🎶 Ich
wollte mir bloss den Abend vertreiben … und fischte an den üblichen Orten. Ich
dacht' nicht im Traum, dass ich eine deutsche Variante entdecke … erst recht
nicht bei Heyne!
Natürlich hatte ich Heynes Jubiläumsedition von Das Orakel vom Berge
von Philip K. Dick schon tausendmal gesehen, tausendmal ist nix aufgefallen,
tausend und eine Suche und es „Zoom“ gemacht: Es gibt tatsächlich ein
signifikant abweichendes Umschlagbild der vierten Auflage. Vielleicht keine ganz grosse Sache, aber definitiv relevant für die Sammlung und daher absolut erwähnenswert.
Das Orakel vom Berge ist 1973 erstmal beim König Verlag erschienen, dann in vier Ausgaben mit jeweils neuen Umschlagbildern bei Bastei Lübbe und schliesslich bei Heyne gelandet. Dort ist es gleich in einer neuen „ungekürzten“ Übersetzung von Norbert Stöbe in der Jubiläumsedition 40 Jahre Heyne Science Fiction erschienen.
Diese Ausgabe ist dann in drei weiteren Auflagen erschienen. Die
zweite Auflage von 2001 ist wenig verändert: Der Preis ändert
sich mit Einführung des Euro von „18,00 DM“ auf „9,00 Euro / 17,60 DM“
(manches ist mit dem Euro auch billiger geworden!) und der sonst übliche
Vermerk des Preises auf dem Rücken („1800“) ist entfernt. Ausserdem
entfällt der Hinweis auf 40 Jahre Heyne Science Fiction und stattdessen wird der Band auf Vorblatt und Titel der Reihe
Meisterwerke der Science Fiction zugeschlagen.
Bei der dritten Auflage ist das alte Logo, der
HeyneWimpel, gegen das neue Logo, dem Schriftzug HEYNE, gefolgt
von einem „<“, dem stilisierten und gedrehten Wimpel, ausgetauscht. Das war auch
bei (allen) anderen Neuauflagen seit 2003 der Fall. Der Wimpel wurde auch vom Vorblatt
entfernt, wo er bis dahin Teil des Logos Meisterwerke der Science Fiction war.
Erst mit der vierten Auflage erfolgte eine komplette
Überarbeitung des Umschlagbildes: Der Hintergrund änderte sich komplett,
jetzt „passend“ in braun statt lila und mit neuer Schriftart und
verändertem Layout von Autor, Titel und weiterem Text. Der markante Kopf
der Freiheitsstatue mit dem Gesicht von Adolf Hitler blieb unverändert.
Ausserdem ist diese vierte Ausgabe nicht mehr in der Reihe Science Fiction
unter der Verlagsnummer 06/8203, sondern in der
Allgemeinen Reihe unter der Nummer 16411 geführt, diese Nummer
findet sich auch auf dem ebenfalls angepassten Rücken.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich eine erste Auflage zu einem
(scheinbar) vernünftigen Preis finden konnte, dann leider in schlechter
Qualität – die Ecken des Umschlags wurde mit Tesa verstärkt (man fragt
sich warum) und das Exemplar daher im Katalog gleich mit einem Vermerk
zur Neubeschaffung versehen. Die Netze werden also weiter ausgeworfen.
Das Problem bei der Suche ist, wie üblich, das die meisten Anbieter kein
Originalbild anbieten, nur ein „Standardbild“ und meist keine
(verlässliche) Information zur Auflage. So kann man nicht wissen, welche
Auflage man eigentlich kauft – das ist aber in diesem Fall relevant.
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Die deutsche Erstausgabe von Das Orakel vom Berge vom König Verlag (1973) |
Ganz unabhängig von den abweichenden Auflagen ist diese
Jubiläumsedition die absolut beste deutsche Ausgabe des Romans.
Enthalten ist nicht nur der ungekürzte, neu übersetzte Text des
Buches, sondern auch weitere, sonst nur teilweise auf deutsch zu
findende Texte.
Das Buch beginnt mit einem einführenden Vorwort vom Dick-Experten Kim
Stanley Robinson, das offenbar dem 4. Kapitel seiner überarbeiteten
Dissertation The Novels of Philip K. Dick
von 1984 entnommen ist. Auf Englisch ist dieses Buch nicht wieder
erschienen und sehr gesucht (und daher selten und teuer). Robinson
wollte keine Neuerscheinung. Auf Deutsch ist es aber 2005 bei Shayol
als Die Romane des Philip K. Dick erschienen (und
mittlerweile auch sehr selten geworden) – ein essentielles Werk für dieses Feld. Das Vorwort von Robinson befindet sich nur noch in der roten
Ausgabe der Werkedition von 2008.
Im Anhang des Buches finden sich drei gänzlich exklusive Texte. Eine
Vorbemerkung von Wolfgang Jeschke, dessen Redaktion wir die
zusätzlichen Texte wohl verdanken (ausnahmsweise einmal nicht Uwe
Anton!). Der Vorbemerkungen folgt auf zwei Seiten (natürlich
fiktives) Biographisches Material zu Hawthorne Abendsen
von Philip K. Dick und schliesslich Die beiden vollständigen Kapitel einer geplanten Fortsetzung
zu „Das Orakel vom Berge“. Diese beiden Texte sind im Original nur in The Shifting Realities of Philip K. Dick: Selected Literary and
Philosophical Writings
erschienen und ergänzen den Haupttext perfekt. Die aktuelle Ausgabe
des Orakels vom Berge bei Fischer enthält nur den Haupttext, alle
Paratexte, die „Zugaben“, sind entfallen. Es lohnt sich also nach
einer antiquarische Ausgabe zu fischen, die Auflage ist dabei auch
egal.
Widmung(en)
Bei der Recherche hat mir, wie so oft, auch
ISFDB geholfen.
Bei
einer der deutschen Ausgaben
steht dort die (inkorrekte) Bemerkung
There's a seemingly erroneous dedication to Dick's wife Tessa and his son Christopher, which seems to have been introduced from a different novel: Dick didn't know Tessa in 1962, when the original novel was first published.
In der Tat war der Roman im Original ursprünglich seiner damaligen
(dritten) Frau Anne gewidmet, die die Widmung aber nicht mochte – und
so hat Dick selbst sie 1973 geändert. Die Widmung an Anne ist in
keiner deutschen Ausgabe erschienen, statt dessen die
an Ernst Jünger für seinen Roman „Auf den Marmorklippen“,
mehr dazu hier im Blog. Glücklich war Anne mit der Änderung der Widmung aber auch nicht,
wie man hier nachlesen kann. Die britischen Ausgaben haben noch bis vor kurzen, bis Folio
(2015), die Widmung an Anne verwendet, erst die letzten Ausgaben bei
Gollancz (2017, 2019) sind Tessa gewidmet.
Preise
Philip K. Dick: "Das Orakel vom Berge", Heyne (2000), diverse Auflagen ab
7,00 Euro
Kim Stanley Robinson: "The Novels of Philip K. Dick", diverse Ausgaben ab
300 bis 500 Euro, wenn erhältlich
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