Zwei Ausgaben von Insel und eine von Heyne |
Interessiert hat sich Wenske für Science Fiction allerdings nicht besonders,
ihm waren andere Arten, die Realitäten zu erkunden, lieber. Eine Ausnahme
war Philip K. Dick: In Rock'n Roll Junkie schreibt er:
Für mich ist Philip K. Dick der interessanteste SF-Autor. Seine von einer tiefen Menschlichkeit geprägten Romane und Kurzgeschichten finde ich weitaus faszinierender als Lems geistige Purzelbäume. Als ich hörte, dass H. J. Alpers bei Moewig Dicks VALIS Trilogie herausgibt, bot ich mich für die Titelillustration an, ebenso später für Uwe Antons Anthologie WILLKOMMEN IN DER WIRKLICHKEIT, obwohl ich damals nur drei unscharfe Amateurfotos für die Porträts zur Vorlage hatte.
Die erwähnten Fotos kommen vielleicht von Uwe Anton oder Werner Fuchs, die
Dick 1977 in Metz getroffen – und fotografiert! – haben.
Hans Joachim Alpers schreibt in der Science Fiction Times 145 (1978, Seite 55) in einer Rezension zu Wenskes Bildband Gesichte des Athanasius Pernath:
Hans Joachim Alpers schreibt in der Science Fiction Times 145 (1978, Seite 55) in einer Rezension zu Wenskes Bildband Gesichte des Athanasius Pernath:
Obwohl Helmut Wenske gern für die Science Fiction vereinnahmt wurde und zahlreiche Arbeiten von ihm die Cover von SF-Büchern und -Taschenbüchern schmücken, ist er keineswegs ein Science-Fiction-Grafiker oder -Maler und hat sich gegen diese einengende Einordnung auch immer wieder energisch gewehrt, Seine Arbeiten passen gelegentlich gut – manchmal sogar hervorragend – zu durch Science Fiction angeregten oder von ihr beabsichtigten Stimmungen – das ist eigentlich schon alles, Wer es denn immer noch nicht glauben will, der mag sich diesen Band ansehen, der absolut nichts mit Science Fiction, dafür aber eine Menge mit Mythos und Phantasie zu tun hat.
Die Valis-Trilogie, in drei Bänden |
Wenske mag kein (besonderer) Freund der Science Fiction gewesen sein, aber
er hatte Freunde in der Science Fiction und die hat er unterstützt. Alpers
schreibt im gleichen Artikel am Schluss:
Nebenher ist der Helmut übrigens auch ein guter Typ und seit Jahren ein Freund unserer Zeitschrift, der uns nicht selten großzügig unterstützt hat. Er hätte es verdient, daß die Freunde der SFT sich für ihn und sein Werk interessieren.
Das erklärt auch, warum wir so viel von Wenske in der
Science Fiction Times sehen, diverse Umschlagbilder und
Innenillustrationen, aber auch Rezensionen seiner Bücher.
Wenskes Karriere als Maler und Illustrator von Büchern und Schallplatten,
endete mit seinem vielbeschworenen (weil von ihm oft geschilderten)
Drogenkonsum schon in den frühen 80er Jahren: Malen konnte er nur
high. Als Autor hat er weiter geschrieben, über Musik, hauptsächlich,
aber auch Belletristik, Romane und Kurzgeschichten verschiedenster Art.
Verglichen wird Wenske mit Charles Bukowski, sehr oft, mit Jack Kerouac,
manchmal, mit Salvatore Dali, selten – aber natürlich ist er ein Original,
eine Type und daher definitionsgemäss eben unvergleichlich. Das er
Nonkonformist ist, eckig, selbstverliebt, Monster und/oder Kauz, wie man
will, ergibt sich daraus wohl. Und ansehen – und Wenske in seinem hessischen
Akzent zuhören – kann man sich das alles im (schwer zu findenden)
Dokumentarfilm
Shakin' all over – Helmut Wenske, ein Leben gegen den Strich von
2006. Hören und sehen kann man Wenske (mit anderen) auch in der
Dokumentation Last Exit Hanau von Thomas Carlé von 1994
oder in Roll Over Hanau von 2009.
Gänzlich unbetrachtet bleiben in diesem Blogeintrag die
Schallplattencover, die er nur für Bands die ihn angetörn haben gemacht hat, auch wenn diese einen wichtigen Teil seines Werks
ausmachen und ihm internationale Bekanntheit gesichert haben; ein Blick
auf das Thema (mit ein wenig mehr Abstand) findet sich hier. Und gesungen hat Wenske selbst auch, ein bisschen, hier und da,
mit Leidenschaft.
Für Sammler
Die Illustrationen aus Gesichte des Athanasius Pernath sind 2012 in einer teuren englischen Luxusausgabe des
Golem erschienen, beim amerikanischen Verlag Centipede
Press, der kürzlich ähnlich teure Ausgaben von Dick aufgelegt hat. Und
die deutsche Edition Phantasia, ebenfalls für teure Ausgaben von Dick
bekannt, hat 1985 H. P. Lovecrafts Die Literatur Des Grauens mit Illustrationen von Wenske herausgebracht.
Diversens von Helmut Wenske: Ein Special über und mit Wenske, der Sackratten-Blues und die (Werk-)Biographie Rock'n'Roll Junkie |
Fragmente von Wenskes eigener Webseite findet sich im Internet Archive.
Bei der Internet Speculative Fiction DataBase findet sich sehr viele, insbesondere
auffällig viele! deutsche Publikationen, es fehlen aber die
Verweise auf einige englische Ausgaben. Unten sind einige mehr oder
weniger relevante Werke aufgelistet.
Ein Überblick über Illustratioren der deutschen Ausgaben von Philip K.
Dick findet sich
hier im Blog.
