakulären Umschlagbildern von Helmut Wenske in schönen Ausgaben von (überwiegend) namhaften Autoren; vielleicht sind wirklich gute Exemplare daher auch etwas teurer. Der Originalpreis waren immerhin auch stolze 14,50 DM.
Der Insel Verlag gehört seit 1963 zu Suhrkamp und so sind die beiden Insel Ausgaben später bei Suhrkamp in der ebenfalls lange von Franz Rottensteiner betreuten Reihe Phantastische Bibliothek erschienen, die sich auch mit ihrer lila Grundfarbe farblich der Reihe bei Insel annähern.
Als erster Roman von Dick war 1977 bereits Ubik in der Reihe erschienen, erneut ein, wenn nicht sogar das Hauptwerk von Dick; Rottensteiner hält die drei Romane für die besten von Dick [Polaris 7, Vorwort]. Ubik ist in der Folge bis 1993 in mindestens sechs Auflagen bei Suhrkamp erschienen, später dann bei Heyne (Update: und Fischer). In den Büchern von Insel und Suhrkamp wird auch noch die Auflagenhöhe angegeben, eine schöne Angewohnheit, die mittlerweile völlig verschwunden ist: Auflagenhöhen sind heutzutage natürlich geheim, zumindest aber öffentlich wohl nicht mehr zugänglich. Zur zweiten Auflage ändert sich übrigens das Umschlagbild (und Preis und ISBN): Der weisse Rahmen um den Kopf der Figur (vielleicht ist das Glen Runciter) verschwindet.
Das Nachwort der Ausgabe von Suhrkamp ist von Stanislaw Lem: Ubik als Science Fiction. Der Text erschien zuerst in Franz Rottensteiners Literaturzeitschrift Quarber Merkur 29 (1972) und wurde dann mehrfach, auch englisch, andernorts publiziert. Der Quarber Merkur erscheint übrigens seit 1963 im Jahr 2015 mit der Nummer 114 noch immer, seit neuerem bei einem anderen Verlag; man kann über die Jahre viele Artikel über Dick finden (aber das ist ein separater Blogeintrag).
Einen weiteren Blogeintrag ist auch der Kontakt von Dick und Lem, der auch Rottensteiner miteinbezog, wert. Letztlich führte das zur frühen Veröffentlichung von Ubik in Polen, wo der Roman dann in der Reihe Stanislaw Lem empfiehlt bereits 1975 erschienen ist, also eher als in Deutschland. Rottensteiner hat Lem wohl auch erst auf Dick aufmerksam gemacht [u. a. SF Commentary #88]. Die Zusammenarbeit von Rottensteiner und Lem nahm dann später kein gutes Ende.
Der Überblick über die Ausgaben, mit Auflagenhöhe, findet sich in der Seite zum Suhrkamp Verlag. Zur mysteriösen broschierten Ausgabe der LSD-Astronauten gibt es einen separaten Blogeintrag.
Der WorldCat ist der Web-Tipp der Woche. WorldCat ist ein Netzwerk von Bibliotheken und daher sind die Inhalte recht hochwertig. Bibliotheken beschäftigen eben ausgebildete Profis, die ein Ersterscheinungsdatum eines Buches vom Datum der Ausgabe und dem Datum des Copyright unterscheiden können. Laut WorldCat ist die genannte polnische Ausgabe von Ubik offenbar die erste Ausgabe von einem Roman von Dick im Ostblock. Es gab bis zum Ende der Sowjetunion offenbar noch Ausgaben von Romanen in Jugoslawien (1982 und folgende), in Ungarn (1986), aber keine in der Sowjetunion selbst – auch nicht in der DDR.
Mozart für Marsianer von 1973 und LSD-Astronauten von 1971 als Hardcover Ausgaben im Insel Verlag |
Diese Reihe ist übrigens selbst für sich sammelwürdig: Schöne Bücher mit den spektakulären Umschlagbildern von Helmut Wenske in schönen Ausgaben von (überwiegend) namhaften Autoren; vielleicht sind wirklich gute Exemplare daher auch etwas teurer. Der Originalpreis waren immerhin auch stolze 14,50 DM.
