Samstag, 20. Juni 2020

Fast identische Simulacra

Philip K. Dicks Simulacra, 1. (links) und 2. Auflage mit identischem
Umschlagbild
Dieser Blog ist über das Sammeln und so gab es und gibt es hier hin- und wieder auch Beiträge, die dem Aussenstehenden, dem nicht-Sammelnden, ein wenig zu speziell erscheinen mögen. Dieses mal geht es um die zwei Auflagen der deutschen Erstausgabe von Simulacra.
Die amerikanische Erstausgabe von Philip K. Dicks The Simulacra erschien, wie so viele der frühen Werke von Dick, im bei Ace Books, Simulacra im August 1964 mit einem wunderbaren Titelbild von Ed Emshwiller. Im Dezember 1978 folgte dann beim Knaur Verlag die deutsche Erstausgabe in der Science Fiction Reihe mit der Verlagsnummer 708, übersetzt von Uwe Anton. Eine zweite Auflage folgt im April 1980. Die beiden Auflagen von Simulacra blieben der einzige Beitrag von Knaur von und zu Philip K. Dick in Deutschland.
Der Buchrücken von Dicks Simulacra bei Knaur: Erste Auflage (unten) und zweite Auflage (oben)
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Auflagen überhaupt nicht und sie wären damit auch nicht weiter interessant. Verdächtig wird der Nachdruck aber, weil die Verlagsnummer hier 5708 ist. Und ein Blick auf die Rücken der Bücher entlarvt die zweite Auflage als relevante und ggf. sammelwürdige Variante der ersten Auflage: Die zweite Auflage trägt unten als Verlagslogo ein stilisiertes K und die längs gestellte neue Verlagsnummer 5708, auch das blaue Logo der Science Fiction Reihe ist anders gestaltet. Man kann vermuten, dass Knaur zwischenzeitlich das Design (und die Nummerierung) der Reihe geändert hat und dies auch bei dieser Neuauflage angepasst hat. Der Preis von 5,80 DM, angezeigt über die dezente "580" ganz oben auf dem Rücken, hat sich zwischen den Ausgaben nicht geändert.
Impressum der
ersten Auflage (1978)
Impressum der
zweiten Auflage (1980)
Ein Blick ins Impressum zeigt, dass die zweite Auflage jetzt in Gütersloh gedruckt wurde, vorher kam sie aus Augsburg. Interessanter ist aber die Angabe der Auflagenhöhe, die in der ersten Auflage vollständig fehlt (und die man auch in aktuellen Ausgaben leider gar nicht mehr findet). Nach fünfzehntausend Exemplaren sind es in der zweiten Auflage nur noch fünftausend – und das spiegelt sich auch bei den Angeboten wieder, zweite Auflagen sind deutlich schwerer zu finden.
In meiner Sammlung finden sich beide Auflagen, die zweite Auflage war zuerst da, die erste folgte später und die zweite darf nun bleiben.
Nach dieser deutschen Erstausgabe ist Simulacra noch einmal bei Heyne (2005) in der Werkedition mit einer überarbeiteten Übersetzung herausgekommen. Bei Fischer in der Klassik-Reihe fehlt sie – noch.
Simulacra bei Heyne in der
Werkedition von 2005
Die in beiden Auflagen
identische Rückseite der
Ausgabe von Knaur
Es gibt neun englische Ausgaben des Romans. The Simulacra ist die Erweiterung der Kurzgeschichte Novelty Act, erschien zuerst in der Februar 1964 Ausgabe von Fantastic und dann erst wieder in den Collected Stories. Auf deutsch heisst die Erzählung Komische Nummer und ist nur in den Sämtlichen Erzählungen erschienen.
Finden kann man die beiden Ausgaben von Knaur von Simulacra, aber die zweite Auflage ist tatsächlich schwerer zu finden, insbesondere natürlich, weil Anbieter die bibliographischen Details, d. h. hier die Auflage, meist nicht (richtig) angeben.
Der Web-Tipp ist die Seite des 2014 verstorbenen Patrick Woodroffe, von dem die Umschlagillustration für die Ausgabe von Knaur ist. Das Motiv ist ursprünglich für Robert A. Heinleins The Door into Summer bei Pan Books (1974) gestaltet, die barbusige Schönheit in der Mitte des Bildes gehört auch zur diesem Roman, weniger zu Simulacra. Woodroffe hat auch für die deutsche Erstausgabe von Der dunkle Schirm bei Bastei (1980) das Domino Umschlagbild beigesteuert – und (ein anderes) für eine griechische Ausgabe desselben Romans von 1993.

Preise

"Simulacra", Knaur (1978/1980), ISBN 3-426-00708-8. Zwischen 4 und 10 Euro

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