Liquid Sky 45 (September 1991)
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Dieses Exemplar gehört natürlich auch zur Sammlung. Es enthält eine ausführliche Kritik zu Haffmans Erinnerungen en gros (1991) von Jürgen Thomann. Dieses Taschenbuch war ein Anreisser für die damals schon länger angekündigten Sämtlichen Erzählungen in zehn Bänden. Thomann als bekennender und (dazu später mehr) ausgewiesener Dick-Fan zeigt seine Freude über diesen Band – aber auch seine Ungeduld auf folgende Ausgaben. Leider ist es dann zum erhofften umfassenden, gut editierten Programm bei Haffmans nicht mehr gekommen, das war aber 1991 noch nicht abzusehen.
Spannend ist für mich bei Artikeln dieser Art die Rezeption von Dick in der Zeit. 1991 ist Dick in Deutschland noch weit vom Mainstream entfernt – man kann sich fragen, ob er dort überhaupt angekommen ist – und die Wahrnehmung ist eben entsprechend.
Von Thomann gibt es ein gutes Dutzend Rezensionen über die folgenden Ausgaben in den Andromeda Nachrichten und in Blizz, einem fast spurlos verschwundenem Fanzine, das wohl aus dem gleichen Ökosystem wie Liquid Sky und die Fandom Newsletter stammt, wir finden hier überall den Namen Matthias Hofmann als Herausgeber und Autor. Liquid Sky ist wohl die Fortführung der Fandom Newsletter unter neuem Titel.
Speziell Thomanns Essay Wie ich ein Dickhead wurde: Bericht von [sic] einer neuen US- Fanzinereihe hätte ich gerne gelesen, ich konnte aber nur irgendwo den Titel finden. Wie immer muss ich das (fast) spurlose Verschwinden solcher Fanzines und Zeitschriften beklagen – einige Ausgaben von Blizz konnte ich aber bei meinem Besuch in der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar finden, es gibt also immer Hoffnung.
Was findet sich sonst noch in Liquid Sky? Viel, viel Fandom natürlich. Der Artikel zur EuroCon XVI in Krakau in Polen lässt einen darüber nachdenken, wie es gewesen wäre, wenn Dick noch die eine oder andere Convention in Europa hätte besuchen können – es hätte sicher noch mehr spannende Geschichten, Briefe und Fotos gegeben, wie wir sie von Metz kennen.Der grosse Artikel des Ausgabe ist aber wohl das Interview von Hofmann mit Iain (M.) Banks. Banks spricht dabei auch über einen kleinen amerikanischen Alternativ-Verlag, der eine seiner Novellen, The State of the Art, veröffentlich hat: Mark V. Ziesing. Das erste Buch von Ziesing ist die Erstausgabe von Dicks The Man Whose Teeth Were All Exactly Alike (1984), 1988 ist dort die bisher einzige englische Ausgabe von The Dark Haired Girl erschienen.
Ich konnte keine höhere Nummer als die 46 von Liquid Sky finden, ob die Umbenennung also nur kurz gewährt hat, ist unklar – aber die Quellenlage ist, wie oben beschrieben, vage.
Zum Kauf entsprechender Fanzines kann ich nur raten: Kaufen! Oft sieht man ein gesuchtes Heft nur einmal – und nie wieder, mir ist das (mehr als einmal) passiert. Die Preissituation ist natürlich sehr unterschiedlich, es gibt keinen grossen Markt und daher keine wirklichen Marktpreise. Einige mehr gehandelte Fanzines scheinen grössere Preise aufzurufen, aber vielleicht ist es eher umgekehrt: Die mehr gehandelten Hefte sind halt teurer.
Im hier schon gewürdigten benachbarten Blog ENPUNKT findet sich viel über Fanzines, auch – und das ist eine der wenigen Fundstellen im Netz – über Blizz. Alle deutschen Artikel über Philip K. Dicks Leben und vor allem Werk finden sich hier im Blog.
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