In seinem 40. Todesjahr gibt es keine neue Ausgabe von Philip K. Dick – weder auf Deutsch noch auf Englisch. Zumindest sieht es derzeit so aus. Das ist traurig, in Deutschland ist die grössere Zahl seiner Bücher vergriffen, einiges gar noch nie erschienen.
In Grossbritannien und den USA sieht die Lage anders aus, es ist praktisch alles verlagsneu erhältlich. Zuletzt ist Radio Free Albemuth bei Mariner im Jahr 2020 herausgekommen. Damit ist in den USA fast alles erhältlich, nur bei wenigen Romanen muss man auf antiquarische Exemplare ausweichen, so bei Nick and the Glimmung und The Ganymede Takeover.
Radio Free Albemuth bei Mariner von 2020 |
Dank Gollancz sieht es in britischen Raum ähnlich gut aus. Zuletzt ist 2019 bei Gollancz der Roman The Man in the High Castle erschienen, immerhin gebunden. Und mit der neuen Widmung: Bis zur Ausgabe von Gollancz 2017 steht in den britischen Ausgaben (überwiegend) die ursprüngliche Widmung an Dicks Frau Anne. Dick hat das 1973 in eine Widmung an seine damalige (neue) Frau Tessa und den gemeinsamen Sohn Christopher geändert, zumindest bei den US-Ausgaben und diese Änderung hat nun auch die Britischen Inseln erreicht. Das Umschlagbild ist nicht wirklich neu, wir hatten es in Blau schon für die gebundene Masterworks Ausgabe von 2009 und dann in Orange (mit derselben ISBN) noch einmal in der Masterworks II Reihe. Diese zweite Ausgabe ist äusserlich praktisch identisch mit dem aktuell erschienenem Buch, das neben einem angepassten Preis (GBP 12,99 statt 8,99) allerdings eine neue ISBN hat und eben die (neuere) Widmung an Tessa enthält. Das Layout des Textes ist auch ein anderes, daher haben wir jetzt 275 Seiten statt 249.
Ausserdem sind die Acknowledgements vom Anfang an das Ende des Buches verschoben. In diesen verweist Dick auf die von ihm verwendete Ausgabe des I Ging, die englische Übersetzung von Cary F. Baynes der klassischen deutschen Übersetzung von Richard Wilhelm. Diese Ausgabe des Sinologen Wilhelm wurde wegen ihrer hohen Qualität in einige europäische Sprachen übersetzt. Ausserdem enthalten die Acknowledgements die Nennung einiger Quellen für Dicks historische Recherchen, ein Indiz dafür, wie ernst er sich mit dem Thema beschäftigt hat.
Diese Ausgabe ist (in meinem Katalog) die 49. (englische) des Romans, damit ist der meist aufgelegte Roman von Dick, Do Androids Dream of Electric Sheep?, mit 50 Ausgaben fast eingeholt. Tatsächlich ist die Zählung natürlich höchst subjektiv – was unterscheidet zwei Ausgaben und was betrachtet man nur als kleinere Varianten? Diese Blog ist da recht streng – oder auch kleinlich.
The Man in the High Castle bei Gollancz in blau (2009) und die aktuelle Neuausgabe (2019) |
Im angelsächsischen Sprachraum besteht also offenbar kein grosser Bedarf nach neuen Ausgaben. Die speziellen Luxusausgaben, die nicht zum Lesen, sondern für ein kleines Publikum zum Sammeln aufgelegt werden, sind hier einmal ausgelassen – so spannend sie auch sind; für dieses Jahr ist aber auch da nichts angekündigt.
Wirklich viel erscheint 2022 in Frankreich, rund zwei Dutzend neue Ausgaben sind schon da oder angekündigt, Neuübersetzungen und auch Sekundärliteratur. Wie so oft muss man neidisch dorthin blicken. Andererseits schont das die Ressourcen, es gibt noch genug Lücken in der Sammlung. Und irgendwie erwarte ich für dieses Jahr doch noch etwas ganz Neues für die Sammlung – Überraschungen gibt es immer.
Kaufen kann man The Man in the High Castle von bzw. bei Gollancz nicht mehr, das Buch ist offenbar nicht mehr vom Verlag erhältlich. Ich habe vor Kurzem noch die zweite Auflage erhalten, vielleicht kommt noch einmal eine dritte (vermutlich aber wohl nicht). Etliche Anbieter im Netz bieten dieses Buch aber (noch) neu an, vermutlich aber nicht mehr lange. Also bei Interesse jetzt zugreifen!
Zu den Acknowledgements im Buch gibt es einen schönen Blogeintrag bei PKDElectricDreams, einem leider viel zu kurzlebigen Blog mit recht sorgfältigen Quellenangaben.
Alles von Philip K. Dick bei Gollancz gibt es hier in diesem Blog.
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