Der Insel Verlag gehört seit 1963 zu Suhrkamp und so sind die beiden Insel Ausgaben später bei Suhrkamp in der ebenfalls lange von Franz Rottensteiner betreuten Reihe Phantastische Bibliothek erschienen, die sich auch mit ihrer lila Grundfarbe farblich der Reihe bei Insel annähern.
Ubik bei Suhrkamp: Links die erste Auflage von 1977, rechts die zweite Auflage von 1978 mit abweichendem Umschlagbild |
Das Nachwort der Ausgabe von Suhrkamp ist von Stanislaw Lem: Ubik als Science Fiction. Der Text erschien zuerst in Franz Rottensteiners Literaturzeitschrift Quarber Merkur 29 (1972) und wurde dann mehrfach, auch englisch, andernorts publiziert. Der Quarber Merkur erscheint übrigens seit 1963 im Jahr 2015 mit der Nummer 114 noch immer, seit neuerem bei einem anderen Verlag; man kann über die Jahre viele Artikel über Dick finden (aber das ist ein separater Blogeintrag).
Einen weiteren Blogeintrag ist auch der Kontakt von Dick und Lem, der auch Rottensteiner miteinbezog, wert. Letztlich führte das zur frühen Veröffentlichung von Ubik in Polen, wo der Roman dann in der Reihe Stanislaw Lem empfiehlt bereits 1975 erschienen ist, also eher als in Deutschland. Rottensteiner hat Lem wohl auch erst auf Dick aufmerksam gemacht [u. a. SF Commentary #88]. Die Zusammenarbeit von Rottensteiner und Lem nahm dann später kein gutes Ende.
Der Überblick über die Ausgaben, mit Auflagenhöhe, findet sich in der Seite zum Suhrkamp Verlag. Zur mysteriösen broschierten Ausgabe der LSD-Astronauten gibt es einen separaten Blogeintrag.
Der WorldCat ist der Web-Tipp der Woche. WorldCat ist ein Netzwerk von Bibliotheken und daher sind die Inhalte recht hochwertig. Bibliotheken beschäftigen eben ausgebildete Profis, die ein Ersterscheinungsdatum eines Buches vom Datum der Ausgabe und dem Datum des Copyright unterscheiden können. Laut WorldCat ist die genannte polnische Ausgabe von Ubik offenbar die erste Ausgabe von einem Roman von Dick im Ostblock. Es gab bis zum Ende der Sowjetunion offenbar noch Ausgaben von Romanen in Jugoslawien (1982 und folgende), in Ungarn (1986), aber keine in der Sowjetunion selbst – auch nicht in der DDR.
Wussten Sie, dass es von "Mozart für Marsianer" auch eine zweite Produktionsvariante gibt?
AntwortenLöschenNeben dem für die Reihe typischen lila Pappband, existieren auch Exemplare mit schwarzem Einband. Die sehen aus wie die Bände der Schwester-Reihe "Bibliothek des Hauses Usher". Schutzumschlag und Druck sind gleich, wie die Exemplare in Lila, nur der Einband ist ein anderer. Als eigene Auflage werden sie aber nicht angeführt.
Leider kann man hier keine Fotos anhängen.
Grüße, Matthias
Wow. Ernsthaft? Da bin ich platt. Danke.
LöschenIch habe wirklich gedacht, ich habe schon alles gesehen - zumindest bei den deutschen Ausgaben. Das Problem ist jetzt natürlich, so einen Band zu finden - in der Regel wird diese Eigenschaft bei Angeboten nicht sichtbar ... da wird man nachfragen müssen. Mal schauen.
Ein Bild wäre übrigens nett, ich bin neuerdings unter dickkoepfigsammeln bei gmail punkt com erreichbar, zu allem über diesen Blog.
Danke für die Bilder! Meine Antwort auf die Mail ist leider zurückgekommen. Dann weise ich hier noch mal auf den Blogeintrag https://dickkoepfigsammeln.blogspot.com/2015/05/ein-ungelostes-ratsel.html hin, der auch mit Insel zu tun hat.
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