Samstag, 29. Juni 2019

Goldener Blade Runner

Blade Runner bei Fischer Klassik (2019)
Pünktlich am 26. Juni ist die Neuübersetzung des Blade Runner bei Fischer in einer neuen Ausgabe erschienen. Natürlich hat Fischer dafür die eigene Neuübersetzung gewählt. Über die Erstausgabe der Neuübersetzung, die 2017 bei Fischer erschienen ist, habe ich in diesem Blog ja schon geschrieben – und über die diversen Übersetzungsvarianten auch schon. Am meisten freue ich mich in der Neuübersetzung über den Kipple, der es endlich ins Deutsche geschafft hat.
Bemerkenswert aber ist das Umschlagbild: Ein Motiv, das zumindest farblich eher dem Film Blade Runner von 1982 entlehnt zu sein scheint, weniger dem zweiten Teil, Blade Runner 2049, das vor allem aber von den abstrakten Covern der anderen Bände der Klassik Reihe abweicht. Als Sammler mit einem gewissen Ordnungssinn widerstreben einem solche Unregelmässigkeiten zwar. Aber abgesehen davon, dass Fischer hier aus kommerziellen Gründen verständlicherweise den Bezug auf die Verfilmung auch auf dem Cover herstellen will, sind die Cover der Klassik-Reihe nicht die … nun, sie sind nicht wirklich lebendig. Und mit diesem Cover bin ich sehr zufrieden; für den galaktischen Topfheiler, den nächsten Band von Dick in der Klassik Reihe, der im November erscheint, fallen wir aber wieder ins alte Design zurück. Für Sammler muss man noch anmerken, dass der Verlag ein Coverdesign mit einem weissen Rand zeigt, dieses hat sich in freier Wildbahn aber (noch?) nicht gezeigt; man muss annehmen, dass Fischer hier wie Gollancz Änderungen in letzter Minute vorgenommen hat. Im Netz finden sich nur diese weissrandigen Ausgaben, die es vermutlich nicht gibt. Spätere Sammlergenerationen werden hier verwirrt.
Es gibt für den Blade Runner einige Jubiläen zu feiern: Diese Ausgabe ist die zwanzigste von Philip K. Dick beim S. Fischer Verlag. Genau fünf Jahre vor dieser Ausgabe, am 26. Juni 2014, sind die ersten vier Bände von Dick bei Fischer Klassik erschienen, auch dabei der Blade Runner (in alter Übersetzung) sowie Das Orakel vom Berge, Die drei Stigmata des Palmer Eldritch und die Kurzgeschichtensammlung Total Recall Revisited. Es ist der 15. Band in der Klassik Reihe bei Fischer und die insgesamt dreizehnte deutsche Ausgabe von Blade Runner. Vergoldet wird diese Ausgabe aber, weil die erste deutsche Ausgabe vor 50 Jahren (1969) beim Marion von Schröder Verlag in der Übersetzung von Tony Westermayr herauskam.
So beginnt der Film Blade Runner von 1982: Es ist das Jahr 2019
Natürlich kann man über dieses Buch nicht sprechen, ohne noch mal auf den Film zu sehen. Der Film Blade Runner spielt im November des Jahres 2019, also auch hier irgendwie ein Jahrestag. Der Roman spielte ursprünglich 1992, das wurde für den Film in neueren Ausgaben auf 2021 geändert, das Drehbuch wurde danach aber geändert und so gibt es auch hier eine Abweichung –allerdings wohl nur ein Detail, Film und Buch unterscheiden sich in deutlich gravierenderen Dingen. Was den Film nicht schlechter macht.
Ich habe kürzlich den deutschen Wikipedia-Artikel zum Film Blade Runner gelesen und einen kurzen Blick in die Diskussion geworfen (man sollte das bei Themen, die einen wirklich interessieren durchaus regelmässig tun). Wikipedia ist sicher ein nützliches Werkzeug, aber im Detail findet man dann halt die Defizite. In dieser Diskussion des Films finden wir einen Austausch darüber, ob die Nägel, die sich der Replikant Roy Batty durch die Hände drückt einen christlichen Bezug haben. Einem Wikipedia-Aktivisten fehlen die Quellen dafür und setzt sich dann mit seiner Ablehnung durch – Nägel in den Händen haben nichts mit Religion zu tun. So ist es eben, wenn man den Religionsunterricht schwänzt – und dann keine Ahnung hat. Aber vielleicht muss es so sein bei Wikipedia, die Aktivisten sind eben keine Redakteure mit – wenigstens minimaler – Fach- und Sachkenntnis und daher müssen sie quasi-mechanisch überprüfbare Quellen haben. Das mag so sein müssen, das Resultat ist eben kein herkömmliches Lexikon, das uns Informationen dieser Art geben würde. Und natürlich gibt es an verschiedenen Stellen (u. a. in der englischen Wikipedia) Diskussionen zu christlichen Symbolen im Blade Runner. Und Dick hat in seinen Romanen oft christlichen Symbole benutzt – allerdings weniger im Blade Runner (die genannten Nägel kommen aus dem Drehbuch, nicht dem Roman) – als überdeutlich in den drei (plus eins) VALIS-Bänden.
Das Buch gibt es überall wo es Bücher gibt, besonders beim lokalen Buchhandel!
Einen Überblick zu den deutschen Ausgaben vom Blade Runner gibt es hier im Blog.

Preise

"Blade Runner", Fischer Verlag. 272 Seiten. ISBN: 978-3-596-90716-8 für 11 Euro

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