Bibliographie in Auswahl
Helmut Wenske und Philip K. Dick – im engeren Sinne: Umschlagbilder zu
- LSD-Astronauten, Insel (1971)
- Mozart für Marsianer, Insel (1973)
- VALIS, Moewig (1984)
- Die göttliche Invasion, Moewig (1984)
- Die Wiedergeburt des Timothy Archer, Moewig (1984)
-
Uwe Anton (Herausgeber):
Willkommen in der Wirklichkeit: Die Alpträume des Philip K. Dick, Heyne (1990)
- Das Umschlagbild von LSD-Astronauten ist verwendet für das Magazin Cosmonaut 4/5 – und es enthält viel von und über Wenske sowie die Kurzgeschichte Die Prä-Personen von Dick
- Otto Basil: Wenn das der Führer wüsste, Moewig (1981) Blogeintrag
- Uwe Anton: Venus ist tot, Fabylon (2008) Blogeintrag
- Jack Dann: Grenzland der Hölle, Moewig (1985) Blogeintrag, vorher schon als Titelbild der Science Fiction Times, Mai 1983
- Horst Pukallus und Michael Iwoleit: Hinter den Mauern der Zeit, Heyne (1989)
- Michael K. Iwoleit: Reductio ad Absurdum – Acht Essays zur Short Fiction, Dieter von Reeken (2015) – mit einem Essay zu Dick, Titelillustration von Wenske
- Umschlagbilder der Science Fiction Times #150 September/Oktober 1981, aber sonst ohne Dick
- Science Fiction Times, August 1983 – mit einer Rezension
- Cover SFT 132 http://www.isfdb.org/cgi-bin/pl.cgi?471834 – mit einer Rezension
- Umschlagbild von Comet 6/77 enthält den Artikel Helmut Wenskes psychorealistische Phantastik
-
In Science Fiction Times, Juni 1982, Illustrationen
Einige Umschlagillustrationen von Helmut Wenske
Bildbände:
- Ahasversus, Verlag Johannes Alt (1973) – mit den Illustrationen für die Reihe Phantastische Wirklichkeit
- Gesichte des Athanasius, Kurt Frohberg Verlag (1977)
- Hirnlaich – Intrapsychische Malerei 1970-1978, Melzer (1978) – in diverse Varianten (gebunden, Softcover, Halbleder signiert & limitiert auf 33 Exemplare), mit Beilagen; beworben auch in SFT 146
- Letzte Aufzeichnungen aus der Somnambulanz, Edition der Phantasten (1979)
- Psychogramme, Edition der Phantasten (1980)
Belletristisches:
- mit Woody Brunings, Götz Alsmann et al.: Eastern Age – Indonesische Rock'n'Roll, Dance & Show Bands 1956–1965, Büchse der Pandora (1984). ISBN 3-88178053-X
- mit Ronald M. Hahn (unter Pseudonym): Im Vorhof der Hölle – Horrorroman, bei ISFDB
- mit Wolfgang Jeschke: Arcane, Heyne (1982) – Kurzgeschichten, mit Umschlagbild von Wenske
- Scheiss drauf!: Eine Rock'n'Roll-Bio in Bildern, ein Leben gegen den Strich, Tilsner (2003)
- Rock’n’Roll Junkie. Psychedelic Maler. Underground Autor, Cocon (2009) – mit Beiträgen von u. a. Franz Rottensteiner und Uwe Anton
- Sackratten Blues, Robert Richter Verlag (2011). ISBN 978-3-932442-08-7
- Red Rooster, Robert Richter Verlag (2016)
- Black Eyes. Indonesier-Bands in Germany, Hirnlaich Verlag (2018). ISBN 978-3-945398-66-1
- Exodus 26, im Selbstverlag (2010) – mit Helmut Wenske Special, u. a. mit dem Essay Kein Leben für die Science Fiction – aber was für eines! von Uwe Anton
- Nova 30, p.machinery (2021)
Mit Illustrationen von Wenske:
- A Lovecraft Retrospective: Artists inspired by H. P. Lovecraft, Centipede Press (2008). ISBN 1-933618-34-5. Originalpreis USD 395,00
- Gustav Meyrink: The Golem, Centipede Press (2012). ISBN 1-933618-82-5. Originalpreis USD 225,00
Bücher mit Umschlagbildern von Helmut Wenske:
- Charles M. Collins (Herausgeber): A Feast of Blood, Avon (1975). ISBN 0-38000474-7
- Kirby McCauley (Herausgeber): Night Chills, Avon (1975). ISBN 0-38000397-X
- Charles M. Collins (Herausgeber): Harvest of Fear, Avon (1976). ISBN 0-38000412-7
- Edgar Pangborn: Davy, Heyne (1978). ISBN 3-453-30499-3
- Ward Moore: Es grünt so grün, Moewig (1981)
- Stanislaw Lem: Waffensysteme des 21. Jahrhunderts, Suhrkamp (1983)
- Stanislaw Lem: Eine Minute der Menschheit, Suhrkamp (1983)
- Angus McAllister: Der Computermensch, Ullstein (1985)
- H. P. Lovecraft: Die Literatur Des Grauens, Edition Phantasia (1985), limitierte Ausgabe – mit Illustrationen von Wenske
- Maria J. Pfannholz (das ist Pia Mayer-Gampe): Den Überlebenden, Heyne (1989)
- Horst Pukallus: Flüsterasphalt, Begedia (2014)
- 2000 Light Years from Home. Eine Zeitreise mit den Stones. Verlag Robert Richter (2004). ISBN 978-3-93244206-3 – Umschlaggemälde und Frontispiz von Helmut Wenske
- … sowie 50 weitere, siehe ISFDB
und einige Verweise bei der Deutschen Nationalbibliothek.
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