Samstag, 14. November 2020

Alles nur gelogen?

Eines der "Gelben" von PKD
Neu in der Sammlung: Die britische Ausgabe von Lies, Inc.
Im Brackwasser der Bucht machte ein Konvolut englischer Ausgaben auf sich aufmerksam, diesseits der Portomauer und durchweg seltene Exemplare. Leider wollte der Verkäufer marktgerechte Preise, aber das ist natürlich fair. Als Testkauf habe ich dann Lies, Inc. erworben, die englische Erstausgabe von 1984. „TopZustand“ war versprochen – und den muss man für marktübliche Preise auch liefern.
Schutzumschlag price-clipped und
Vorsatzblatt beschädigt, schade
Bei privaten Verkäufern ist aber immer eine gewisse Vorsicht geboten. Es ist nicht unbedingt böse Absicht, sondern meist (wie so oft im Leben) fehlender Sachverstand, dass gewisse Mängel nicht erkannt oder eben nicht ernst genommen und daher nicht ausreichend beschrieben werden.
Diese Ausgabe von Lies, Inc. hatte also zumindest zwei Mängel, die ein (fairer) Antiquar ausgezeichnet hätte. Zum einen ist das die fehlende vordere, untere Ecke des Schutzumschlages. Im englischen nennt man das price-clipped. Auf dieser Ecke befindet sich der Preis, daher der Ausdruck. Meist handelt es sich um Restexemplare, die billig verkauft werden, aber manchmal wird der Preis vor dem Verschenken abgeschnitten (Pech gehabt!).
beschädigtes Vorsatzblatt, vorne
In Deutschland ist das Analogon ein Mängelexemplar. Der einzige Mangel an so einem Exemplar ist natürlich, dass der Wert für den Sammler erheblich niedriger ist, deutsche Ausgaben dieser Art, die nicht wirklich selten sind, sind für den Sammler so praktisch wertlos. Das ist für diese britische und eben seltenere Ausgabe sicher nicht der Fall, ein erheblicher Mangel ist es schon. Fairerweise muss man sagen, dass das für einen Amateur kaum zu erkennen ist. Das Fehlen einer anderen Ecke wäre auch weniger wertmindernd gewesen.
Die beschädigte Stelle auf dem Vorsatzpapier ist allerdings leicht erkennbar – leichter, als die Bilder das hier (auch in Vergrösserung) zeigen. War dort ein Exlibris eingeklebt? Ein schönes, sauberes Exlibris hätte mich allerdings weniger gestört als dieser Schaden.
Betrachtet man Preis und Umstände, so war dies kein besonders gutes Geschäft, aber insgesamt okay, wenn auch nicht wie gewünscht. Nun ja, caveat emptor! sagt der lateinische Sammler (vermutlich weniger von Science Fiction als von griechischen und ägyptischen Antiken). Von weiteren Käufen aus dem Konvolut habe ich jedenfalls abgesehen.
Die deutsche Ausgabe von "Lies, Inc."
Der unteleportierte Mann
von Philip K. Dick
Das Buch selbst ist Lies Inc., ein kleines, gelbes Hardcover von Gollancz (1984). Es ist die erste (fast) komplette Ausgabe dieses Romans von Dick mit der komplizierten Publikationshistorie, die man im Buch in einer nachgestellten Publisher's Note und bei ISFDB nachlesen kann.
Der ursprüngliche Titel von Lies, Inc. war The Unteleported Man, daher der deutsche Titel, Der unteleportierte Mann. Mehr zur dieser (einzigen) deutschen Ausgabe von Bastei Lübbe aus dem selben Jahr, 1984, die von Karl-Ulrich Burgdorf übersetzt ist, hier im Blog.
Es gibt weitere Ausgaben von Dick bei Gollancz in der Reihe mit gelben Schutzumschlag, in der Regel sind diese recht teuer, die älteren mehr als die jüngeren. Insbesondere ist die britische Erstausgabe der Collected Stories in diesem Format erschienen, auch diese selten billig und auch dazu eine Geschichte hier im Blog.
Fast alles von Dick bei Gollancz, Dicks Hausverlag im Vereinigten Königreich, findet sich hier im Blog.

Preise

"Lies, Inc.", Gollancz (1984) in gutem Zustand ab 50 Euro, im "TopZustand" (siehe oben) für 30 Euro

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