Samstag, 23. April 2022

Irgendwie umsonst ...

Sammeln kann teuer sein … aber manchmal gibt es auch einfach etwas umsonst. Wobei „umsonst“ nicht bedeutet, dass es für den Sammler billig wird – von „einfach“ ganz zu schweigen.
Der populärste Roman von Philip K. Dick ist zweifelsohne Do Androids Dream of Electric Sheep?. Das liegt es in der Sache, dass dieser mehrfach „verschenkt“ worden ist: Die Verleger wollen mit einem bekannten Buch ihr Produkt fördern. So hat man das  bei der kurzlebigen britischen Magazinreihe Science Fiction Classics versucht, offenbar weniger erfolgreicher.
"Not for Resale" sagt CGW
Die Ausgabe gab es nur umsonst
"Not for Resale"
Im gleichen Jahr, 1997, war der Roman der britischen Ausgabe der Computerspielezeitschrift Computer Games World (CGW) beigelegt, hier mit dem Untertitel BThe Book Which Inspired Blade Runner.
Auf dem Umschlag sehen wir Harrison Ford, der Bezug zum Film ist deutlich und für die Leserschaft auch schlüssig. Warum genau das Buch der Mai-Ausgabe der CGW aber genau beigelegt war, erschliesst sich mir nicht. Man wollte letztlich auch hier die Zeitschrift attraktiver machen und besser verkaufen. Aber vielleicht war es auch eine (schlecht abgestimmte) Werbung für das gleichnamige Computerspiel, hier im Blog, das dann erst am Ende des Jahres erschienen ist. Möglicherweise wird in der Zeitschrift ein Grund genannt, ich konnte aber leider die britische Ausgabe der CGW nicht finden. Die US-Version findet sich vollständig gescannt und suchbar beim Internet Archive. Es ist zunächst eine Annahme, dass das Buch nur der britischen Ausgabe beilag, aber im Impressum wird der britische Verlag Voyager genannt. Tatsächlich ist das Buch bis auf Umschlag, Grösse und Impressum identisch zur Ausgabe des britischen Verlags Voyager aus der Reihe „mit dem grossen K“. Erstaunlicher- und unnötigerweise findet sich im Impressum auch eine ISBN. 
Harry und ... Sally?
Blade Runner von Voyager (1997) und Do Androids Dream of Electric Sheep? von Paperview (2004)
Die Ausgabe von Paperview von 2004 hatte ein sehr klares Ziel: Sie sollte Zeitungen verkaufen. Wie man in der britischen Presse nachlesen kann, versuchten Zeitungen seinerzeit ihre Leser mit Beigaben  (zurück-)zugewinnen. Das waren CDs oder eben Bücher.
Alles (fast) umsonst
Great Family Reads: Die Liste
Organisiert hat so etwas auch die kleine belgische Firma Paperview, die auf Marketing und „promotional products“ spezialisiert war. Zuerst 2004 mit einer Serie von 25 Büchern über ein halbes Jahr, die man wöchentlich zuerst umsonst und später sehr günstig mit Gutscheinen aus der Zeitung erhalten konnte. Nach 2004 konnte ich mindestens eine weitere Aktion im Jahr 2007 finden. Auf der hinteren Klappe des Schutzumschlags werden Coventry Evening Telegraph und Birmingham Evening Mail als Ausrichter der Aktion genannt. Ob das für beide Aktionen gilt und ob der Band 19 im Jahr 2007 überhaupt noch mal verteilt wurde, ist unklar.
Abgewickelt wurde dieser Aktion wohl über einen britischen Ableger Paperview Ltd. Die belgische Herkunft verrät aber die ISBN-Gruppennummer „2“ für französischsprachige Länder, ausser Frankreich eben u. a. auch Belgien.
Die Reihe populärer Romane und Klassiker läuft unter dem Titel „Great Family Reads“; das ist eine nette Idee: Man verteilt populäre Bücher sehr günstig und hängt noch das Attribut „Familie“ daran ... so kann man natürlich vom der eigentlichen, kommerziellen Aufgabe Zeitungen zu verkaufen, ein wenig ablenken; andererseits gibt es Schlimmeres, als gute Zeitungen zu verkaufen.
Die Ausgabe ist recht nett: sehr ordentlich gebunden, in einem interessanten Format und mit einem originellen Umschlagbild von einem Thomas De Coster. Beim Bild kann ich zwar keinen Zusammenhang mit dem Buch erkennen, immerhin hat der Illustrator dafür auf Roboter und Schafe verzichtet. Die Rechte sind von Orion, die wohl alle Rechte für Dick im Königreich haben. Persönlich finde ich es auch nett, den Roman unter seinem originalen Titel zu veröffentlichen und nicht unter dem populäreren Blade Runner

Konsum

Von hinten
Nächste Woche geht's weiter, also
bitte weiter die Zeitung kaufen!

Die Fabbri-Ausgabe ist durchaus sehr schwer zu finden, das gilt für alle drei Bücher aus der Magazin-Serie. Dafür werden die unscheinbaren Bändchen dann regelmässig für wenig Geld verkauft.
Das Buch von Voyager aus der CGW wird regelmässig als „super rare“ angeboten, ist aber meist erhältlich. Nie gesehen habe ich aber ein Exemplar gemeinsam (gar originalverpackt) mit der Zeitschrift; für meine Sammlung wäre das eher uninteressant, aber ein anderer Sammler mag da eine andere Meinung haben (vielleicht hat der Leser dieses Blogs eine Meinung dazu).
Recht einfach lässt sich ein Exemplar von Paperview finden, auch andere Bände der „Great Family Reads“ Serie werden in grösserer Zahl angeboten und mögen ihren Sammler finden.

Und dann noch ...

Im Jahr 2015 hat Amazon auf der Comicon eine spezielle Ausgabe von The Man in the High Castle gratis verteilt, natürlich als Werbung für die gleichnamige Serie, dieser Blog hat davon berichtet.
Zu kaufen gibt es diese schöne Ausgabe nur sehr selten. Wenn man sie zu einem akzeptablen Preis findet, sollte man nicht zögern.
Bei der sonst sehr vollständigen ISFDB findet sich nur eine der vier hier erwähnten Gratisausgaben, nämlich die aus der CGW von Voyager (1997). Trotzdem ist es die beste Quelle ihrer Art, auch der Anteil der deutschen Bücher erhöht sich ständig.

Preise

"Blade Runner", Voyager (1997). ISBN 0-583-33179-3 ab 20 Euro zzgl. Versand aus UK
"Do Androids Dream of Electric Sheep?", Paperview (2004). ISBN 2-87427-097-0, ab 15 Euro
"The Man in the High Castle", Comicon Limited Edition (2015) - sehr selten zu finden, ab rund 100 Euro

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