Jede Sammlung hat einmal klein
angefangen. Ein paar Stücke erst, das Interesse steigt und weitere Exemplare
kommen dazu. Und dann ist die kritische Temperatur erreicht und die
Sammelleidenschaft erwacht:
Alle sollen es sein!
|
Philip K. Dick in Heynes
Bibliothek der Science Fiction Literatur
|
|
Tiefgründige Flecken
|
Viel später blickt man zurück, stolz oder
verzweifelt, deprimiert oder glücklich, aber man findet doch unausweichlich
in der Wurzel der Sammlung einige der ältesten Stücke mit problematischer
Qualität. Sei es, weil sie abgeliebt sind, sei es, weil Zustand und Erhaltung
anfangs noch keine grosse Rolle gespielt haben.
Auch in der Sammlung dieses Sammlers sind noch einige Stücke, die ersetzt
werden müssen, wenigstens beim (deutschen) Kern der Sammlung. Einer der
Problemfälle war die zweite Ausgabe von Eine andere Welt von
Heyne, aus der Reihe Bibliothek der Science Fiction Literatur.
|
Fast schon ein Abszess
|
Die Mängel dieses Exemplars waren durchaus umfassend: Ausser viel Schmutz
allerorten auch Lesewulst, Flecken und diverse kleinere Schäden. Lange war
es in der Sammlung, aber nun sollte es sein: Eine neues Stück musste her!
|
Ein hässlicher Lesewulst
|
Mit viel Geduld, der Meistertugend des Sammlers, konnte eine schönere
Ausgabe günstig erbeutet werden. Fleckenlos und ohne (grössere) Mängel, wenn
auch nicht ganz frisch, insgesamt in absolut sammelwürdigem Zustand. Sehr
gut!
Eine Überraschung
Diese Neuanschaffung hat dann aber wieder eine kleine Überraschung gebracht.
Im direkten Vergleich mit dem alteingesessenen Exemplar zeigte sich eine
unerwartete Abweichung: Der Heyne-Wimpel, das Logo, auf dem Rücken der
beiden Exemplare hatte eindeutig unterschiedliche Farben: einmal braun und
einmal blau! Ansonsten lassen sich auch nach gründlicher Untersuchung, auch
des Impressums, keinerlei Abweichungen feststellen. (Wer also die
Abweichungen beim Umschlagbild von Das Orakel vom Berge
für minimal hält, lernt hier, dass man noch genauer sein kann.)
|
Braunes, blaues und gelbes Logo auf dem Rücken
|
Eine minimale Abweichung, zugegeben, interessant nur für den pedantischen
Sammler in seiner anderen Welt. Aber so musste nun auch die alte,
zerlesene Ausgabe nun doch (vorerst) in der Sammlung bleiben. Und unabhängig
davon, ob diese Abweichung sammelwürdig ist, wäre es auch sehr schwer Ersatz
zu finden, da die üblichen Angebote eine klare Identifikation nicht erlauben
würden – den Rücken sieht man doch recht selten in den Angebotsfotos. (Auf Basis der wenigen Angebote, die den Rücken zeigen, scheint das blaue Fähnchen aber selten zu sein.)
Zur Reihe
Die Reihe Bibliothek der Science Fiction Literatur ist bei Heyne
zwischen 1981 und 2001 erschienen. Die Reihe besteht aus 102 Bänden,
darunter die vom Literaturwissenschaftler James Gunn herausgegebene
Unterreihe Wege zur Science Fiction in 12 Bänden, im Original
The Road to Science Fiction. Drei Bände der Reihe, so auch die
letzten beiden der Wege zur Science Fiction wurden angekündigt, sind
aber nie erschienen, offenbar wurde (auch) diese schöne Reihe abgebrochen.
|
Innenillustration von Giuseppe Festino
|
Von Dick ist noch der
Irrgarten des Todes vertreten. Ausserdem ist
die Kurzgeschichte
Erinnerungen en gros in den
Wegen zur Science Fiction
herausgekommen, im Band sechs:
Von Clement bis Dick.
Das Titelbild von
Eine andere Welt ist, wie die Übersetzung, von
der deutschen Erstausgabe von 1977 übernommen und zumindest hier nicht
„exklusiv für den jeweiligen Band [der
Bibliothek-Reihe] angefertigt
worden war“ (wie Wikipedia das behauptet). Dafür hat der Band exklusiv ein
Dutzend Illustrationen von
Giuseppe Festino, der
laut ISFDB auch das Umschlagbild von Moewigs
Der heimliche Rebell gestaltet hat. Festino hat auch italienische
Ausgaben von Dick illustriert. Offenbar hat er sich überhaupt mit Dick
beschäftigt, es gibt von ihm
eine Zeichnung von Dick in einem Buch italienischen Buch über Ursula K.
Le Guin. Und auch sonst hat er einiges für Heyne gemacht.
Exklusiv in dieser Ausgabe ist auch das Nachwort von Uwe Anton.
Diese Reihe ist natürlich sehr schön sammelbar! Das Aneinanderreihen von
nummerierten Ausgaben, die eigentlich keinen zwingenden inhaltlichen
Zusammenhang haben (auch wenn die Redaktion das wohl anders sehen würde), finde ich weniger spannend. Dafür bietet sie erstklassigen Inhalt, das kann man
sonst von vielen Sammelgebieten nicht sagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen