The Collected Stories – Neu bei Gollancz

Mal wieder was Neues! Der britische Stammverlag von Philip K. Dick, Gollancz, bringt die Collected Stories von Philip K. Dick heraus – in vier Bänden! Seit der Erstausgabe der Collected Stories bei Underwood-Miller 1987 sind die Stories auf Englisch immer in fünf Bänden herausgekommen, mit einer Ausnahme: nämlich in der teuren Sammlerausgabe 2021 bei Folio.

Im Schatten des teuren Bruders: Volume One der Collected Stories of Philip K. Dick neu von Gollancz

Jetzt ist er also da: Volume One von The Collected Stories of Philip K. Dick. Erschienen offiziell am 14. September; aus England war er dann ein paar Tage länger unterwegs zu mir. Gleichzeitig ist auch Volume Two erschienen, die weiteren Bände folgen im Oktober.

Persönlich gefällt mir die Aufmachung sehr gut, auch mit der Reduzierung auf vier Bände kann ich durchaus leben. Inhaltlich handelt es sich tatsächlich um die Taschenbuchausgabe der Folio-Bände mit 29 Kurzgeschichten und den wertvollen Notes der Erstausgabe, Äusserungen von Dick zu den Geschichten. Es fehlen die Einführungen der Folio-Ausgabe und natürlich die Illustrationen. Gegenüber der Erstausgabe fehlt, wie bei Folio, aber Vorwort und Einführung. Korrigiert hat Gollancz auch den Titel der Reihe: bei Folio hiess es noch The Complete Short Stories, das ist nicht ganz falsch, aber der ursprüngliche Name der Erstausgabe, den Gollancz auch verwendet, ist eben The Collected Stories. Ganz verzichtet hat man auf einen Einzeltitel, üblich war für den ersten Band Beyond Lies the Wub. Das hat oft zu Verwirrung geführt, weil der Einzeltitel gelegentlich variiert wurde und der Leser so den gleichen Inhalt unter verschiedenen Titeln wiederfand: Bei Gollancz hiess der erste Band auch The Short Happy Life of the Brown Oxford.

Das Layout der neuen Ausgabe ist identisch mit der Folio-Ausgabe, man kann vermuten, dass Gollancz, als Inhaber der Rechte, wohl mit Folio zusammengearbeitet hat. Diese Taschenbuchausgabe zielt auch auf einen anderen Markt als Folios teure Luxusausgabe, die zum Lesen sowie zu schade (und unpraktisch) ist.

Das Umschlagbild gefällt mir, ich kann es aber nicht mit einer konkreten Kurzgeschichte direkt in Verbindung bringen, eine Ende-der-Welt-Explosion ist natürlich in mehreren Geschichten impliziert, steht aber nie wirklich im Mittelpunkt. Den Geist dieser frühen Werke des Autoren trifft es aber recht gut. Eine Suche nach dem Urheber enthüllt die etwas unappetitliche Angabe „Shutterstock“. Man würde sich wünschen, dass ein Verlag wie Gollancz bzw. das Mutterhaus Orion die Umschlagbilder selbst gestalten lässt und nicht auf anonyme Fertigware zurückgreift. Rückblickend stellt man natürlich fest, dass die Verwendung von Fertigware schon immer üblich war, die Raumschiffe auf den britischen Ausgaben der 70er Jahre waren auch verfügbare Illustrationen ohne jede Zusammenhang mit dem Inhalt (jenseits der Kennzeichnung des Buches als Science Fiction).

Die Erstausgabe von The Collected Stories of Philip K. Dick ist 1987 bei Underwood-Miller erschienen, Paul Williams war damals wohl verantwortlich alle Kurzgeschichten zusammenzusammeln, sicher keine einfach Aufgabe.

Die erste britische Ausgabe ist 1989/90 bei Gollancz im charakteristischen gelben Umschlag erschienen, in dem auch schon einige der Romane von Dick erschienen waren. Heute sind beide Hardcover-Ausgaben eher teuer zu bekommen, die britischen Bände werden überwiegend einzeln gehandelt, einzelne Bände sind unterschiedliche teuer – vor allem der letzte Band, The Little Black Box sticht preislich heraus. Beim ersten Band gibt es bei der ersten Auflage einen Druckfehler im Titel (Wubb statt Wub) auf dem Buchrücken.

Grafton hat 1990 eine (immer noch) bezahlbare Taschenbuchausgabe herausgebracht, Gollancz 1999 eine neue Ausgabe, die immer noch erhältlich ist – man kann aber annehmen, dass sie jetzt ausläuft.

Beim Sammeln ist es etwas schwierig den Überblick über die Ausgaben und Bände zu behalten, da vor allem die amerikanischen Verlage die Titel der einzelnen Bände geändert haben, teilweise auch mit anderen Umschlagbildern. Die Verlage wollten mit den Titeln an aktuelle Verfilmungen anknüpften, so hat man Orion den Titel des vierten Band von The Days of Perky Pat auf Minority Report geändert: Anderer Name, aber gleicher Inhalt. Um die Verwirrung komplett zu machen gibt es auch eine Anthologie Minority Report (in diversen Varianten), die aber nicht dem vierten Band der Collected Stories entspricht, sondern andere Kurzgeschichten enthält: Gleicher Name, aber anderer Inhalt.

Volume Two, Three und Four der Collected Stories of Philip K. Dick (Abbildungen von der Verlagsseite)

Auf Deutsch sind die Collected Stories zuerst in zehn Bänden bei Haffmans erschienen – über neun Jahre von 1993 bis 2001. Der lange Zeitraum ist, wie die Unterteilung in zehn Bände, wohl ökonomischen Überlegungen geschuldet.

Später kam der Text dann bei Zweitausendeins in fünf Bänden heraus, mit dem „legendären“ Beibuch, in (mindestens) drei Auflagen (2008/12/14); diese Ausgabe kann man auch noch verlagsfrisch erwerben. Uneinig ist man sich bloss bei der deutschen Benennung, es gibt dort die Bezeichnung „Sämtliche Erzählungen“, aber auch (besser – weil näher am Originaltitel) die „Gesammelten Erzählungen“.

Der dritte und vierte Band von Orion folgen am 26. Oktober 2023 … das könnte ein schönes Weihnachtsgeschenk sein. Hier in diesem Blog wird noch mal ein ausführlicherer Eintrag folgen, wenn alle vier Bände in der Sammlung sind.

Hier gibt es einen Blick auf den zweiten Band beim Verlag.

Anhang: Inhalt Volume One

Weil es sonst nicht veröffentlich ist, hier der Inhalt des ersten Bandes: 29 Kurzgeschichten + Vorwort und Notes:

• Vorwort
• Stability
• Roog
• The Little Movement
• Beyond Lies the Wub
• The Gun
• The Skull
• The Defenders Mr Spaceship
• Piper in the Woods
• The Infinites
• The Preserving Machine
• Expendable
• The Variable Man
• The Indefatigable Frog
• The Crystal Crypt
• The Short Happy 
• Life of the Brown Oxford
• The Builder
• Meddler
• Paycheck
• The Great C
• Out in the Garden
• The King of the Elves 
• Colony
• Prize Ship
• Nanny
• The Cookie Lady
• Beyond the Door 
• Second Variety 
• Jon's World
• Notes (7 Seiten)

Preise

"The Collected Stories of Philip K. Dick"
- Orion 2023 in vier Bänden, jeweils um 14 Euro (10,99 Pfund), um 600 Seiten (auch als eBook erhältlich)
- Gollancz Hardcover 1989/90 in fünf Bänden, antiquarisch bei 50 bis 200 Euro pro Band
- als "The Complete Short Stories", Folio Society (2021) in vier Bänden im Schuber, antiquarisch bei 1.000 Euro

"Sämtliche 118 SF-Geschichten", fünf Bände im Schuber, Zweitausendeins für 50 Euro