Samstag, 6. Juli 2019

Als Sammler hat man's schwer!

Ein Philip K. Dick Comic
Ach, als Blobbel hat man's schwer von der Büchergilde Gutenberg (2019), illustriert von Katia Fouquet
Eine Überraschung hat mir (schon wieder) die Büchergilde Gutenberg bereitet. Gerade erst neulich habe ich dort schon die britischen Ausgaben der Folio Society gefunden. Jetzt findet sich dort ein Heft der Reihe Die Tollen Hefte mit dem Titel Ach, als Blobbel hat man's schwer!
Katia Fouquet hat hier für uns auf 32 Seiten die gleichnamige Kurzgeschichte von Philip K. Dick illustriert – und das ist nicht nur deshalb sensationell, weil es in Deutschland (derzeit) wenig genug Beiträge zu Leben und Werk von Dick gibt: sondern, weil es einfach sehr schön geworden ist.
Viel Wert haben Künstlerin und Herausgeberin auf die Farben gelegt, das Verfahren gibt dem Künstler hier wohl auch eine grössere Kontrolle als üblich. Das Heft ist im typischen Stil von Fouquet gestaltet, als grafische Elemente treffen auf zeichnerische Strukturen beschreibt das Page.
Beigelegt ist dem Comic ein 24-seitiges Heft mit dem deutschen Text der Kurzgeschichte in der aktuellen Übersetzung.
Das Blobbel-Heft trägt die Nummer 46 bei den Tollen Heften, auch wenn es sich schon um die 50. Ausgabe handelt. Man hatte die 46 ausgelassen und jetzt nachträglich herausgegeben – das wird zukünftige Sammler dieser Reihe verwirren, das ist klar. Dieser 50. Band ist allerdings auch der letzte der Reihe, die damit nach 28 Jahren endet.
Die Hefte haben 32 Seiten, einen Schutzumschlag, sie sind fadengeheftet und allen liegt zusätzlich eine Graphik, ein Poster, oder ähnliches bei. Die Auflagen sind limitiert und in der aufwändigen Original-Flachdruck-Graphik hergestellt. Den 150 nummerierten und signierten Vorzugsausgaben ist eine zusätzliche ebenfalls signierte Graphik beigelegt. Auch das Beiheft ist auf der Rückseite separat signiert.
Signierter Siebdruck (links) und Beilage (auf Rückseite signiert)
Herausgegeben werden die Tollen Hefte seit einigen Nummern von der Illustratorin Rotraut Susanne Berner, die die Reihe 2012 von ihrem verstorbenen Mann, dem Erfinder der Reihe, Armin Abmeier übernommen hat. Abmeier hat laut Berner Philip K. Dick verehrt, ebenso wie T. C. Boyle. Berner selbst dürfte vielen Eltern durch ihre Wimmlingen-Wimmelbücher bekannt sein – die Reihe ist jetzt ein ganzes Merchandising-Imperium geworden, das berührt aber den Charme der ursprünglich fünf Bücher nicht. In ihrem Blog schreibt Berner über die Tollen Hefte und auch speziell über dieses Heft.
Schön ist, dass diese Veröffentlichung nicht aus der Science Fiction Ecke kommt, sondern aus einer künstlerisch-literarischen. Fouquet hat vorher Hochliteratur illustriert, bei der Büchergilde erschien von ihr eine Graphic Novel zum 100. Geburtstag von Albert Camus: Jonas, oder der Künstler bei der Arbeit. Auch Berner kann man keine Nähe zur Science Fiction vorwerfen. Und in den Tollen Heften findet sich literarisches und noch mehr künstlerisches, aber vorher (wohl?) keine Science Fiction.
Ausschnitt der (einzigen) Illustration der Erstausgabe
von Oh, to Be a Blobel! im Februar 1964 im
Magazin Galaxy: Dr. Jones (links) und die Munsters
Die Kurzgeschichte Ach, als Blobbel hat man's schwer! ist im Original als Oh, to Be a Blobel! zuerst im amerikanischen Magazin Galaxy vom Februar 1964 herausgekommen. Man kann das hier im phantastischen Internet Archive im Original nachlesen. Die erste deutsche Übersetzung erschien schon 1965 als Wenn man ein Blobel ist … in 9 Science Fiction Stories bei Heyne – und der Blobel hat hier wirklich nur ein „b“ in der Mitte. Es gibt immerhin neun weitere Ausgaben mit wechselnden Titeln, seit 1994 in der Übersetzung von Thomas Mohr mit dem verdoppelten “b“ im so runder auszusprechenden Blobbel.
Inhaltlich erinnert die Pointe der Geschichte zunächst ein wenig an Das Geschenk der Weisen von O. Henry (dem Pseudonym von William Sydney Porter): Der Mann verkauft seine wertvolle und geliebte Uhr für ein Weihnachtsgeschenk für seine Frau, die ähnliches tut, um ihrem Mann eine Kette für die Uhr zu kaufen. Am Schluss stehen beide mit einem praktisch-nutzlosen Geschenkt da. Bei Porter haben die beiden aber etwas gewonnen. Bei Dick ist das … wohl nur teilweise so und statt besinnlicher Weihnachtsstimmung ist viel Sarkasmus in dieser Geschichte.
Verkauft wird die Reihe seit der Nummer 50 von der Büchergilde nur an Mitglieder, also auch die Nummer 46. Man kann das Heft allerdings schon auf dem offenen Markt finden, dort derzeit noch deutlich teurer. Die einmalige Gesamtauflage liegt bei zweitausend Exemplaren. Und ob man die knappe, auf 150 Exemplare limitiert Vorzugsausgabe überhaupt ergattern kann, ist fraglich – zumal diese Reihe wohl auch intensiv gesammelt wird.
Zur Kurzgeschichte kann man bei Wikipedia (auf Englisch) nachlesen, besser aber bei den PhilipKDickFans.
Einen Überblick über sämtliche Kurzgeschichten von Dick gibt es im Blog natürlich auch – und auch einen Überblick über alle Comics.

Preise

"Ach, als Blobbel hat man's schwer", ISBN 978-3-7632-6046-1 für 16 Euro bzw. die Vorzugsausgabe ISBN 978-3-7632-6146-8 für 56 Euro, beide nur für Mitglieder der Büchergilde

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