Samstag, 19. Juni 2021

Rekorde

2.150 US-Dollar. Das ist ein neuer Rekord im Philip-K.-Dick-Sammlerland. Und selbst dafür konnte man die Luxusausgabe von A Scanner Darkly beim Verlag nicht kaufen - nur treue Kunden waren kaufberechtigt. Und so musste ich mein Geld behalten …
Mit A Scanner Darkly erreicht uns, nach den Complete Stories von Folio, die zweite teure Sammlerausgabe des Jahres. Dieses Ausgabe ist vom US-amerikanischen Kleinverlag Suntup Editions. Suntup wurde 2016 gegründet und ist auf derartige Luxusausgaben von Bücher aus dem Bereich der Phantastik spezialisiert. 
Dies ist das erste Buch von Dick von diesem Verleger, sonst gehören noch H. G. Wells, Ray Bradbury, Stephen King und William Gibson zum Verlagsprogramm, ebenso wie der von Dick hochgeschätzte Robert A. Heinlein (allerdings schätze Dick die Person, weniger das Werk).
Die oben erwähnte lettered edition mit Rekordpreis kommt in einer Auflage von 26 Exemplaren im (echten) Lederrücken, mit marmorierten Vorsatzblättern und in einer Schlagkassette; unklar bleibt mir der beworbene „European cloth“, ist aber sicher auch eine tolle Sache.
Ein teures Stück von Philip K. Dick
Artist's gift edition - aber kein Geschenk: A Scanner Darkly, Suntup (2021)
Suntup denkt auch an den kleineren Geldbeutel und bietet zusätzlich eine numbered edition im zweiteiligen Schuber an, der Rücken in veganem Leder gebunden, 250 nummerierte Exemplare, erhältlich für 575 Dollar. Allerdings muss man auch hier in einer Verlosung den Zuschlag bekommen, um Kaufen zu dürfen.
Ein Blick unter den Schutzumschlag
Und schliesslich gibt es die artist's gift edition, diese  „Geschenkausgabe“ kostet nur fats geschenkte 125 Dollar. Sie kommt in 750 Exemplaren und im einfachen Schuber, signiert von der Illustratorin Vanessa Lemen; die beiden anderen Ausgaben sind zusätzlich von Carrie Vaughn gezeichnet, die das Vorwort geschrieben hat. Sie hat 2018 den Philip K. Dick Award für ihren Roman Bannerless, auf Deutsch als Die Banner von Haven herausgekommen, gewonnen. Diese Auszeichnung wird für Bücher vergeben, die zuerst als Taschenbuch veröffentlich wurden – im Gedenken an Philip K. Dick, dessen Romane fast alle zuerst als paperbacks erschienen sind. Ihre Einführung ist gut zu lesen und bezieht sich sehr auf die Verfilmungen von Dicks Romanen, die viele Leser, die später zu Dick gekommen sind, durchaus beeinflusst haben mögen; sie fragt, ob Dick heute so viel gelesen würde ohne diese Filme. Als alter Fan mag man das spontan verneinen, bei längeren Nachdenken kann man sich nicht mehr so sicher sein … wird die Wahrnehmung und Lektüre vom Film getrieben – oder vom Feuilleton? Und schon, wenn man diese Frage stellt, findet man die Antwort. Passend ist auch der Verweis auf die Aktualität von Dicks Anti-Drogen-Roman im Licht der akuten Opioid-Krise in den USA und die dort wirkenden Mechanismen. Vaughns ausführliche Bibliographie kann man ISFDB finden, mit einem originelles Bild von der Autorin.
Das Buch enthält sechs passend bedrückend-schöne Illustrationen von Vanessa Lemen, die auch das Umschlagbild der numbered und artist's gift Ausgaben geschaffen hat.
Beim Verlag waren die Ausgaben umgehend vergriffen, man finde dort aber noch die schönen Bilder der lettered, numbered und artist's gift edition. Zumindest die artist's gift Ausgabe ist antiquarisch leicht (wenn auch teurer) zu beschaffen; auch die numbered edition kann man dort erwarten. Ob man sich das für seine Sammlung zulegen will und kann, muss jeder Sammler selbst entscheiden.
Und dieser Blog hat einen Überblick über teure Ausgaben, antiquarisch und neu.

Preise

"A Scanner Darkly", artist's gift edition, Suntup (2021). Antiquarisch bei 250,00 Euro zzgl. Porto und Zoll

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