Samstag, 2. Juni 2018

Das erste Mal woanders ...

Beyond Lies the Wub in der Ausgabe vom Juli 1952 von Planet Stories war die erste veröffentlichte professionelle Kurzgeschichte von Philip K. Dick – allerdings war Roog seine erste, bereits 1951 verkaufte Kurzgeschichte, die dann erst 1953 erschienen ist. 1955 kam dann Dicks erster Roman Solar Lottery bei Ace Books heraus. Ace brachte auch die Erstausgaben der nächsten vier Romane heraus. Das alles ist jedem Dick-Interessierten wohlbekannt – vielleicht auch, dass er vorher schon als Schüler in der Lokalzeitung einige Veröffentlichungen hatte. Aber wann sind die ersten Ausgaben ausserhalb der USA erschienen?
Auch die erste britische Ausgabe von 1955, die Original-Anthologie A Handful of Darkness (Rich & Cowan) und der erste Roman, World of Chance (ebenfalls bei Rich & Cowan), lassen sich bei der Internet Speculative Fiction Database (ISFDB) schnell ermitteln.
The Defenders in der Ersterscheinung in Galaxy, Januar 1953
und auf Deutsch in Galaxis 5 bei Moewig (1958)
Ausserhalb des englischen Sprachraumes wird es deutlich schwieriger.
Die erste Übersetzung einer Kurzgeschichte scheint Los Defensores zu sein, die spanische Übersetzung von The Defenders. Im Original im Januar 1953 in der Zeitschrift Galaxy erschienen, findet man die Übersetzung in der ersten Ausgabe des argentinische Magazins Más Allá vom Juni des Jahres. Im selben Jahr folgen noch zwei weitere Übersetzungen, Colonizadores [Colony] in der November-Nummer (6) von Más Allá und El Hombre Variable [The Variable Man] in der ersten Ausgabe des Magazins Urania, erschienen im ebenfalls argentinischen Rosario.
Auch in der zweiten Sprache ist The Defenders die erste übersetzte Geschichte. Auf Italienisch erscheint I difensori am 30. Januar 1954 in I Romanzi di Urania #33Das Cover dieser italienischen Ausgabe, zu sehen ebenfalls bei ISFDB, ist offenbar inspiriert vom Cover der Galaxy-Ausgabe, in der The Defenders zuerst erschien ist. Auch in Deutschland erscheint diese Kurzgeschichte als erste von Dick, hier unter dem Titel Die Verteidiger, allerdings erst im Juli 1958 in Galaxis 5 bei Moewig, einer kurzlebigen deutschen Ausgabe von Galaxy – jedoch mit einem gänzlich anderen Cover. Damit ist Deutschland weit hinterher, schon 1954 sind zahlreiche weitere von Dicks Erzählungen in Italien und Frankreich publiziert - und sogar in Russland erscheint schon im April 1958 eine Geschichte von Dick – auch das eine spannende Geschichte.
Griff nach der Sonne und Geheimprojekt Venus von 1958,
die wohl ersten beiden Übersetzungen von Romanen
von Philip K. Dick, erschienen bei Semrau
Für die erste Übersetzung eines Romans überhaupt schlage ich Griff nach der Sonne von 1958 vor, der deutschen Ausgabe von Solar Lottery. Dieses Romanheft ist als Nummer 7 in der wohl monatlich erscheinenden Reihe Abenteuer im Weltenraum herausgekommen. Da Nummer 11 die erste Ausgabe des Jahres 1959 ist, ergibt eine Rückrechnung, dass Nummer 7 die September-Ausgabe sein sollte. Das ist zugegebenermassen etwas unzuverlässig, zumal für die Reihe auch eine vierzehntägliche Erscheinungsfrequenz genannt wird – und bei Serien dieser Art wäre auch ein unregelmässiges Erscheinen nicht ungewöhnlich. Mehr zu den Heften gab es schon hier im Blog.
Die Ausgabe Nummer 2 der Serie Abenteuer im Weltenraum verwendet übrigens das Motiv der Ace-Ausgabe von Solar Lottery, allerdings hat das Heft sonst gar nichts mit Dick zu tun, es ist Ein Stern rebelliert des deutschen Science Fiction Autoren C. C. Zanta, wohl einem Pseudonym von Hanns Kurth.
Il disco di fiamma [Solar Lottery], eine
sehr frühe Übersetzung des Romans aus Italien
Das Motiv wird, hier nachempfunden vom italienischen Illustrator Carlo Jacono, von der ersten italienische Ausgabe des Romans verwendet, dem sonst nächsten Anwärter auf den Titel der ersten Übersetzung eines Romans. Il disco di fiamma erscheint aber erst am 21.12.1958, wie man auf einem besseren Scan des Cover nachlesen kann (was nicht absolut zwangsläufig bedeutet, dass dieses Heft nicht schon vorher erhältlich war). Das ist aber sicher erst nach dem Griff nach der Sonne – und auch nach Geheimprojekt Venus, als Nummer 8 in der Weltenraum-Reihe erschienen. In der Disziplin Roman also Gold und Silber für Deutschland, immerhin Bronze für Italien. Drittes Land wird dann offenbar Japan, wo die Übersetzung von Eye in the Sky im folgenden Jahr unter dem Titel 宇宙の眼 (Uchū no me) erscheint.
Erwähnen möchte ich, dass mir bei der Recherche auch die PKD Fan Group auf Facebook geholfen hat, dieser Tage wohl das aktivste Gemeinde von kundigen Fans von Philip K. Dick.
Die Ausgaben von Rich & Cowan sind nicht selten, aber auch nicht billig (sondern gehören eher zu den teuersten regulären Ausgaben, die man von Dick so kaufen kann) und von World of Chance gibt es einige Varianten, die sich im Preis deutlich unterscheiden – und viele Exemplare sind die ungeliebten (dafür aber bezahlbaren) Ex-Lib Exemplare. Die Semrau-Hefte sind leicht und günstig zu finden, man sollte sorgfältig auf eine gute Erhaltung achten.
Hier im Blog findet sich auch ein Überblick über alle Sprachen, in die es Übersetzungen gibt mit dem Versuch, jeweils die ersten Ausgaben von Dick mit ihrem Erscheinungsdatum zu nennen.

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